Blutjägerin (German Edition)
Warnsignal von sich. Zugriff verweigert, blitzte auf dem Bildschirm auf. Mist, gesperrt. Sophie kontrollierte den Zugang. Das war eigenartig. Obwohl sie noch immer eingeloggt war und über alle Rechte verfügen sollte, blockte der Computer den Zugriff. Jeder weitere Versuch, die Sicherheitsbarriere zu umgehen, schlug fehl.
Was nun? Sie versuchte, sich zu entspannen. Krampfhaft würde sie das Problem nicht lösen. Sie tastete nach dem Kaffee, nahm einen Beruhigungsschluck und betrachtete weiterhin den Bildschirm in der Hoffnung, das Problem zu lösen. Im Gegensatz zum Hauptsystem war dieser Bereich separat und vor allem wesentlich besser geschützt. Jemand versuchte, etwas zu verbergen. Vielleicht die Akten toter Vampire und deren Opfer? Oder jagte sie einem Hirngespinst hinterher?
Ein Gefühl sagte ihr, dass es besser wäre, umzukehren und nicht weiter zu bohren. Auch wenn sie alle Vorkehrungen getroffen hatte, ihre Identität zu verbergen, war sie nicht sicher, ob die Sicherheitsbarriere nicht über Möglichkeiten verfügte, Eindringlinge aufzuspüren. Doch sie war nun schon so weit gekommen. Aufgeben würde sich wie eine Niederlage anfühlen, und wenn sie eine Tugend von ihrem Vater geerbt hatte, dann seinen Sturschädel. Gepaart mit der Ausdauer ihrer Mutter ergab das eine gefährliche Kombination.
Nur, was brachte ihr das Wissen über die Existenz dieses Computers? Sie kehrte zum Dateiordner zurück, in dem der Obduktionsbericht abgelegt war, und betrachtete noch einmal die Zugriffsliste. Ihr Blick fiel auf die Adressierung der Netzwerkbuchse. Eine Nummer, die einem einzigen Netzwerkanschluss zugeordnet war. Natürlich, warum war sie nicht früher darauf gekommen? Auch wenn der Rechner den Zugriff verweigerte, hatte sie zumindest eine Chance, seinen Standort zu ermitteln. Sophie durchsuchte das Netzwerk nach den Plänen. Sie lagen wie auf dem Präsentierteller völlig unverschlüsselt in einem Ordner.Fortuna war ihr wohlgesonnen. Sie fand den Netzwerkanschluss des Computers, der in einem Kellerarchiv unterhalb der Tiefgarage eingezeichnet war. Und das Archiv, eine Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg, war laut den Plänen seit Jahrzehnten verwaist. Bei Gott, wenn das kein Hinweis auf ein Versteck war. Wie es aussah, gab es einen aktiven Zugang über einen Lift der Tiefgarage. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie nur einfach in den Lift steigen und einen Knopf drücken musste, um dort hinunterzugelangen. Der Zugang war bestimmt gesichert und überwacht. Aber wenn sie Informationen über ihren Vater haben wollte, lagen diese dort unten.
Noch einmal durchsuchte sie das Netzwerk nach den Programmen, die den Lift steuerten. Unscheinbar für jemanden, der nicht explizit danach suchte, offenbarte ihr die Programmierung des Lifts einen sechsstelligen Mastercode.
Sie atmete tief durch, verdrängte die aufkommende Nervosität. Hier endeten die digitalen Möglichkeiten. Ihr Verstand schalt sie eine Verrückte, doch welche andere Wahl blieb ihr, als dort reinzugehen? Verdammt noch mal, sie musste es versuchen, ob es ihr gefiel oder nicht.
Zuvor wollte sie wenigstens mit Dominik sprechen. Vielleicht wusste er etwas darüber.
„Hallo! Wilhelm? Dominik?“, rief Sophie, als sie den Saal des Hauptquartiers betrat.
„Wilhelm ist nicht hier“, antwortete Dominik. Er saß auf einer Bank und reinigte eine Waffe, die er in alle Einzelteile zerlegt hatte. Daneben standen ein Krug Bier und ein Teller mit Wurst.
„Ich brauche deine Hilfe, Dominik.“
„Wobei?“, fragte er gelassen, trank von seinem Bier und aß ein Stück Hartwurst.
„Ich muss in die Gerichtsmedizin.“
„Jetzt?“ Er machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen.
„Ja, jetzt.“
„Um diese Zeit wirst du dort niemanden antreffen.“
„Ich muss etwas nachprüfen.“
„Du willst in die Gerichtsmedizin einbrechen?“
So gesehen klang das krass. „Einbrechen würde ich nicht sagen, ich will ja nichts stehlen.“ Zumindest hatte sie das nicht vor.
„Wie stellst du dir das vor? Wir sind Jäger, keine Diebe.“
Okay, hier war keine Hilfe zu erwarten. „Dann geh ich eben allein.“ Sie war schon auf dem Weg zu ihrem Zimmer, als Dominik ihr hinterherrief, sie solle warten.
„Wenn sie dich erwischen, landest du hinter Gittern, Sophie. Das ist es nicht wert.“
Sie ging in ihr Zimmer und suchte ihre Jägerausrüstung. Dominik kam ihr hinterher. Wie konnte sie davon ausgehen, dass er sie verstehen würde. Dennoch versuchte sie, es ihm
Weitere Kostenlose Bücher