Blutjägerin (German Edition)
zu erklären. „Ich muss einfach wissen, wie Vater gestorben ist.“
„Du hast doch das Video gesehen. Es war der Glatzkopf.“
Sie nahm die Jägerausrüstung aus dem Schrank. Der perfekte Anlass, den Anzug das erste Mal in ihrem Leben zu probieren. Sie knallte Dominik die Tür vor der Nase zu, schlüpfte in die Hose und zog Bluse und Lederbustier an. Dann band sie den Gürtel um und griff nach der Jacke.
„Genau das will ich nachprüfen“, erklärte sie dem verblüfft dreinschauenden Dominik, als sie die Tür aufriss. Sie schob sich an ihm vorbei in Richtung Labor, nahm einen Dolch und einen Revolver aus dem Waffenfundus und rundete ihre Ausrüstung mit einem Satz Dietrichen ab. „Wenn es wirklich dieser Glatzkopf war, dann gnade ihm Gott.“
„Du bist verrückt, Sophie.“
Sie verschwendete keinen Augenblick mehr mit Diskutieren. Stattdessen verließ sie den Saal des Hauptquartiers und kehrte durch das Tunnelsystem zurück zum geborgten Wagen, der jetzt zu ihrem dunklen Outfit passte.
Als sie losfuhr, sah sie im Rückspiegel, wie Dominik aus dem Haus gelaufen kam. Er konnte nicht wissen, welchen Wagen sie fuhr, weshalb er sich verwirrt umblickte, und kopfschüttelnd kehrtmachte. Er schien sich Sorgen zu machen. Aber ein Angsthase war er schon immer. Obwohl er natürlich recht hatte, aber sie musste es einfach riskieren.
Sie erreichte die Gerichtsmedizin wenige Minuten später. Nur hinter wenigen Fenstern brannte noch Licht.
Zuerst überlegte sie, etwas abseits zu parken. Doch der Gedanke erübrigte sich, als sie im Schritttempo zur Einfahrt der Tiefgarage rollte und der Portier sie offenbar für einen Lieferanten hielt. Jetzt nur nicht auffallen. Sie versuchte, freundlich zu lächeln, während sich die Schranke öffnete. Der Portier nahm kaum Notiz von ihr, nickte nur kurz und wandte sich einem Fußballspiel im Fernsehen zu. Sie parkte den Wagen und warf einen Blick auf ihr Handy, auf dem sie die Gebäudepläne abgespeichert hatte. Hoffentlich war das Spiel spannend genug.
Sie stieg aus, knöpfte ihren Mantel zu und ging ein paar Schritte, vergewisserte sich noch einmal, wo sie hinmusste und folgte dem Plan zu dem Lift.
Während sie die Taste drückte und wartete, dass sich die Türen öffneten, meinte sie von draußen Schüsse zu hören. Das Quietschen von Reifen, das von der Einfahrt zu kommen schien. Dann knallte es. Sie zuckte zusammen. Was zum Teufel war das?
Vor ihr gingen endlich die Lifttüren auf. Drinnen untersuchte sie rasch das digitale Tastenpult und tippte den Mastercode ein. Ein schriller Piepton erklang und sie erschrak beinahe zu Tode. Das war definitiv das erste und letzte Mal, dass sie irgendwo einbrach.
Sie atmete tief durch. Alle Lämpchen auf der Anzeige leuchteten auf, dann setzte sich der Lift mit einem Ruck in Bewegung und fuhr nach unten. Nach einem kurzen Surren öffneten sich die Türen.
Vor ihr lag ein langer Gang mit Edelstahlwänden und schwarzen Böden. Der Geruch von Formaldehyd lag schwer in derLuft. Nur schwaches Licht beleuchtete den Gang. Die Räume hinter den Glastüren waren dunkel, bis auf den letzten Raum am anderen Ende des Korridors. Jemand summte schief vor sich hin.
Alles klar, sie war also nicht allein. Dennoch gab es kein Zurück mehr, sie war hier und musste nun da durch. Entschlossen betrat sie den Korridor, knöpfte den Mantel auf, um ihre Waffen griffbereit zu haben. Etliche Male hatte sie es geübt, aber eine Übung war keine Realität. Was sie hier tat, kam ihr wie ein böser Traum vor. Mit bleiernen Füßen ging sie einige Schritte, hielt an und lauschte wieder.
Sie hörte metallisches Klappern, vermutlich Instrumentenbestecke. Wie von selbst wanderten ihre Finger zu ihrer Waffe. Sie hatte nicht vor, irgendjemand zu verletzen. Sofern sie sich nicht verteidigen musste, wollte sie von der Waffe keinen Gebrauch machen. Aber die Berührung des Griffes gab ihr das Gefühl von Sicherheit.
Die Tür zu dem Raum am Ende des Ganges stand offen. Ein Mann beugte sich über eine verkohlte Leiche und war dabei, einen Schnitt mit einem Skalpell zu machen. Sie ahnte, wer dieser Tote war.
„Doktor Roth?“
Der Mann zuckte vor Schreck, das Skalpell schnitt in einer wirren Bahn über den Leichnam. Er sah hoch und schlagartig veränderte sich sein Blick von erschreckt zu raubtierartig. Lange Reißzähne schoben sich aus seinem Oberkiefer und er wich zurück.
„Wie kommst du hier rein, Jägerin?“
Seine Stimme troff vor Abscheu. Was hatte sie anderes
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