Blutjägerin (German Edition)
…“
„Ich muss mir zuerst selbst im Klaren sein, was da mit mir passiert.“
„Schon gut.“ Clement nahm sich ebenfalls eine Phiole. „Aber denk dabei an die Agentur und den Rat.“
„Das tue ich. Immer. Das ist das Problem.“ Gerald trank einen Schluck und sank gegen die Tür eines Küchenschrankes.
„Was ist mit Jonathan? Du hast gesagt, du hättest auch über ihn etwas erfahren?“
„Das hätte ich beinahe vergessen“, antwortete sein Bruder. „Er befindet sich in den Archiven Roms.“
„In Rom? Wie ist es ihm gelungen, da reinzukommen?“
„Der Kopf eines Vampirs war seine Eintrittskarte.“
„Linus’ Kopf?“
„Den Beschreibungen nach, ja. Es sind im Moment nicht so viele Köpfe im Umlauf.“ Clement grinste.
Gerald trank den letzten Schluck, stellte die Phiole ab. „Was könnte er dort suchen?“
„Er führt auf jeden Fall etwas im Schilde. Wir sollten ihn nicht aus den Augen lassen.“
„Ich gebe dir in diesem Fall freie Hand“, sagte Gerald.
„Zuerst möchte ich mich in dieser Bar umsehen.“
„Ich halte es für keine gute Idee, wenn du allein reingehst.“
„Allein falle ich nicht auf und ich werde bei Tag gehen. Dich würde man sofort erkennen.“ Clement klang entschlossen. „Wenn dieser Dreckskerl recht hatte, dann wissen wir, wo wir sie am schmerzhaftesten treffen können.“
Clements Ansicht klang vernünftig, und solange die Agentur in Personalnöten war, mussten sie jede Möglichkeit ausloten, effektive Offensiven gegen die Clans der freien Liga zu führen, sollten diese die Rasse in Gefahr bringen.
„Ich möchte, dass du mich auf dem Laufenden hältst. Ich versuche, in der Zwischenzeit mehr über Jonathans Besuch in Rom herauszufinden.“
Trotz des trüben Wintermorgens, der sich über den Fenstern ihrer Studiowohnung spannte, erwachte Sophie entspannt und glücklich. Sie streckte sich und atmete tief durch, sog den Duft der Liebe ein, der jeden Zentimeter des Raumes erfüllte.
Sophie tastete auf die rechte Betthälfte, in der Hoffnung ihn zu spüren. Ihre Hand strich über eine unbenutzte Decke. Wie es schien, hatte er sie nur hergebracht und sich danach aus dem Staub gemacht. Warum ärgerte sie sich darüber? Was hatte sie erwartet? Sie hatte ihn eingeladen, ihn gewissermaßen verführt. Vielleicht hatte er es lediglich als ein Angebot für einen One-Night-Stand gedeutet. Wieder einmal erkannte sie, dass sie nichts über ihn wusste, außer dass er ihre Gefühle und ihren Verstand durcheinanderbrachte.
Sophie stand auf, warf sich den Morgenmantel über und ging ins Wohnzimmer. Auch dieser Raum duftete nach ihm, weckte Erinnerungen an seine Berührungen und seine Wildheit, mit der er sie geliebt hatte, wie kein Mann zuvor. Umso enttäuschter war sie, dass er nicht mehr da war. Sie setzte sich auf den Teppich und vergrub ihre Finger in den flauschigen Fasern. Der euphorische Moment des Erwachens verblasste immer mehr. Sie hatte mit diesem Mann geschlafen, ohne auch nur einen Gedanken an Verhütung oder Sicherheit verschwendet zu haben. Zwar nahm sie die Pille, sodass sie nur schwerlich schwanger werden konnte, aber vor Krankheiten schützte das nicht. Auch wenn er ihr schon zwei Mal das Leben gerettet hatte, bedeutete das nicht, dass er kein Casanova war, der die Anzahl seiner Liebschaften schon lange nicht mehr zählte.
Sie versuchte, sich den Morgen nicht durch Schwarzmalerei zu verderben und nahm sich vor, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein. Sollte es je eins geben.
Einen Moment verharrte sie am Boden, kostete die Schwingungen aus, die bei den Gedanken an ihn immer noch durch sie flossen. Dann stand sie auf, um sich einen Kaffee zu machen. Dabei entdeckte sie in der Küche einen Zettel mit einer Notiz.
Ich bedanke mich für diese besondere Tasse Kaffee, die mich süchtig gemacht hat. Mein Herz kann es kaum erwarten, Dich wiederzusehen und ich entschuldige mich für mein plötzliches Verschwinden. Leider ruft die Pflicht
.
In Liebe, G
.
In Liebe.
Ein umwerfendes Glücksgefühl durchströmte sie.
Sofort schaltete sich ihr Misstrauen wieder ein. Vielleicht hatte er diesen Text schon zig Mal geschrieben, doch sie konnte nicht anders, als ihm seinen Aufbruch zu verzeihen. Süchtig nach ihr … Sie hoffte, dass er besonders dies nicht jeder Frau sagte.
Das bedeutete aber auch, dass sie ihn bald wiedersehen würde. Versöhnlich gestimmt duschte sie, zog sich an und wollte sich ein kleines Frühstück bereiten, als ihr Handy läutete und Dora
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