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Blutjägerin (German Edition)

Blutjägerin (German Edition)

Titel: Blutjägerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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Da war die Erscheinung schon wieder verschwunden als wäre sie niemals da gewesen. Sie schüttelte den Kopf und ging mit weichen Knien weiter. Jetzt fing sie schon an, zu halluzinieren. Es musste an der Müdigkeit liegen.
    Die Kreatur tauchte in diesem Moment des Zweifeins wieder auf und verharrte.
    „Hallo Sophie“, hallte eine Stimme in ihren Kopf.
    Nun hörte sie auch noch Stimmen. „Du bist nicht wirklich da.“ Sie zwang sich, weiterzugehen.
    „Bist du dir so sicher?“
    Die Kreatur schlug ihre Kapuze zurück. Ein Kopf kam zum Vorschein, wie der eines Hundes, dem man das Fell abgezogen hat. Sie schluckte den Schrei hinunter. Nur ein Hirngespinst, beschwor sie sich. Das Haus des Ordens lag bereits vor ihr. Nur noch wenige Schritte, dann war sie in Sicherheit.
    „Denkst du, diese Mauern halten mich auf?“
    Die Bestie lachte grausam und verschwand erneut. Sophie rannte los. Als sie das Haus erreichte, schaute sie kurz über die Schulter. Nichts zu sehen. Sie warf die Tür ins Schloss und eilte ans Ende des Korridors. Der Schreck steckte noch in ihren Beinen. Die Geheimtür war geöffnet. War es ein Spiel? Oder war der Assassine längst an ihr vorbei? Sophie stieg die Treppe hinunter in das Tunnelsystem. Immer wieder hielt sie an, in der Erwartung, der Assassine tauche jeden Augenblick wieder auf. Doch nichts geschah. Ihr Atem und ihre Schritte begleiteten sie, während sie durch den Tunnel zur Tür des Hauptquartiers eilte.
    Auch die massive Holztür stand weit offen. Im Saal herrschte Chaos. Himmel, was war hier geschehen? Die Tische und Bänke waren beiseitegeschoben und von der Tür bis zur Stahltür des Kerkers zog sich eine Spur, als hätte jemand einen schweren Gegenstand über den Boden geschleift.
    Der Vampir.
    Sophie eilte zur Kerkertür. Sie war nur angelehnt, wohingegen die Verbindungstür durch die Glaswand in den eigentlichenZellenbereich offen stand. Verdammt, die Liege war leer.
    „Suchst du etwas?“
    Sophie wandte sich um. Ein Schatten stürzte auf sie zu. Sie stolperte zurück, fiel auf die Liege. Knochige Finger legten sich um ihr Gesicht.
    „Schließ die Augen“, befahl die Stimme in ihrem Kopf. Sie kämpfte vergeblich gegen die Schwere ihrer Lider. „Ich löse die Blockade, offenbare dir die Wahrheit, die dir genommen wurde.“ Wie stählerne Klammern umschlossen die Klauen ihr Gesicht. „Schlaf.“
    Sophie fand sich wieder in dem Traum, den sie oft träumte. Sie stand vor dem Hintereingang zum Theater. Eine gewöhnliche Metalltür aus geschweißten und weiß lackierten Blechen. Sie hob ihre Hand, griff nach der Türklinke. Obwohl sie wusste, dass sich diese Tür nicht öffnen ließ, versuchte sie es jedes Mal aufs Neue und plötzlich klappte es. Die Tür öffnete sich wie von selbst. Warme Luft strömte in ihr Gesicht. Es roch nach Lack und alten Möbeln. Sie betrat einen langen Gang, in dem Requisiten und alte Bühnenbilder lagerten. An einem mit spinnennetzartigen Rissen überzogenen Spiegel im goldfarbenen Rahmen blieb sie stehen. Sie blickte in das Gesicht eines Mädchen an der Grenze zur Frau. Ihre kastanienfarbenen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, sie trug einen schwarzen Jogginganzug und einen roten Rucksack. So wie an der Tür vorhin, hatte sie das Gefühl, als beginne der Widerstand in ihrem Unterbewusstsein, der sie vor dieser Erinnerung bewahrt hatte, zu bröckeln. Sie erinnerte sich wieder, dass es ein Sonntagabend war. Sie kam von einem Kampfsportturnier und wollte ihre Mutter vom Theater abholen. Die Vorstellung im Burgtheater war ausgefallen und ihre Mutter war noch hier, um zu proben. Sie folgte dem Gang, der zu den Garderoben der Schauspieler führte, blickte durch die Tür in den Umkleideraum ihrer Mutter. Es war dunkel, roch nach Mutters Parfüm. Sie knipste das Licht an und blickte sich in dem penibel aufgeräumten Raum um. Alles hatte hier seinen Platz, vom Blumenstrauß, dem Spiegel bis hin zu der Wand, an der zahlreiche Zeitungsausschnitte und Bilder hingen. Ihre Mutter hatte diese Ordnung gebraucht, um sich vorzubereiten. Da sie nicht hier war, bedeutete dass, sie stand allein auf der Bühne und probte.
    Als sie wieder auf den Gang trat, stieß jemand einen schrillen Schrei aus. Er kam von der Tür am Ende des Korridors, hinter der der Bühnenbereich lag. Wieder begann ein Stück der Blockade in ihrem Kopf, zu bröckeln.
    Die Vergangenheit vermischte sich mit der Gegenwart. Für einen Moment sah sie den Friedhof und den Grabstein ihrer Mutter.

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