Blutkirsche
Hacke winzige Spuren von Blut und Kopfhaaren und verglichen sie mit der DNS des Opfers. Sie stammen eindeutig von ihm. Also ist das Gartengerät eine Tatwaffe!“ Mauser schwieg eine Sekunde bedeutungsvoll und fuhr fort: „Die Fingerabdrücke auf dem Stiel der Hacke konnten wir ermitteln, aber sie sind nicht in unserer vergleichenden Datei gespeichert.
„Also Abdrücke von jemandem ohne Vorstrafen“, mutmaßte Anne. „Selbst wenn wir sie Fink zuordnen könnten, muss er nicht der Täter sein, denn er hatte die Hacke in seinem Geräteschuppen verstaut und schien völlig überrascht, zwei von der Sorte dort vorzufinden.“
„Sonst noch etwas?“, fragte Anne den Kriminaltechniker.
„Ja.“ Mauser nahm einen zerfledderten Turnschuh auf. Anne erkannte den Schuh aus Finks Garten.
„Wahrscheinlich hat ein Fuchs ihn geklaut, denn wir haben Bissspuren und Speichel eines Tiers ermittelt.“
„Ei verbibsch“, rief Marco aus. „Jetzo – ich habe mal gelesen, dass Füchse Schuhe als Spielzeuge für ihre Jungen verschleppen.“
„So könnte es vielleicht gewesen sein.“ Anne überlegte. „Waren menschliche Spuren zu finden?“
„Nur Epithel-Hautreste des Getöteten und seine Fingerabdrücke.“
„Ist das alles?“, fragte Anne den Kriminaltechniker.
„Nein! Unser Spezialist hat die Gipsabdrücke vom Tatort mit unserem Archiv, in dem sich 25 000 Schuhabdrücke befinden, verglichen. Es gab Treffer: Zwei unterschiedliche Sportschuhmarken. KangaRoos in Größe 36 und Nike-Joggingschuhe in Größe 39, eindeutig Frauengrößen. Zusätzlich die Abdrücke von Wanderstiefeln älteren Datums in Größe 43, der dazugehörige Träger muss behindert sein oder am Stock gehen. Und dann die von den Turnschuhen des Opfers. Wissen Sie, der Schuh ist wie ein Stempel, so unverwechselbar wie Fingerabdrücke. Ein bestimmter |158| Sport, eine individuelle Art zu gehen, nutzt unterschiedlich die Sohlen ab. Bringen Sie uns die dazugehörigen Schuhe, und wir können die Täter überführen.“ Mauser grinste zufrieden.
Diesmal pfiff Anne. „Also drei unterschiedliche Größen! Zu einer Jeans könnte man Wanderstiefel tragen, zur Sportkleidung sind sie nicht unbedingt die erste Wahl. Aber es gibt nichts, was es nicht gibt in puncto Kleidung. Trotzdem glaube ich, dass es die Abdrücke der Stiefel vom Zeugen Rösler sind. Der trug bei der Vernehmung im Schrebergarten welche. Die Größe könnte auch passen. Außerdem ging der alte Mann an einem Stock und seine Trekkinghosen waren aus heller Baumwolle. Fink trägt keine Schuhgröße 36 oder 39, davon konnten wir uns schon selbst ein Bild machen. Aber nach wie vor gehört er zu unseren Verdächtigen.
Ich sehe das so: Wir brauchen unbedingt Lifescans der Hände von Fink, Natalie und Wilma Fiori, ebenso Haarproben mit Wurzel zur DNS-Bestimmung von allen dreien. Wir müssen nach dem Freizeitanzug oder einer Jacke aus einem Mikrofasergewebe, den Jeans und Turnschuhen in Größe 36 und 39 suchen.“
„Unbedingt!“, sagte Marco. „Wir bestellen die drei zum Verhör ein und filzen die Wohnungen.“
„Du vergisst, dass Natalie Kohl im Krankenhaus liegt, wir müssen uns zuerst erkundigen, ob sie überhaupt vernehmungsfähig ist, dann sehen wir weiter“, erwiderte Anne. „Wir laden Fink und Fiori zur Vernehmung für morgen, Freitagnachmittag ein. Vorher gehen wir durch Kohls Wohnung, vor allen Dingen möchte ich mir Natalies Zimmer ansehen. Anschließend wird die Parzelle von Fink nochmals durchsucht, dann die von Fiori. Uns fehlt immer noch die Axt!“
Das Handy von Anne klingelte. „Günther, du? Was gibt es?“, fragte sie erstaunt und sah, dass Marco seine Augenbrauen hochzog.
„Es ist was Privates“, flüsterte sie ihm zu und drehte sich um. Gleichzeitig kündigte sich das Knistern in ihrem Kopf erneut an.
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Günther hatte sie ins Restaurant bestellt. Es befand sich im obersten Stockwerk des Kunstmuseums am Schlossplatz, einem gläsernen Kubus. Als Anne das Gebäude betrat, bemerkte sie, dass der Glasbruch einer der großen Scheiben an der Vorderseite des Museums wie ein Spinnennetz aussah.
„Treffen wir uns auf neutralem Boden“, hatte ihr Ex-Ehemann entschieden. Anne fühlte sich wie am Vorabend einer entscheidenden Schlacht, als sie zu einem Tisch direkt an der Fensterfront geführt wurde. Sie wusste, dass sie die schlechtere Position haben würde. Günther besaß alle Trümpfe in der Hand und würde sie ausspielen, so wie sie ihn kannte. Aber
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