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Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Weitbrecht
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Anne für immer zerstörte, aber sie waren schon geschieden und Anne hatte ihm nie zu verstehen gegeben, es könnte eine Aussöhnung stattfinden. Und schließendlich hatte sie Schuld an dieser Situation.
    Aber wie sollte er es seiner Mutter beibringen, dass sie ab jetzt keinen Enkelsohn mehr hatte? So lange wie möglich musste er dies verschweigen, zu groß konnte der Schock für sie sein. Aber vielleicht gab es eine biologische Lösung und er musste es nur aussitzen. Bei seiner Mutter, die nach dem erneuten Schlaganfall sehr abbaute, war es nur eine Frage der Zeit, bis es mit ihr zu Ende ging.
     
    Kühl verabschiedete sich Anne von ihrem Ex-Mann. Wenn es nach ihr ginge, auf Nimmerwiedersehen. Mit Schrecken dachte sie daran, was Julian wohl von ihr hielt, wenn er erfuhr, dass er in Zukunft nicht mehr Wöhrhaus, sondern Wieland hieß und dass sie ihn belogen hatte. Würde er Günther vermissen?
    Sie überlegte, was wäre gewesen, wenn ihr Ex tatsächlich den Mord begangen hätte? Hätte er sie dann auch erpresst, dass sie die Ermittlungen gegen ihn einstellte?
    Sie ging davon aus, dass sie bald ein Schreiben vom Gericht bekam. Vorher musste sie Berger oder den neuen Chef unterrichten. Zwar handelte es sich bei dieser Vaterschaftsanfechtung um eine Privatsache, aber es sah nicht gut aus, sollte Günther seine Drohung doch noch wahrmachen. Natürlich würde sie ihrem Vorgesetzten nicht alles sagen, so weit wollte sie nun doch nicht gehen.

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    Etwas nagte an Albert Rösler. Seit letztem Samstag überlegte er, was es denn sein könnte. Immer wieder ließ er das Geschehen durch den Kopf gehen. Den Mord an Harry, den er aufgefunden hatte, das Verhör durch die Polizistin, ihre Durchsuchung einiger Gärten in den letzten Tagen. Auch dass in seinem Gewächshaus ein kleiner Restbestand der geheimen Pflanzen gefunden wurde, obwohl er angenommen hatte, die Polizisten seien keine Gärtner oder Botaniker und hätten keine Ahnung, wie die Hanfpflanze aussah. Falsch gedacht, schimpfte Albert sich selbst aus. Bestimmt musste er jetzt mit einer Strafe rechnen! Wie gut, dass sie das Versteck mit dem getrockneten Vorrat im Hohlraum unter dem Gartenzwerg nicht entdeckt hatten. Ein Drogenhund hätte es bestimmt geschnüffelt!
    Heute Morgen, als er ein Pfeifchen Gras rauchte, da fiel ihm wieder ein, was an ihm nagte.
    Alle Gärten rund um Harry, außer seiner Parzelle waren ja am fraglichen Samstag verschlossen und keiner von seinen Gartennachbarn anwesend gewesen. Aber wie konnte es dann sein, dass Frau Fiori plötzlich aus ihrer Laube kam? Als er sie fragte, hatte sie behauptet, sie wäre erst gerade eingetroffen. Aber er hätte sie sehen müssen, denn sie musste an seinem Zaun vorbeilaufen, um ihren Garten zu erreichen. Von der Grünewaldstraße aus durch den Wald konnte sie auch nicht gekommen sein, denn dort war das rot-weiße Plastikband der Polizei immer noch befestigt. Und er hatte die ganze Zeit wie ein Schießhund auf der Lauer gelegen, damit ihm auch ja nichts entging. Er selbst hatte die Polizisten und ihre Autos abfahren gesehen. Auch die Neugierigen und die Zeitungsleute, die ihn interviewen wollten, um aus erster Hand etwas zu erfahren. Zuerst hatte er sich geschmeichelt gefühlt, aber dann wurde es ihm zu viel, immer wieder das Gleiche zu erzählen, und er hatte einfach mürrisch nicht mehr auf ihre Fragen geantwortet, bis er sie vertrieb. Erst nachdem alle fort waren, tauchte Frau Fiori auf. Aufgetaucht – abgetaucht? Eigentlich mochte er Frau Fiori, obwohl ihre kühle Art und abweisendes Wesen ihn des Öfteren geärgert hatten. Als er sie auf die Maden an ihrem Frühbeet hinwies, die in einer Karawane auch in seinen |165| Garten wanderten, hatte sie ihn barsch abgewiegelt. „Maden kommen vor, wenn es einen Kompost gibt.“
    Aber aus seinem Frühbeet oder Kompost krochen keine Maden, sein Beet bevölkerten höchstens Asseln oder Regenwürmer. Merkwürdig!
    Alberts kriminalistischer Spürsinn war geweckt. Obwohl er es hasste, sich entgegen seiner Devise ‚leben und leben lassen‘ einzumischen, empfand er es als Bürgerpflicht, seine Beobachtung zu melden. Vielleicht sollte er mal diese Kriminalbeamten anrufen. Schließlich hatten sie ihn aufgefordert, falls ihm etwas Verdächtiges einfiel, sich zu melden. Irgendwo hatte er deren Visitenkarte hingelegt!
     
    Am Freitagmorgen verlief die Besprechung in Annes Büro überraschend kurz. Noch am Donnerstag, nachdem sie das Restaurant im Kubus verlassen

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