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Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Weitbrecht
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hatte, fuhr Anne ins Präsidium und erhielt vom Bereitschaftsrichter die Durchsuchungsbeschlüsse von Kohls Wohnung, der Parzelle von Fiori und ihrer Wohnung. Für Finks Zen-Garten lag er bereits vor, Anne hatte ihn direkt nach ihrem Besuch in seinem Stückle besorgt. Eine richterliche Anordnung für DNS-Tests aller drei Verdächtigen und zur Herausgabe der Krankenakte von Natalie Kohl erhielt sie zusätzlich.
    Das mit der angeblichen Schwangerschaft ließ Anne keine Ruhe. Wenn das Mädchen tatsächlich einmal geboren hatte, wo war das Kind geblieben? Es müsste jetzt vier bis fünf Jahre alt sein. Und wer war der Vater? Beim Jugendamt gab es keine Akte über die Minderjährige Natalie Kohl und einem Kind. Auch die Anfrage in den Kliniken der Stadt blieb negativ. Ebenso bei den freien Hebammen. Den Befund eines Gynäkologen konnte sie nicht anzweifeln, er würde bald schwarz auf weiß vor ihr liegen.
    Anne besprach sich mit Marco. Sie waren sich inzwischen einig, dass die Mörder in nächster Nähe von Harry Kohl zu suchen seien. Denn alle Zeugenaussagen und Vernehmungen der übrigen Gärtner und die der Nachbarn neben Kohls Wohnung sowie die telefonische Auskunft seines Arbeitsgebers hatten keine stichhaltigen Indizien gegeben, dort nach den Tätern zu suchen. Auch Günther Wöhrhaus schied aus.
    Immer mehr kristallisierte sich bei ihnen die Annahme, dass Fink ebenfalls nicht der Täter gewesen sein konnte. Aber sollte die Durchsuchung bei Wilma Fiori und Natalie Kohl und deren Verhöre nichts ergeben, mussten sie Fink weiterhin durchleuchten.
    „Ich weiß nicht, Chefin“, sagte Marco. „Nu, warten wir doch mal den Vergleich seiner Hand- und Fußabdrücke und die DNS-Tests ab. Irgendetwas |166| sagt mir, dass Fink Dreck am Stecken hat. Ich werde nochmals die Dateien von Kohl durchsehen. Welchen Grund hatte er noch, auf Fink sauer zu sein? Da ist meines Erachtens außer dem Streit wegen des japanischen Pavillons zusätzlich etwas vorgefallen.“
    „Da kannst du recht haben“, meinte Anne. „Recherchier das mal genauer. Aber jetzt lass uns erst mal Kohls Wohnung durchsuchen. Den Schlosser zum Aufbrechen der Tür hast du schon bestellt? Frau Schüle hat zwar einen Schlüssel, ich will sie aber nicht dabei haben.“
    „Verständlich!“, erwiderte Marco und griff sich seine Dienstwaffe aus dem Tresor.
    Während Anne ihren Blazer überstreifte, sagte sie zu Marco: „Wir brauchen aber mindestens einen Zeugen. Ich will mir nachher nicht nachsagen lassen, wir hätten etwas von der Einrichtung geklaut oder zerstört. Marco, ruf’ doch mal im Bezirksamt an, sie sollen uns einen Beamten in die Grazer Straße vorbeischicken, der notfalls vor Gericht die ordnungsgemäße Durchsuchung bestätigen kann. Sicher ist sicher!“
    „Okay, mache ich“, antworte Marco. „Inzwischen könnten wir kurz zu Rösler gehen! Liegt auf dem Weg! Mal sehen, was er zu sagen hat.“
     
    Nachdem Albert Rösler im Präsidium angerufen und erklärt hatte, er könne leider nicht zur Aussage in die Hahnemannstraße kommen, da er unter einem heftigen Gichtanfall leide und kaum laufen könne, außerdem kein Auto hätte, standen Anne und Marco bereits um neun Uhr vor seiner Haustür in Feuerbach.
    „Sieht ja wie ein Hexenhäuschen aus“, meinte Marco, was auch irgendwie passte. Alt und windschief, aber renoviert, stand es in der Nähe der Stadtkirche, umgeben von ähnlichen Häusern, die sich in einer schmalen Gasse eng an eng drängten. Anne zwängte ihren Peugeot auf einen freien Parkplatz. Die Gasse und ein kleiner Platz davor wurden noch zusätzlich von Kunden eines Getränkehändlers versperrt, der eine benachbarte Scheune als Verkaufslager benutzte.
    Rösler öffnete ihnen. Sein Gesicht schmerzhaft verzogen und humpelnd, machte er den Eindruck, dass ihn tatsächlich die Gicht plagte.
    „Kommet se nei“, sagte der alte Mann.
    Obwohl sie kleiner als Marco war, zog Anne instinktiv den Kopf unter der Tür zum Wohnzimmer ein. Anne sah sich um. Ein schmaler Tisch, ein Ikeasofa und zwei Sessel füllten den Raum aus. Keine Schrankwand oder ein alpenländliches Panoramabild, wie Anne vermutet hatte. In einem Büfett von 1900 und in Schaukästen an den Wänden waren Modelleisenbahnen |167| verschiedenster Größen und Spurweiten ausgestellt. Dazwischen hingen Fotografien von Dampfloks und ein Druck von Dürers Hase.
    Marco trat ganz nahe an die Modelleisenbahnen heran und begutachtete sie. „Toll! Da haben ja ihre Kinder bestimmt viel Freude

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