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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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durch den Wind. Einige Leute wollten wissen, was gesagt wurde, und andere zischten ihnen zu, sie sollten still sein. Dann hörte Tempel einen Schrei und krallte seine Hand um Corlins Schulter. Sie schüttelte ihn ab.
    »Was passiert da?«, verlangte Lestek zu wissen.
    »Woher sollen wir das wissen?«, fauchte Majud zurück.
    Dann sahen sie Schatten, die sich um das Feuer bewegten, und eine Art Aufstöhnen ging durch den Trupp.
    »Es ist eine Falle!«, rief Lady Ingelstad, und einer der Suljukisen begann in einer Sprache zu jammern, auf die sich nicht einmal Tempel einen Reim machen konnte. Auf diesen Funken Panik folgte allgemeiner Rückzug, von dem Tempel zu seiner Schande gestehen musste, dass er bereitwillig mitmachte.
    »Sie hätten niemals dort hingehen sollen!«, quäkte Häcke, als ob er von Anfang an dagegen gewesen sei.
    »Jetzt bleiben alle erst einmal ruhig.« Corlins Stimme war hart und gelassen und ohne eine Spur von Zurückweichen.
    »Da kommt jemand!« Majud deutete in die Dunkelheit. Wieder ein Funken Panik und erneuter Rückzug, Tempel wieder ganz vorn mit dabei.
    »Nicht schießen!« Aus der Dunkelheit erklang der tiefe, grollende Bass von Dab Süß. »Das fehlte mir jetzt gerade noch, um diesen beschissenen Tag abzurunden!« Damit trat der alte Pfadfinder ins Licht der Fackeln, die Hände erhoben. Hinter ihm folgte Scheu.
    Die Mitglieder des Trupps atmeten wie aus einem Mund erleichtert auf. Tempel war dabei einer der lautesten. Dann rollten sie zwei Fässer beiseite, um die Unterhändler wieder in das improvisierte Fort zu lassen.
    »Was ist geschehen?«
    »Haben sie geredet?«
    »Sind wir in Sicherheit?«
    Süß stand einfach nur da, die Hände in die Hüften gestemmt, und schüttelte langsam den Kopf. Scheu sah grimmig ins Nichts. Savian kam nun ebenfalls heran, und seine zusammengekniffenen Augen verrieten so wenig wie immer.
    »Nun?«, fragte Majud. »Haben wir uns geeinigt?«
    »Sie denken darüber nach«, erklärte Lamm, der die Nachhut übernommen hatte.
    »Was habt ihr ihnen geboten? Was ist passiert, verdammt noch mal?«
    »Er hat sie umgebracht«, raunte Scheu.
    Kurz herrschte verwirrtes Schweigen. »Wer hat wen umgebracht?«, quiekte Lord Ingelstad.
    »Lamm die Geister.«
    »Übertreib nicht«, sagte Süß. »Einen hat er laufen lassen.« Er schob sich den Hut in den Nacken und sackte gegen ein Wagenrad.
    »Sangied?«, schnaufte Weinender Fels. Süß schüttelte den Kopf. »Oh«, sagte die Geisterfrau.
    »Du … hast sie umgebracht?«, fragte Tempel.
    Lamm zuckte die Achseln. »Hier ist es vielleicht so, dass man einem Mann, der einen ermorden will, noch Geld hinterherwirft. Wo ich herkomme, regeln wir die Dinge anders.«
    »Er hat sie umgebracht?«, fragte Buckhorm mit vor Entsetzen geweiteten Augen.
    »Gut!«, schrie seine Frau und schüttelte die kleine Faust. »Das ist gut, dass zumindest einer genug Mumm hat, um das zu tun! Sie haben bekommen, was sie verdient haben! Für meine zwei toten Jungs!«
    »Wir haben acht Kinder, die noch leben, und an die müssen wir denken!«, warf ihr Ehemann ein.
    »Nicht zu vergessen alle anderen hier in diesem Trupp!«, setzte Lord Ingelstad hinzu.
    »Er hat richtig gehandelt«, knurrte Savian. »Für die Toten wie für die Lebenden. Vertraut ihr diesen verdammten Tieren da draußen? Wenn man jemandem Geld gibt, weil er einen verletzt hat, dann bringt man ihm damit nur bei, dass es sich lohnt, das noch einmal zu versuchen. Besser, sie lernen uns zu fürchten.«
    »Das sagen Sie !«, stieß Häcke hervor.
    »Das sage ich«, erwiderte Savian nüchtern und kalt. »Betrachten Sie es mal von der positiven Seite – wir haben vielleicht gerade eine Menge Geld gespart.«
    »Das ist wohl kaum ein T-T-Trost, wenn es uns alle das Leben kostet!«, fuhr ihn Buckhorm an.
    Jetzt, da es ums Geld ging, meldete sich auch endlich Majud zu Wort. »Wir hätten zusammen entscheiden sollen«, beklagte er sich.
    »Wenn man die Wahl zwischen töten und getötet werden hat, dann ist das keine Wahl.« Damit schob sich Lamm durch die Versammelten, als seien sie gar nicht da, und hielt auf ein freies Stück Gras am nächsten Feuer zu.
    »Das ist ein verdammtes Lotteriespiel, oder etwa nicht?«
    »Ein Spiel um unser Leben!«
    »Eine Chance, die man nutzen sollte.«
    »Sie sind doch der Fachmann«, wandte sich Majud an Süß. »Was sagen Sie denn dazu?«
    Der alte Pfadfinder massierte sich den Nacken. »Was kann man da sagen? Es ist geschehen. Es lässt sich nicht rückgängig

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