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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gegen die Tischplatte gedrückt hatte, dass die Klinge nun im rechten Winkel verbogen war.
    Ring hob leise die Brauen. »Du bist sehr selbstbewusst. Dafür, dass bisher noch niemand je was von dir gehört hat.«
    »Ich habe das schon mitgemacht. Ich weiß, worauf das hinausläuft.«
    »Mein Kämpe ist kein verbogenes Stück Blech.«
    »Er wird es sein, wenn ich mit ihm fertig bin.«
    »Sag uns einfach, wo dieser Cantliss steckt«, sagte Scheu, »und dann machen wir uns auf den Weg und kommen dir nicht mehr in die Quere.«
    Papa Ring sah zum ersten Mal so aus, als würde ihm bald der Geduldsfaden reißen. »Mädchen, könntest du dich vielleicht mal zurückhalten, damit dein Vater und ich diese Sache in Ruhe besprechen können?«
    »Nein, ich glaube nicht. Vielleicht ist es mein Geisterblut, jedenfalls bin ich mit großem Widerspruchsgeist gesegnet. Wenn mich jemand vor etwas warnt, dann fange ich erst richtig an, darüber nachzudenken. Das ist nun mal so.«
    Ring holte tief Luft und zwang sich, ganz ruhig zu antworten. »Verstehe. Wenn irgendwelche Leute meine Kinder gestohlen hätten, dann gäbe es auch keinen Ort im ganzen Weltenrund, wo diese Drecksäcke vor mir sicher wären. Aber macht mich nicht zu eurem Feind, wo ich doch so leicht noch euer Freund sein könnte. Nur kann ich euch Cantliss nicht so einfach geben. Vielleicht würde Hochwürden so handeln, aber meine Sache ist das nicht. Ich sag euch was. Sobald er wieder in der Stadt ist, dann setzen wir uns zusammen und reden über alles, gehen der Wahrheit auf den Grund und schauen, ob wir eure Kleinen nicht wieder auftreiben können. Ich werde euch auf jede erdenkliche Weise helfen, darauf habt ihr mein Wort.«
    »Dein Wort?« Scheu zog die Lippe hoch und spuckte auf ihren kalten Schinken. Falls es denn überhaupt Schinken war.
    »Ich habe zwar keine Manieren, aber ich halte mein Wort.« Ring stieß mit seinem dicken Zeigefinger auf die Tischplatte. »Darauf ist auf meiner Straßenseite alles aufgebaut. Die Leute sind mir gegenüber loyal, weil ich es ihnen gegenüber auch bin. Wenn ich dieses Vertrauen missbrauche, dann habe ich nichts. Dann bin ich nichts.« Er beugte sich vor und winkte sie zu sich heran, als hätte er ihnen ein unwiderstehliches Angebot zu unterbreiten. »Aber vergesst mein Wort, betrachtet die Sache einmal so: Wenn ihr Hochwürdens Hilfe haben wollt, müsst ihr dafür kämpfen, und ich kann euch sagen, das wird ein richtig schwerer Kampf. Und wenn ihr meine Hilfe wollt?« Er zuckte die Schultern so sehr, wie sein massiger Körper es zuließ, als wollte er andeuten, dass es verrückt sei, über eine Alternative auch nur nachzudenken. »Dann müsstet ihr nichts weiter tun als nicht zu kämpfen.«
    Scheu gefiel es überhaupt nicht, wie dieser Drecksack rüberkam. Aber Hochwürden hatte ihr kaum mehr zugesagt, und sie musste zugeben, dass an dem, was er sagte, tatsächlich etwas dran war.
    Lamm nickte, bog die Messerklinge zwischen Daumen und Zeigefinger wieder gerade und warf das Messer auf seinen Teller. Dann stand er auf. »Und wenn ich lieber kämpfe?« Damit schritt er zur Tür, und die Schlange derer, die noch auf einen Platz fürs Frühstück warteten, teilte sich hastig, um ihn durchzulassen.
    Ring blinzelte und runzelte verblüfft die Brauen. »Wer wollte denn lieber kämpfen?« Scheu antwortete nicht, sondern stand auf und eilte hinter Lamm her, bahnte sich hastig einen Weg zwischen den Tischen hindurch. »Denkt einfach darüber nach, mehr verlange ich nicht! Seid vernünftig!«
    Schon waren sie draußen auf der Straße. »Warte auf mich, Lamm! Lamm!«
    Sie schob sich durch eine blökende Herde kleiner grauer Schafe und musste hastig einen Schritt zurückweichen, um zwei Wagen schmatzend durch den Schlamm an sich vorbeirumpeln zu lassen. Sie entdeckte Tempel, der hoch oben rittlings auf einem dicken Balken saß und einen Hammer schwang; das starke, viereckige Holzgerüst von Majuds Geschäft überragte jetzt schon die zusammengesunkenen Gebäude links und rechts. Er hob grüßend die Hand.
    »Siebzig!«, brüllte sie ihm zu. Zwar konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, aber es war beinahe aufmunternd, wie seine Silhouette daraufhin die Schultern hängen ließ.
    »Wartest du jetzt endlich mal?« Kurz vor Hochwürdens Würfelkirche bekam Scheu Lamm endlich am Arm zu fassen. Die Schläger an der Tür, die sich von Papa Rings Leibwächtern kaum unterschieden, beobachteten sie mit harten Gesichtern. »Was soll das denn werden?«
    »Ich

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