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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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abfindet.«
    »Und welcher Preis ist das?«
    »Hochwürden hätte gern einen Gefallen.« Es folgte eine lange Pause, die von Tempels Hammerschlägen unterbrochen wurde, begleitet von weiter entferntem Klopfen, mit dem überall in der Stadt weitere Gebäude entstanden, wenn auch wesentlich schlampiger. »Sie und Papa Ring wollen einen Kampf um Knick ausfechten.«
    Tempel sah sich um. »Und Knick ist der Einsatz, oder wie?«
    »Ihnen gehört ja jeweils die Hälfte, jedenfalls mehr oder weniger.« Lamm sah über die Stadt, die man gedankenlos auf beide Seiten des gewundenen Tals gequetscht hatte, als sei sie ein allmächtiger Verdauungsapparat, in den sich von einer Seite Menschen und Waren und Tiere hineindrängten, um an der anderen Seite als Kacke und Bettler und Geld wieder herauszukommen. »Aber je mehr man hat, desto mehr will man haben. Und jeder will unbedingt die Hälfte, die ihm bisher noch nicht gehört.«
    Tempel blies die Backen auf, während er den nächsten Zapfen hin und her drehte. »Es liegt dann wohl nahe, dass einer von beiden eine Enttäuschung erfahren wird.«
    »Mindestens einer. Die schlimmsten Feinde sitzen immer in der Nachbarschaft, das hat mein Vater schon gesagt. Hochwürden und Papa Ring streiten sich jetzt schon seit Jahren, und keiner konnte bisher die Oberhand erringen, also haben sie einen Kampf angesetzt. Der Sieger erhält die ganze Stadt.« Ein Grüppchen halb gezähmter Geister war aus einem der übleren Freudenhäuser getreten – in den besseren fanden sie keinen Einlass – und hatte die Messer gezogen, verhöhnte sich in der Gemeinen Sprache, kannte dabei keine Worte, sondern nur Flüche und die Sprache der Gewalt. Gewöhnlich reichte das auch, um in Knick durchzukommen. »Zwei Männer in einem Kreis«, brummte Lamm, »höchstwahrscheinlich mit einem beträchtlichen Publikum und jeder Menge zusätzlich zur großen Entscheidung abgeschlossener Wetten. Einer kommt lebend aus diesem Zweikampf raus, der andere nicht, und alle anderen haben sich hervorragend amüsiert.«
    »Scheiße«, hauchte Tempel.
    »Papa Ring hat einen Mann namens Glama Golding für sich gedungen. Einen Nordmann. Hatte früher mal einen großen Namen. Ich habe gehört, dass er in ganz Naheland für Geld in den Ring steigt und dabei ziemlich oft gewonnen hat. Hochwürden hat nun überall nach jemandem gesucht, der für sie antreten würde …« Er warf Tempel einen langen Blick zu, und der konnte sich ohne Weiteres den Rest denken.
    »Scheiße.« Da draußen auf der Großen Ebene um das eigene Leben zu kämpfen, wenn die Geister es auf einen abgesehen hatten und es keine andere Möglichkeit gab, als sich zu wehren, das war eine Sache. Aber es war etwas anderes, wochenlang auf diesen Augenblick zu warten, dann aus freien Stücken vor eine große Menge zu treten und einem anderen Mann mit Schlägen und Hieben das Lebenslicht auszublasen. »Hast du denn irgendwelche Erfahrungen mit … mit solchen Geschichten?«
    »Wie das Schicksal es will – und mein Schicksal ist nun mal so, wie es ist –, mehr als ein bisschen.«
    »Bist du sicher, dass Hochwürden auf der richtigen Seite steht?«, fragte Tempel, der an all die falschen Seiten denken musste, auf denen er sich schon wiedergefunden hatte.
    Lamm sah grimmig zu den Geistern hinüber, die ihre Differenzen offenbar ohne Blutvergießen beigelegt hatten und sich nun unter lautem Gegröle umarmten. »Meiner Erfahrung nach gibt es selten so etwas wie die richtige Seite, und falls doch, dann habe ich ein großartiges Talent dafür, mich für die andere zu entscheiden. Ich weiß nur eins: Grega Cantliss hat meinen Freund ermordet und meinen Hof niedergebrannt und zwei Kinder geraubt, die zu beschützen ich geschworen habe.« In Lamms Stimme schwang ein Hauch von Kälte mit, als er seinen grimmigen Blick zum Weißen Haus wandern ließ, kalt genug, damit Tempel am ganzen Körper Gänsehaut bekam. »Papa Ring hält zu ihm, und damit hat er sich mir zum Feind gemacht. Hochwürden hält gegen ihn, und damit ist sie meine Freundin.«
    »Sind die Dinge immer so einfach?«
    »Wenn du in einen Schildkreis trittst mit der Absicht, jemanden umzubringen, dann ist es besser, wenn sie einfach sind.«
    »Tempel?« Die Sonne stand tief, und der Schatten einer der hohen Säulen lag über der Straße, deshalb dauerte es einen Augenblick, bis Tempel erkannte, wer aus dem Gewühl auf der Straße zu ihm empor rief. »Tempel?« Und ein weiterer Augenblick verging, bis er das lachende Gesicht,

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