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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nehme das Angebot Hochwürdens an.«
    »Bloß, weil dieser dicke Idiot dir blöd gekommen ist?«
    Lamm trat zu ihr, und plötzlich war es, als ob er aus großer Höhe auf sie heruntersah. »Das, und weil sein Scherge deinen Bruder und deine Schwester entführt hat.«
    »Meinst du, mir gefällt das?«, zischte sie. Allmählich wurde sie sauer. »Aber wir wissen noch gar nichts Genaueres! Er machte doch in Anbetracht der Umstände einen ganz vernünftigen Eindruck!«
    Lamm sah finster zu Camlings Wirtshaus hinüber.
    »Manche Männer verstehen nur die Sprache der Gewalt.«
    »Manche Männer wissen sich in keiner anderen auszudrücken. Ich hätte nie geglaubt, dass du dazu gehörst. Sind wir wegen Pit und Ro hier, oder weil wir Blut sehen wollen?«
    Scheu hatte damit eine Feststellung machen und keine Frage stellen wollen, aber kurz sah es so aus, als müsste er darüber nachdenken. »Ich glaube, ich könnte das alles unter einen Hut bekommen.«
    Sie starrte ihn eine Weile an. »Wer zur Hölle bist du? Es gab eine Zeit, da konnten die Leute dir Dung ins Gesicht schmieren, und du hast noch Danke gesagt und um mehr gebettelt.«
    »Und weißt du was?« Er löste ihre Finger von seinem Arm, so heftig, dass es fast wehtat. »Mir ist wieder eingefallen, dass mir das nicht besonders gefallen hat.« Seine Stiefel hinterließen Schlammspuren auf der Treppe zu Hochwürdens Quartier, und Scheu blieb auf der Straße zurück.

GANZ EINFACH
    T empel fegte noch ein paar Hobelspäne von der Aussparung, dann nickte er Lamm zu. Gemeinsam senkten sie den Balken, und der Zapfen rutschte passgenau in das dafür vorgesehene Loch.
    »Ha!« Lamm klopfte Tempel auf die Schulter. »Gibt doch nichts Schöneres als gute Arbeit! Du hast geschickte Hände, mein Junge. Verdammt geschickt für einen Mann, der von einem Fluss angespült wurde. Hände, mit denen du alles Mögliche bewegen könntest.« Er blickte auf seine eigene, breite, vierfingrige Hand und ballte sie zur Faust. »Meine haben immer nur zu einer Sache getaugt.« Damit schlug er auf den Balken, bis der sich nahtlos an den anderen fügte.
    Tempel hatte erwartet, dass er das Zimmererhandwerk ebenso anstrengend und öde finden würde wie die Viehtreiberei, aber er musste zugeben, dass es ihm Spaß machte, und es wurde jeden Tag schwerer, so zu tun, als ob dem nicht so sei. Da war etwas am Geruch frisch gesägter Bohlen – vorausgesetzt, dass die Brise von den Bergen stark genug blies, dass man auch im Tal etwas anderes als Kacke roch –, das seine erstickenden Selbstvorwürfe beiseitefegte und ihn frei atmen ließ. Seine Hände hatten sich gleich wieder an die Handhabung von Hammer und Stecheisen erinnert, und er hatte schnell die Eigenarten der örtlichen Hölzer erkannt, blass, gerade und stark. Majuds Arbeiter räumten schon bald ein, das er sich auf sein Fach verstand, und es dauerte nicht lange, da nahmen sie seine Anweisungen entgegen, ohne gleich dagegenzuhalten, bedienten die Flaschenzüge und bauten Gerüste ohne allzu großes Geschick, aber mit heller Begeisterung, und das Gerüst des Hauses wuchs doppelt so schnell und doppelt so prächtig, wie Tempel zu hoffen gewagt hatte.
    »Wo ist denn Scheu?«, fragte er ganz nebenbei, als ob diese Frage nicht das Geringste mit der Absicht zu tun gehabt hätte, sich um die nächste Zahlung zu drücken. Es war zu einer Art Spiel zwischen ihnen geworden. Eines, das er nie zu gewinnen schien.
    »Sie streift noch immer durch die Stadt und fragt nach Pit und Ro. Jeden Tag kommen schließlich neue Leute an, bei denen man sich erkundigen kann. Wahrscheinlich versucht sie es jetzt auf Papa Rings Straßenseite.«
    »Ist das nicht gefährlich?«
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Solltest du nicht versuchen, sie daran zu hindern?«
    Lamm schnaubte und drückte einen Holzdübel in Tempels suchende Hand. »Das letzte Mal, als ich versucht habe, Scheu an irgendwas zu hindern, war sie zehn Jahre alt, und selbst da habe ich es nicht geschafft.«
    Tempel schlug den Zapfen in das vorgesehene Loch. »Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann gibt sie nicht auf halber Strecke auf.«
    »Das muss man an ihr einfach gernhaben.« Ein Hauch von Stolz schwang in Lamms Stimme mit, als er Tempel nun den Hammer reichte. »Sie ist nicht feige, dieses Mädchen.«
    »Und wieso hilfst du dann mir und nicht ihr?«
    »Weil ich denke, dass ich schon einen Weg gefunden habe, um Pit und Ro zu finden. Ich warte nur darauf, dass Scheu sich mit dem Preis dafür

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