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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ähnliches hatte ich mir schon gedacht«, sagte Scheu.
    »Du bist Scheu Süd.«
    »Das ist kein Geheimnis.«
    »Und du musst Lamm sein.«
    »Wenn ich das sein muss, dann bin ich das wohl.«
    »Guck dich nach einem verdammt großen Nordmann um, der ein Gesicht wie ein Hauklotz hat, haben sie zu mir gesagt.« Papa Ring zog sich schwungvoll einen Stuhl vom Nachbartisch heran. »Was dagegen, wenn ich mich setze?«
    »Und wenn ich Ja sage?«, fragte Scheu.
    Er hielt in der Bewegung inne und stützte sich schwer auf seinen Stock. »Dann würde ich wahrscheinlich sagen, tut mir leid, und mich trotzdem setzen. Tut mir leid.« Damit ließ er sich auf den Stuhl sinken. »So ein Scheiß wie Umgangsformen geht mir total ab, sagen alle. Da kannste fragen, wen du willst. Keine Scheißumgangsformen.«
    Scheu ließ den Blick ganz schnell durch den Raum schweifen. Savian hatte nicht einmal den Kopf gehoben, aber sie erhaschte ganz kurz das Aufblitzen einer Klinge unter dem Tisch. Daraufhin fühlte sie sich ein wenig besser. Er machte es einem zwar nicht leicht, wenn man ihm gegenüberstand, aber es war ein gutes Gefühl, Savian im Rücken zu wissen.
    Im Gegensatz zu Camling. Ihr stolzer Wirt kam zu ihnen herübergewuselt und rang die Hände so sehr, dass Scheu hören konnte, wie die Haut mit einem Zischen aneinanderrieb. »Willkommen, Papa, Sie sind herzlich willkommen.«
    »Wieso sollte ich das auch nicht sein?«
    »Da gibt’s keinen Grund, nein, gar keinen.« Wenn Camling seine Hände noch schneller aneinandergerieben hätte, hätten sie vielleicht Funken geschlagen. »Solange es keinen … Ärger gibt.«
    »Wer will denn Ärger? Ich bin zum Reden hier.«
    »Mit Reden fängt es immer an.«
    »Mit Reden fängt alles an.«
    »Ich mache mir Sorgen darüber, wie es dann ausgeht.«
    »Woher soll ein Mann das wissen, bevor man nicht mit ihm geredet hat?«, fragte Lamm, der noch immer nicht aufsah.
    »Genau«, sagte Papa Ring und lächelte, als sei es der beste Tag seines Lebens.
    »Na gut«, sagte Camling. »Möchten Sie etwas essen?«
    Ring schnaubte. »Dein Essen ist scheiße, wie diese beiden Unglücklichen vermutlich gerade herausfinden. Du kannst dich verkrümeln.«
    »Hören Sie, Papa, das ist mein Lokal …«
    »Das trifft sich doch gut.« Rings Lächeln schien plötzlich eine gewisse Schärfe bekommen zu haben. »Dann weißt du ja, wohin du dich am besten verkrümeln kannst.«
    Camling schluckte, dann zog er mit Leichenbittermiene ab. Allmählich kamen die Gespräche im Raum wieder in Gang, hatten aber nun einen nervösen Unterton.
    »Eines der bestechendsten Argumente dafür, dass es keinen Gott gibt, war für mich stets die Existenz von Lennart Camling«, brummte Ring, während er den Wirt auf seinem Rückzug beobachtete. Die Verleimung seines Stuhls knarrte unglücklich, als er sich wieder ganz und gar gut gelaunt zurücklehnte. »Und, wie findet ihr Knick?«
    »Dreckig, in jeder Hinsicht.« Scheu schubste den Speck beiseite, dann warf sie die Gabel hin und schob auch den Teller weg. Zwischen ihr und diesem Stück Speck konnte der Abstand gar nicht groß genug sein, daran ließ sie keinen Zweifel. Ihre Hände glitten nun in ihren Schoß, wo eine rein zufällig auf dem Griff ihres Messers zu liegen kam.
    »Dreckig haben wir es gern. Ihr habt Hochwürden schon kennengelernt?«
    »Weiß nicht«, sagte Scheu, »haben wir?«
    »Ich weiß, dass ihr dort wart.«
    »Was fragst du dann?«
    »Ich wahre die Umgangsformen, soweit ich welche habe. Obwohl ich mir nicht vormache, dass sie auch nur ansatzweise an ihre heranreichen. Sie hat Manieren, was, unsere Hochwürden?« Ring strich sanft mit der Handfläche über die polierte Tischplatte. »So glatt wie Spiegelglas. Wenn sie redet, dann fühlt es sich an, als würde man in ein warmes Federbett eingepackt, nicht wahr? Die eher hochwohlgeborenen Gestalten in dieser Stadt bewegen sich daher gern in ihren Kreisen. Diese Manieren. Diese Art. Die Hochwohlgeborenen, die kaufen ihr das ab. Aber jetzt wollen mir mal nicht so tun, als ob ihr beide hochwohlgeboren wärt, oder?«
    »Könnte ja sein, dass wir den Ehrgeiz haben aufzusteigen«, sagte Scheu.
    »Ich bin ja ein großer Freund von Ehrgeiz«, sagte Ring. »Gott weiß, als ich hierher kam, hatte ich gar nichts. Aber Hochwürden wird euch nicht dabei helfen, eine Stufe höher zu klettern.«
    »Aber du?«
    Ring stieß ein Glucksen aus, tief und gut gelaunt, wie man es von einem freundlichen Onkel hören mochte. »Nein, nein, nein. Aber

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