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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Vielleicht gab es doch einen Gott. »Ist denn wirklich einmal etwas so einfach?«
    Bermi lachte. »Sie waren es doch, der die Dinge so gerne kompliziert gemacht hat. Das ist das neue Grenzland, mein Freund, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Gibt es etwas, das Sie hier hält?«
    »Wohl nicht.« Tempel sah zu Lamm hinauf, einem großen schwarzen Schatten oben auf dem Gerüst von Majuds Haus. »Nichts als Schulden.«

ALTE NEUIGKEITEN
    I ch suche nach zwei Kindern.«
    Leere Gesichter.
    »Sie heißen Ro und Pit.«
    Trauriges Kopfschütteln.
    »Sie sind zehn und sechs Jahre alt. Sieben. Er müsste jetzt sieben sein.«
    Mitfühlendes Raunen.
    »Sie wurden von einem Mann namens Grega Cantliss entführt.«
    Ein Aufblitzen verängstigter Augen, dann wurde ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Scheu musste sich eingestehen, dass sie allmählich müde wurde. Sie hatte sich fast die Stiefel durchgelaufen, indem sie ein ums andere Mal die Hauptstraße rauf und runter getingelt war, die sich jeden Tag noch ein wenig mehr in die Länge zog, da neue Leute in die Stadt drängten, Zelte errichteten, neue Hütten auf einem Stück Dreck zusammenzimmerten oder einfach ihre Wagen neben dem Pfad verrotten ließen. Ihre Schultern waren wund, so oft hatte sie sich durch das Gedränge geschoben, und ihre Beine waren müde, so oft war sie die Hänge des Tals hinauf- und hinabgestiegen, um sich mit Leuten zu unterhalten, deren Hütten weit oben am Berg klebten. Ihre Stimme war rau, weil sie so oft dieselben Fragen wiederholt hatte, in den Spielhallen und Spreuhöhlen und Trinkschuppen, bis sie kaum noch ein Lokal vom anderen unterscheiden konnte. Es gab inzwischen ein paar Etablissements, die sie nicht mehr hineinließen. Angeblich verschreckte sie die Kundschaft. Tat sie wahrscheinlich auch. Wahrscheinlich machte Lamm es richtig, wenn er darauf warten wollte, dass Cantliss zu ihm kam, aber Scheu hatte nie besonders gut warten können. Das ist dein Geisterblut , hatte ihre Mutter immer gesagt. Andererseits hatte ihre Mutter auch nie viel Geduld gehabt.
    »Na guck mal einer an, wenn das nicht Scheu Süd ist.«
    »Alles klar bei dir, Häcke?« Die Antwort hätte sie sich allerdings selbst geben können. Er hatte nie so ausgesehen, als habe er viel Glück im Leben gehabt, aber auf dem Treck hierher hatte er zumindest noch eine gewisse Hoffnung ausgestrahlt. Die war jetzt erloschen, und er wirkte grau und zerlumpt. Knick war nicht der richtige Ort, um Hoffnungen aufblühen zu lassen. Knick war zudem, soweit sie das sagen konnte, generell kein Ort, an dem irgendetwas aufgeblüht wäre. »Ich dachte, du wolltest dir Arbeit suchen?«
    »Konnte keine finden. Wegen meinem schlimmen Bein. Hättest nicht gedacht, dass ich bei Osrung den Angriff geführt habe, was?« Das hätte sie nicht, aber er hatte diese Geschichte ja schon öfters erzählt, deswegen blieb sie still. »Suchste noch immer deine Familie?«
    »Das werde ich tun, bis ich sie finde. Hast du was gehört?«
    »Du bist der erste Mensch seit einer Woche, mit dem ich mehr als fünf Worte gewechselt habe. Hättste nicht gedacht, dass ich mal einen Angriff geführt hätte, was? Hätte man ja auch nicht gedacht.« Sie standen beide verlegen da und wussten, was als Nächstes kommen würde. Deswegen kam es aber trotzdem. »Du hättest wohl nicht zufällig ein paar Bruch übrig?«
    »Doch, klar, bisschen schon.« Sie griff in ihre Tasche und gab ihm die Münzen, die sie eine Stunde zuvor von Tempel bekommen hatte, dann lief sie schnell weiter. Niemand stand gern neben einer gescheiterten Existenz, oder? Schließlich hatte man viel zu viel Angst, dass das Pech abfärbte.
    »Willste mir gar nicht sagen, dass ich nicht alles vertrinken soll?«, rief er ihr nach.
    »Ich bin kein Prediger. Meiner Meinung nach hat jeder das Recht, sich auf selbst gewählte Art zugrunde zu richten.«
    »So ist das wohl. Du bist gar nicht so übel, Scheu Süß, du bist echt in Ordnung!«
    »Da sind wir verschiedener Meinung«, murmelte sie und wandte sich ab, während Häcke die nächste Trinkhalle ansteuerte, zu der es wie überall in Knick nicht allzu weit war, nicht einmal für einen Mann der kleinen Schritte, wie Häcke es zwangsläufig war.
    »Ich suche zwei Kinder.«
    »Da kann ich dir nicht helfen, aber ich habe andere Neuigkeiten!« Es war eine seltsam aussehende Frau, die da vor ihr stand. Ihre Kleidung war vermutlich einmal sehr schön gewesen, aber die Sachen hatten ihre besten Zeiten deutlich hinter

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