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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Grega Cantliss hat sie entführt.«
    Die Stimmung änderte sich sofort. Der Rechte richtete sich kerzengerade auf, der Linke spuckte über einen Zaun, und der Anzügliche grinste blöder den je. »Du hast vielleicht Nerven, hier solche Fragen zu stellen, Mädchen. Echt Nerven.«
    »Da bist du nicht der Erste, der das sagt. Am besten ziehe ich dann mal los und nerve die im nächsten Haus.«
    Sie wollte weitergehen, aber der Kerl kam jetzt von der Veranda herunter und stellte sich ihr in den Weg, fuchtelte mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum. »Weißte was, du siehst ein bisschen geistermäßig aus.«
    »Vielleicht bist du ’n Halbblut«, grunzte einer seiner Freunde.
    Scheu schob das Kinn vor. »Ein Viertel, wenn ihr’s genau wissen wollt.«
    Der Anzügliche verzog sein Gesicht nun fast zu einer Grimasse. »Für solche wie dich haben wir auf dieser Straßenseite nichts übrig.«
    »Besser ein Viertel Geist als ein ganzes Arschloch, oder?«
    Sie hatte wirklich ein Talent dafür, Leute gegen sich aufzubringen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und er trat einen Schritt auf sie zu. »Hör mal, du Scheiß…«
    Ohne darüber nachzudenken, legte sie die rechte Hand auf den Griff ihres Messers und sagte: »Am besten sprichst du nicht weiter.«
    Seine Augen verengten sich. Zornig. Als hätte er keinen offenen Widerstand erwartet, könnte aber nun, da seine Freunde zusahen, auch nicht mehr zurück. »Du nimmst besser die Finger von dem Messer, es sei denn, du willst es auch benutzen.«
    »Ob ich es benutze oder nicht, das hängt davon ab, ob du jetzt still bist oder nicht. Ich habe da zwar keine großen Hoffnungen, aber vielleicht bist du ja doch schlauer, als du aussiehst.«
    »Lass sie in Ruhe.« Ein großer Mann war in der Tür erschienen. Groß war dabei nicht der richtige Ausdruck. Seine Faust, die am Türrahmen ruhte, schien fast denselben Umfang wie Scheus Kopf zu haben.
    »Du kannst dich da raushalten«, sagte der Anzügliche.
    »Könnte ich, will ich aber nicht. Du sagst, du suchst Cantliss?«, fragte er und sah nun zu Scheu herüber.
    »So ist es.«
    »Erzähl ihr nichts!«, zischte der Anzügliche.
    Der große Kerl sah wieder zu ihm. »Du kannst entweder so die Klappe halten …« Er musste den Kopf einziehen, um durch die Tür zu treten. »Oder aber ich kann dafür sorgen, dass du sie hältst.« Die anderen beiden Männer traten zurück, um ihn durchzulassen – und er brauchte viel Platz. Jetzt, da er aus den Schatten trat, wirkte er noch größer, größer sogar als Lamm, und vielleicht war er um die Brust und die Schultern noch breiter. Ein echtes Ungeheuer, aber seine Stimme klang weich, und er sprach mit dickem Nordland-Akzent. »Achte nicht auf diese Idioten. Sie machen immer dann dicke Backen, wenn sie sicher sind, einen Kampf zu gewinnen, aber wenn nicht, ist bei ihnen sofort die Luft raus.« Er machte ein paar Schritte auf die Straße zu, und die Bretter knarrten unter seinen großen Stiefeln, bis er neben dem Anzüglichen stand und auf ihn hinunterguckte.
    »Cantliss ist aus dem gleichen Holz«, sagte er. »Ein aufgeblasener Narr von ziemlich gehässiger Natur.« Trotz seiner Größe war etwas traurig Schlaffes an seinem Gesicht. Sein blonder Schnurrbart hing herunter, der Bartschatten drum herum war von einem bemitleidenswerten Grau durchsetzt. »Ganz ähnlich wie ich, wo wir gerade davon reden. Er schuldet Papa Ring eine Menge Geld, habe ich jedenfalls gehört. Jetzt war er allerdings eine Weile nicht da. Viel mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Tja, dann aber zumindest vielen Dank dafür.«
    »Gern geschehen.« Der große Kerl richtete seine verwaschenen blauen Augen auf den Anzüglichen. »Geht ihr aus dem Weg.«
    Der Anzügliche sah Scheu noch einmal besonders anzüglich an, aber Scheu hatte schon jede Menge hässliche Blicke ausgehalten, und nach einer Weile verloren sie einfach ihren Biss. Er wollte wieder auf die Veranda treten, aber der Große ließ ihn nicht. »Geh ihr aus dem Weg. In die andere Richtung.« Und er nickte zum Bach hinüber.
    »Ich soll in die Gosse treten?«, fragte der Anzügliche.
    »Ganz genau. Oder ich schmeiße dich der Länge nach da rein.«
    Er fluchte vor sich hin, als er die glitschigen Steine hinunterbalancierte und schließlich bis zu den Knien im Wasser stand. Der Große legte eine Hand auf die Brust, mit der anderen deutete er auf den nun unverstellten Weg.
    »Vielen Dank«, sagte sie, als sie an ihm vorbeiging. »Schön, einen anständigen Kerl auf

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