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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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des Schicksals – mehr noch, wild gebeutelt. Schreiben Sie das auf, Sworbreck.« Der Schreiber tastete nach seinem Bleistift, und Tempel fiel auf, dass sein Haar inzwischen um einiges wilder aussah, seine Kleidung war schäbiger, die Ränder der Nasenlöcher stärker gerötet, und die Hände zitterten weitaus mehr. »Aber hier stehe ich, und wieder befehlige ich eine Gruppe edler Kampfgenossen! Sie werden es kaum glauben, aber Feldwebel Freundlich wurde einst gezwungen, sich unter Verbrecher zu mischen.« Der halslose Feldwebel hob eine Augenbraue ein winziges Stück. »Aber jetzt steht er neben mir als der standhafte Weggefährte, als der er geboren wurde. Und Sie, Tempel? Welche Rolle könnte Ihren großen Talenten und Ihrem kleinen Rückgrat wohl besser entsprechen als die meines Rechtskundigen?«
    Tempel zuckte hoffnungslos die Achseln. »Mir fällt keine ein.«
    »Dann lassen Sie es uns feiern, dass wir so unvermeidlich wieder vereint sind! Einen für mich.« Der Alte nahm noch einen kräftigen Schluck und grinste dann, während er ein paar winzige Tröpfchen Schnaps in Tempels Glas rinnen ließ. »Und einer für Sie. Ich dachte, Sie hätten mit dem Trinken aufgehört?«
    »Es fühlte sich gerade wie der ideale Augenblick an, um wieder anzufangen«, krächzte Tempel. Er hatte erwartet, dass Cosca seinen Tod befehlen würde, aber es war beinahe noch schlimmer, dass die Kompanie der Gütigen Hand ihn ohne großes Aufhebens einfach so wieder in ihre Reihen aufnahm. Falls es einen Gott gab, dann hatte er in den letzten Jahren ganz offensichtlich eine ziemlich große Abneigung gegen Tempel entwickelt. Tempel konnte ihm das nicht einmal verübeln. Ihm ging es allmählich ähnlich.
    »Meine Herren, willkommen in Knick!« Hochwürden rauschte zur Tür herein. »Ich muss mich für die Unordnung hier entschuldigen, aber wir haben …« Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie den Alten sah. Es war das erste Mal, dass Tempel so etwas wie einen Hauch von Überraschung bei ihr wahrnahm. »Nicomo Cosca«, hauchte sie.
    »Kein anderer als ebendieser! Sie sind sicherlich Hochwürden.« Cosca verbeugte sich steif, dann sah er mit hintergründigem Lächeln auf und fügte hinzu: »Heutzutage jedenfalls. Offenbar ist es ein Morgen des Wiedersehens.«
    »Sie kennen sich?«, fragte Tempel.
    »Nun ja«, murmelte Hochwürden. »Welch ein … verblüffendes Glück.«
    »Man sagt ja, das Glück sei eine Frau.« Der Alte entlockte Tempel ein Stöhnen, indem er ihm den Hals der eigenen Flasche in die Rippen bohrte. »Es fühlt sich just von jenen angezogen, die es am wenigsten verdienen!«
    Aus dem Augenwinkel sah Tempel Scheu die Treppe herunterkommen und zu Lamm humpeln, der, wie auch Savian, die Neuankömmlinge mit vorsichtigem Schweigen beobachtete. Cosca stolzierte währenddessen mit klingelnden Sporen zum Fenster. Er holte tief Luft, zog offenbar den Geruch von verkohltem Holz genüsslich ein und begann, im Rhythmus der auf dem Schafott hin und her schwingenden Gehängten sanft mit dem Kopf zu wackeln. »Ich finde es großartig, was Sie aus dieser Stadt gemacht haben«, rief er Hochwürden zu. »Sehr … apokalyptisch. Sie machen es sich irgendwie zur Gewohnheit, die Ansiedlungen, über die Sie gebieten, in rauchende Trümmer zu verwandeln.«
    Das hatten sie offenbar gemeinsam, soweit Tempel das beurteilen konnte. Er merkte, dass er an dem Zwirn zupfte, mit dem seine Knöpfe angenäht waren, und zwang sich, damit aufzuhören.
    »Stellen diese Herrschaften Ihre ganze Truppe dar?«, fragte Hochwürden und betrachtete die dreckigen, schielenden, sich kratzenden und spuckenden Söldner, die es sich in ihrer Spielhalle gemütlich machten.
    »Du liebe Güte, nein! Wir haben zwar ein paar Leute auf dem Marsch durch Fernland verloren – ein paar unvermeidliche Fahnenfluchten, dann brach das Fieber aus, und wir hatten ein bisschen Ärger mit den Geistern –, aber diese Getreuen stellen nur eine repräsentative Auswahl dar. Ich habe die übrigen angewiesen, vor der Stadt zu kampieren, weil ich dachte, wenn ich um die dreihundert Leute mitbrächte …«
    »Zweihundertsechzig«, erklärte Freundlich. Hochwürden wurde angesichts dieser Zahl noch ein wenig blasser.
    »Inquisitor Lorsen und seine Praktikale mitgerechnet?«
    »Zweihundertachtundsechzig.« Bei der Erwähnung der Inquisition nahm Hochwürdens Gesicht eine geradezu tödlich fahle Farbe an.
    »Wenn ich zweihundertachtundsechzig reisemüde Kämpfer an einen solchen Ort brächte,

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