Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
und die Würfel klackerten in seiner Faust, während er sie leise gegeneinanderrollen ließ.
    »Ihnen?«, fragte Cosca.
    »Er hat meinen Hof angezündet und meinen Sohn und meine Tochter entführt und sie an irgendwelche Wilde verkauft. Wir haben ihn von Naheland bis hierher verfolgt. Jetzt wird Cantliss uns in die Berge führen und uns zeigen, wo dieses Drachenvolk lebt.«
    Der Alte mochte über die Jahre ein wenig steif geworden sein, aber seine Augenbrauen zählten zu den flinksten der Welt; jetzt gerade erreichten sie neue Höhen. »Drachenvolk, sagen Sie? Vielleicht können wir einander helfen?«
    Lamm betrachtete die dreckigen, vernarbten, bärtigen Gesichter. »Verbündete kann man wohl nie genug haben.«
    »Aber ganz genau! Ein Mann, der sich in der Wüste verirrt, muss das Wasser annehmen, das er angeboten bekommt, nicht wahr, Tempel?«
    »Bin mir nicht sicher, ob ich da nicht lieber Durst leiden würde«, brummte Scheu.
    »Ich bin Lamm. Das ist Scheu.« Der Nordmann hob sein Glas, und der Stummel seines fehlenden Mittelfingers war trotz der Verbände deutlich sichtbar.
    »Ein neunfingriger Nordmann«, sinnierte der Generalhauptmann. »Ich glaube, ein Mann namens Espe hat in Naheland nach Ihnen gesucht.«
    »Dem bin ich nicht begegnet.«
    »Ah.« Cosca, jetzt die Flasche in der Hand, deutete damit auf Lamms Verletzungen. »Ich dachte, das sei vielleicht seine Handschrift.«
    »Nein.«
    »Sie scheinen eine Menge Feinde zu haben, Meister Lamm.«
    »Manchmal hat es den Anschein, als könnte ich nicht mal scheißen gehen, ohne dass ein paar neue dazukämen.«
    »Das hängt vermutlich davon ab, auf wen Sie scheißen? Er ist ein recht furchterregender Kerl, dieser Caul Espe, und ich glaube nicht, dass die Jahre ihn altersmilde gemacht haben. Wir hatten in Styrien miteinander zu tun, er und ich. Manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte jeden Menschen auf der Welt schon kennengelernt, und jeder neue Ort sei mit alten Gesichtern bevölkert.« Sein überlegender Blick ruhte schließlich auf Savian. »Obwohl ich diesen Herrn hier nicht erkenne.«
    »Ich heiße Savian.« Er hustete in seine Faust.
    »Und weswegen sind Sie hier in Fernland? Aus gesundheitlichen Gründen?«
    Savian hielt inne, den Mund leicht geöffnet, während sich eine seltsame Stille ausbreitete und einige Söldner die Hände zu ihren Waffen führten, bis Scheu plötzlich sagte: »Cantliss hat einen seiner Söhne verschleppt, und er hat seine Spur mit uns verfolgt. Ein kleiner Junge namens Collem.«
    Das Schweigen zog sich noch ein wenig weiter in die Länge, dann bekräftigte Savian beinahe zögernd: »Collem, genau. Mein Junge.« Er hustete wieder und räusperte sich dann rau. »Ich hoffe, Cantliss kann uns zu ihm führen.«
    Die Anwesenden waren beinahe erleichtert, als sie sahen, dass nun zwei Männer Hochwürdens den Gefangenen in die Spielhalle schleppten. Seine Handgelenke waren gefesselt, seine früher so elegante Kleidung war fleckig und zerlumpt, und sein Gesicht sah ebenso zerschlagen aus wie das von Lamm. Eine Hand hing schlaff herunter, und er zog ein Bein über die Dielenbretter nach.
    »Der so schwer zu fassende Grega Cantliss!«, rief Cosca, als Hochwürdens Leute den Genannten mit verzerrtem Gesicht zu Boden stießen. »Keine Sorge. Ich bin Nicomo Cosca, berüchtigter Glücksritter et cetera et cetera, und ich habe einige Fragen an Sie. Ich rate Ihnen, über die Antworten sorgfältig nachzudenken, da Ihr Leben von ihnen abhängen könnte und so weiter.«
    Cantliss betrachtete Scheu, Savian, Lamm und die mehr als zwanzig Söldner, und mit dem typischen Instinkt des Feiglings, den Tempel nur zu schnell erkannte, begriff er, dass die Machtverhältnisse sich verschoben hatten. Er nickte beflissen.
    »Vor ein paar Monaten haben Sie in einer Stadt namens Greyer ein paar Pferde gekauft. Sie haben dabei mit Münzen dieser Art bezahlt.« Cosca zog mit der großen Geste eines Zauberkünstlers ein winziges Goldstück hervor. »Dabei handelt es sich rein zufällig um antike Münzen aus dem Alten Kaiserreich.«
    Cantliss’ Augen glitten über Coscas Gesicht, als ob er versuchte, einen vorher festgelegten Text abzulesen. »Das habe ich. Stimmt.«
    »Sie haben diese Pferde von Rebellen gekauft, die dafür kämpfen, Starikland von der Union zu lösen.«
    »Habe ich das?«
    »Das haben Sie.«
    »Das habe ich!«
    Cosca beugte sich zu ihm. »Woher kommen diese Münzen?«
    »Mit denen hat mich das Drachenvolk bezahlt«, erklärte Cantliss. »Das sind

Weitere Kostenlose Bücher