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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ihr?«
    »Das muss sie selbst entscheiden.«
    Tempel nickte. »Auch von mir ein großes Dankeschön«, sagte er zu Savian. »Was auch immer du dir davon kaufen kannst.«
    »Wir alle geben, was wir können.«
    Tempel war sich nicht sicher, ob das als kleine Gehässigkeit gedacht war. Es war einer dieser Augenblicke, wo alles irgendwie gehässig wirkte. Er ließ die beiden alten Männer an der Theke zurück und ging die Treppe hinauf, als er Savian raunen hörte: »Ich rede von dem Aufstand in Starikland.«
    »Der gerade niedergeschlagen wurde?«
    »Von dem und von dem nächsten …«
    Oben an der Tür hob er die Faust und wollte anklopfen, aber dann hielt er inne, noch bevor sie das Holz berührte. Nichts hinderte ihn daran, den Arm zu senken und einfach aus der Stadt zu reiten, Bermis Schürfstelle ausfindig zu machen oder vielleicht sogar ganz woanders sein Glück zu versuchen, wo niemand wusste, was für ein Versager er war. Wenn es denn irgendwo im Weltenrund noch einen solchen Ort gab. Doch bevor ihn die Versuchung überwältigte, wieder einmal den einfachen Weg zu gehen, klopfte er dann doch.
    Scheus Gesicht sah kaum besser aus als Lamms, war zerkratzt und geschwollen, über der Nasenwurzel leuchtete ein Schnitt, Nacken und Hals zierten blaue Flecke. Der Anblick tat ihm weh. Wenn auch natürlich nicht so sehr, als wenn er selbst die Prügel abbekommen hätte. Aber trotzdem. Sie machte nicht den Eindruck, als ob sein Anblick sie aufregte. Dazu schien er sie gar nicht genug zu interessieren. Sie ließ die Tür offen, als sie wieder ins Zimmer humpelte, und zog die Lippen hoch, als sie sich vor dem Fenster auf eine Bank sinken ließ. Ihre Füße wirkten sehr weiß auf den Dielen.
    »Wie war die Hinrichtung?«, fragte sie.
    Er trat ins Zimmer und schloss sanft die Tür. »Na ja, so, wie die immer sind.«
    »Ich habe nie kapiert, was man daran toll finden kann.«
    »Vielleicht fühlen sich manche Leute als Gewinner, wenn sie sehen, wie jemand anders alles verliert.«
    »Ich weiß nur, wie das ist, wenn man verliert.«
    »Alles so weit in Ordnung bei dir?«
    Sie sah hoch, und er ertrug ihren Blick kaum. »Bisschen zerschlagen.«
    »Du bist sauer auf mich«, sagte er leicht schmollend.
    »Bin ich nicht. Bloß zerschlagen.«
    »Was hätte ich denn ausrichten können, wenn ich dageblieben wäre?«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die aufgeplatzte Lippe. »Ich vermute mal, die hätten dich umgebracht.«
    »Genau. Und stattdessen bin ich lieber losgerannt und habe Hilfe geholt.«
    »Du bist gerannt, das kann ich bezeugen.«
    »Ich habe Savian geholt.«
    »Und Savian hat mich geholt. Gerade noch rechtzeitig.«
    »Das stimmt.«
    »Das stimmt.« Sie hielt sich die Seite, während sie langsam nach einem ihrer Stiefel angelte und ihn sich über den Fuß zog. »Also heißt das wohl, dass ich dir mein Leben verdanke. Danke, Tempel, du bist ein verdammter Scheißheld. Nächstes Mal, wenn ich einen nackten Arsch aus meinem Fenster verschwinden sehe, werde ich mich ganz entspannt zurücklehnen und auf meine Rettung warten.«
    Sie sahen einander schweigend an, während sich die Menge draußen auf der Straße allmählich wieder zerstreute. Dann setzte er sich ihr gegenüber auf einen Sessel. »Verdammt, ich schäme mich unglaublich.«
    »Das ist aber ein Trost. Ich werde mir deine Beschämung als Balsam auf meine Wunden schmieren.«
    »Es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten.«
    »Und trotzdem habe ich das Gefühl, du wirst mir gleich eine anbieten.«
    Nun war es an ihm, das Gesicht zu verziehen. »Ich bin ein verdammter Feigling, das ist nun einmal so. Ich bin so lange vor allem weggelaufen, dass es mir zur Gewohnheit geworden ist. Ist nicht so leicht, sich von alten Gewohnheiten zu verabschieden. Aber vielleicht könnten wir trotzdem …«
    »Lass mal.« Sie stieß einen langen, schmerzvollen Seufzer aus. »Ich habe keine besonders hohen Erwartungen. Ganz ehrlich, die hast du schon einmal übertroffen, als du deine Schulden bezahlt hast. Also neigst du zur Feigheit. Wer tut das nicht? Du bist nicht der tapfere Ritter und ich bin nicht die schüchterne Jungfrau, und wir leben nicht in einem Märchen, das steht mal fest. Ich verzeihe dir. Du kannst deines Weges ziehen.« Sie winkte ihn mit ihrem verschorften Handrücken zur Tür.
    Das war zwar mehr Vergebung, als er sich hatte erhoffen können, aber er merkte, dass er sich trotzdem nicht bewegte. »Ich will aber nicht gehen.«
    »Ich verlange gar nicht, dass du wieder aus

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