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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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dachte ich, würde es ein Blutbad geben.«
    »Und zwar keins von der guten Sorte«, warf Brachio ein, der sein tränendes Auge betupfte.
    »Gibt es da eine gute Sorte?«, fragte Hochwürden schwach.
    Cosca drehte eine Schnurrbartspitze nachdenklich zwischen Daumen und Zeigefinger. »Es gibt … zumindest Abstufungen. Und hier kommt er auch schon!«
    Sein schwarzer Mantel hatte durch das Wetter zwar gelitten, und ein fusseliger blondgrauer Bart wucherte über Wangen, die noch hagerer wirkten als zuvor, aber Inquisitor Lorsens Augen brannten noch immer genauso vor Eifer wie seinerzeit, als die Kompanie Mulkova verlassen hatte. Vielleicht sogar noch mehr.
    »Das ist Inquisitor Lorsen.« Cosca kratzte sich gedankenverloren an seinem schorfigen Hals. »Mein derzeitiger Auftraggeber.«
    »Es ist mir eine Ehre.« Tempel konnte jedoch eine ganz leichte Anspannung in Hochwürdens Stimme hören. »Darf ich fragen, welche Geschäfte die Inquisition Seiner Majestät nach Knick führen?«
    »Wir jagen flüchtige Rebellen!«, tönte Lorsen. »Verräter an der Union!«
    »Wir sind hier weit von der Union entfernt.«
    Das Lächeln des Inquisitors schien den ganzen Raum erkalten zu lassen. »Der Arm Seiner Eminenz wird jedes Jahr länger. Für die Ergreifung bestimmter Personen wurden hohe Kopfgelder ausgesetzt. Überall in der Stadt werden wir eine Liste aushängen, auf der ganz oben Conthus steht, der Verräter, Mörder und oberste Aufwiegler!«
    Savian bekam einen erstickten Hustenanfall, und Lamm klopfte ihm auf den Rücken, aber Lorsen war viel zu sehr damit beschäftigt, grimmig auf Tempel herabzusehen, um das zu bemerken. »Wie ich sehe, hat dieser schlüpfrige Lügner zu Ihnen zurückgefunden.«
    »Aber ich bitte Sie.« Cosca klopfte Tempel väterlich auf die Schulter. »Ein kleines bisschen Schlüpfrigkeit und tatsächlich auch Verlogenheit ist bei einem Rechtskundigen doch eher als positive Eigenschaft zu werten. Und wenn man einmal dahinterschaut, wird man kaum einen Mann von größerem Gewissen und moralischer Aufrichtigkeit finden. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Oder zumindest meinen Hut.« Damit zog er sich das genannte Kleidungsstück vom Kopf und legte es über Tempels Glas.
    »Solange Sie ihm nichts anvertrauen, das etwas mit meinem Zuständigkeitsbereich zu tun hat.« Lorsen gab seinen Praktikalen ein Zeichen. »Kommen Sie. Wir müssen Fragen stellen.«
    »Er scheint sehr charmant zu sein«, sagte Hochwürden, die ihm nachsah, wie er den Raum verließ.
    Cosca kratzte sich wieder an seinem Ausschlag und hielt dann die Fingernägel hoch, um das Resultat zu betrachten. »Die Inquisition legt Wert darauf, ausschließlich Folterknechte mit besonders guten Manieren in ihre Reihen aufzunehmen.«
    »Und Söldner mit besonders schlechten, wie es scheint.«
    »Ein Auftrag ist nun einmal ein Auftrag. Aber ich bin auch aus eigenen Gründen hier. Ich suche einen Mann namens Grega Cantliss.«
    In der langen Pause, die nun folgte, legte sich der Name über den Raum wie kühler Schneefall.
    »Scheiße«, hörte Tempel Scheu zischen.
    Cosca sah sich erwartungsvoll um. »Der Name ist demnach nicht unbekannt?«
    »Der Bursche ist gelegentlich hier durchgekommen.« Hochwürden machte den Eindruck, als ob sie ihre Worte sehr sorgfältig wählte. »Wenn Sie ihn finden würden, was dann?«
    »Dann würden ich und mein Rechtskundiger – von meinem Auftraggeber, dem edlen Inquisitor Lorsen, gar nicht zu reden – Sie überhaupt nicht mehr behelligen. Mir ist bewusst, dass Söldner einen schlechten Ruf haben, aber glauben Sie mir, ich bin nicht hierhergekommen, um Ärger zu machen.« Er ließ einen Schluck Schnaps gelassen in seinem Glas hin und her schwappen. »Wieso, haben Sie etwa eine Ahnung, wo sich dieser Cantliss aufhalten könnte?«
    Ein bedeutungsschweres Schweigen breitete sich aus, während zahlreiche bedeutungsvolle Blicke hin und her gingen. Dann hob Lamm langsam das Kinn. Scheus Gesicht verhärtete sich. Hochwürden bedachte sie mit einem winzigen, entschuldigenden Achselzucken. »Er ist in meinem Keller angekettet.«
    »Dreckstück!«, zischte Scheu.
    »Cantliss gehört uns.« Lamm erhob sich vom Tresen und richtete sich zu voller Größe auf, die bandagierte Linke schwebte über dem Griff seines Schwertes.
    Einige Söldner plusterten sich nun ebenfalls auf und warfen sich in möglichst herausfordernde Posen, wie Kater kurz vor einem Revierkampf in einer mondbeschienenen Gasse. Freundlich sah nur zu, die Augen leblos,

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