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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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keine große.«
    Tempel räusperte sich; sein Hals war rau. »Das ist aber nicht das Schwert eines Barbaren.« Er ging in die Hocke und drehte die Klinge in den Händen hin und her: gerade, perfekt ausbalanciert und sorgfältig scharf geschliffen.
    »Das sind keine normalen Geister«, sagte Süß. »Eigentlich sind sie gar keine Geister. Sie wollen töten, und sie wissen genau wie. Sie haben vor nichts Angst, und in diesem Land kennen sie außerdem jeden Stein. Sie haben alle Bergleute in Leuchtberg abgemurkst, ohne dass es überhaupt einen Kampf gab.«
    »Aber sie bluten, wie man sieht.« Cosca bohrte seinen Finger in das Loch, das Savians Flachbogenbolzen hinterlassen hatte, und zog ihn mit rot glänzender Spitze wieder heraus. »Und sie sterben, wie man sieht.«
    Brachio zuckte die Achseln. »Wir alle bluten. Wir alle sterben.«
    »Das ist die einzige Sicherheit im Leben«, grollte Jubair, der die Augen zum Himmel richtete. Oder zumindest zur schimmelfleckigen Decke.
    »Was ist das für ein Metall?« Sworbreck zog ein Amulett aus dem Kragen der Drachenfrau, ein graues Blatt, das im Lampenschein schimmerte. »Es ist sehr dünn, aber …« Er zeigte die Zähne, während er sich daran zu schaffen machte. »Ich kann es nicht biegen. Kein bisschen. Das ist bemerkenswerte Handwerksarbeit.«
    Cosca wandte sich ab. »Stahl und Gold sind die einzigen Metalle, die mich interessieren. Begrabt die Leichen in einiger Entfernung von der Ansiedlung. Eins habe ich in vierzig Jahren Kriegsführung gelernt, Sworbreck: dass man seine Toten nie direkt im Lager verscharrt.« Er zog den Mantel enger um seine Schultern, als die Tür sich öffnete und ein eisiger Windhauch ins Innere des Hauses fuhr. »Verdammte Scheißkälte.« So, wie er sich nun über das Feuer beugte, eifersüchtig darauf achtend, dass sich kein anderer daran wärmte, sah er aus wie eine alte Hexe an ihrem Kessel, mit dem dünn herunterhängenden Haar und den ausgestreckten Händen, die sich wie schwarze Krallen vor den Flammen abzeichneten. »Erinnert mich an den Norden, und das ist wohl kaum was Gutes, oder, Tempel?«
    »Nein, Herr General.« Egal, an welchen Augenblick der letzten zehn Jahre man ihn erinnerte, für Tempel war keiner besonders gut – diese Zeit war wie eine Wüste aus Gewalt, Verschwendung und Schuld. Abgesehen vielleicht von den Augenblicken, die er im Sattel gesessen und über die offene Große Ebene geblickt hatte. Oder in denen er oben auf dem Gerüst von Majuds Laden auf Knick hinuntergeguckt hatte. Oder in denen er sich mit Scheu über seine Schulden gestritten hatte. Wie sie getanzt hatten, ihr Körper ganz eng an seinen gepresst. Wie er sich zu ihr gebeugt und sie geküsst hatte, und wie ihr Lächeln immer breiter wurde und sie ihn wieder küsste … Er riss sich zusammen. Das alles hatte er sich gründlich und unwiederbringlich versaut. Es war eben wirklich so: Man wusste nie zu schätzen, was man hatte, bevor man sein Glück nicht aus dem Fenster geworfen hatte. Oder vielmehr selbst damit hinausgesprungen war.
    »Dieser verdammte Rückzug.« Cosca war damit beschäftigt, über seine eigenen Niederlagen nachzudenken, von denen es schließlich genügend gab. »Dieser verdammte Schnee. Dieser verräterische Schwarze Calder. So viele gute Männer haben wir da verloren, nicht wahr, Tempel? Wie zum Beispiel … hm … die Namen vergesse ich immer, aber das ändert nichts an der Tatsache an sich.« Er wandte sich um und rief verärgert in den Raum hinein: »Als Sie › Fort ‹ gesagt haben, hatte ich etwas … Solideres erwartet.«
    Tatsächlich handelte es sich bei Leuchtbergs wichtigstem Gebäude um eine große, eineinhalbgeschossige Blockhütte, die durch aufgehängte Tierhäute in verschiedene Zimmer unterteilt worden war, über eine schwere Tür und schmale Fenster verfügte, an einer Seite Zugang zu dem verfallenen Turm hatte und ansonsten fürchterlich zugig war.
    Süß zuckte die Achseln. »Die Messlatte liegt in Fernland nicht besonders hoch, Herr General. Hier draußen spricht man schon von einem Fort, wenn man drei Latten zusammennagelt.«
    »Wir müssen wohl froh sein über den Schutz, den wir hier finden. Noch eine Nacht unter freiem Himmel, und Sie hätten auf den Frühling warten müssen, damit ich wieder auftaue! Wie sehne ich mich nach den Türmen des schönen Visserine! Eine laue Sommernacht am Fluss! Die Stadt gehörte einst mir, wussten Sie das, Sworbreck?«
    Der Schriftsteller verzog das Gesicht. »Ich glaube, das hatten

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