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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Sie schon einmal erwähnt.«
    »Nicomo Cosca, Großherzog von Visserine!« Der Alte hielt inne und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Taschenflasche. »Und eines Tages wird alles wieder mir gehören. Meine Türme, mein Palast und der Respekt, den ich verdiene. Oft wurde ich enttäuscht, das ist wohl wahr. Mein Rücken ist ein Gewebe metaphorischer Narben. Aber es ist ja noch immer Zeit, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Sworbreck stieß ein falsches Lachen aus. »Sie haben noch viele erfolgreiche Jahre vor sich, dessen bin ich mir sicher!«
    »Noch ein bisschen Zeit, die Dinge ins rechte Lot zu bringen …« Cosca sah auf die faltige Haut seines Handrückens und kniff die Lippen zusammen, als er die knotigen Finger bewegte. »Wissen Sie, Sworbreck, früher war ich einmal ein fantastischer Messerwerfer. Ich konnte auf zwanzig Schritt eine Fliege festnageln. Und heute?« Er stieß ein kurzes Schnauben aus. »Heute kann ich an einem klaren Tag kaum zwanzig Schritte weit sehen. Das ist der schlimmste Verrat, der am meisten wehtut. Der Verrat des eigenen Fleisches. Wenn man lange genug lebt, dann erlebt man zwangsläufig, wie alles den Bach runtergeht …«
    Der nächste Windstoß kündigte Feldwebel Freundlich an, dessen stumpfe Nase und eng am Kopf anliegende Ohren zwar leicht gerötet waren, der aber sonst nicht im Geringsten erkennen ließ, dass ihm die Kälte irgendetwas ausmachte. Sonne, Regen oder Sturm schienen ihm gleich zu sein.
    »Die letzten Nachzügler sind im Lager angekommen, ebenso wie die Anhängsel der Kompanie«, tönte er.
    Brachio schenkte sich noch ein Glas ein. »Wir ziehen diese Tagediebe an wie ein Leichnam die Maden.«
    »Ich glaube nicht, dass es mir gefällt, wenn Sie unsere edle Bruderschaft mit einem eiternden Leichnam vergleichen«, knurrte Cosca.
    »Auch nicht, wenn es so schön passt«, murmelte Tempel.
    Freundlich begann seine Aufzählung. »Neunzehn Huren und vier Luden …«
    »Die werden viel zu tun bekommen«, bemerkte Cosca.
    »… zweiundzwanzig Wagenkutscher und Träger, darunter dieser Krüppel Häcke, der unbedingt mit dem Herrn General reden will …«
    »Jeder will ein Stück von mir! Man sollte meinen, ich sei ein Feiertagskuchen mit Rosinen!«
    »… dreizehn verschiedene Kaufleute, Hausierer und Kesselflicker, von denen sechs behaupten, sie seien von Mitgliedern der Kompanie bestohlen worden …«
    »Ich umgebe mich mit Kriminellen! Ich war einmal Großherzog, müssen Sie wissen. Was habe ich nicht für Enttäuschungen erlebt.«
    »… zwei Schmiede, ein Pferdehändler, ein Pelzhändler, ein Bestatter, ein Barbier, der zudem damit prahlt, auch als Feldscher erfahren zu sein, ein Paar Waschweiber, ein Winzer ohne Reben und siebzehn Personen ohne ordentlichen Beruf.«
    »Gammler und Landstreicher, die hoffen, von den Brosamen, die von meinem Tisch fallen, fett zu werden! Gibt es denn keine Ehre mehr, Tempel?«
    »Verdammt wenig«, sagte Tempel. Zumindest sein eigener Vorrat war erbarmungswürdig klein.
    »Und befindet sich inzwischen auch Superior Pikes …« Cosca beugte sich zu Freundlich und flüsterte, nachdem er noch einen Schluck aus seiner Flasche genommen hatte, »… geheimer Wagen im Lager?«
    »Ja«, bestätigte Freundlich.
    »Lassen Sie ihn bewachen.«
    »Was ist denn da überhaupt drin?«, fragte Brachio, der sich mit einem Fingernagel ein wenig Feuchtigkeit aus seinem tränenden Auge wischte.
    »Wenn ich diese Information weitergäbe, dann wäre es ja nicht mehr länger ein geheimer Wagen, sondern nur noch … ein Wagen. Wir sind uns wohl alle darüber einig, dass ein solcher kaum noch mystische Bedeutung hat.«
    »Wo wird denn dieses ganze Volk unterkommen?«, wollte Jubair wissen. »Hier ist doch schon kaum Platz genug für die Soldaten.«
    »Was ist mit den Hügelgräbern?«, fragte der Alte.
    »Die sind leer«, erwiderte Süß. »Wurden schon vor Jahrhunderten geplündert.«
    »Na, dann kann man sich doch sicher ganz gemütlich darin einrichten. Was für eine Ironie, was, Tempel? Die Helden von gestern werden von den Huren von heute aus den Gräbern vertrieben!«
    »Ausgesprochen tiefgründig, Herr General«, brummte Tempel, der schon bei dem Gedanken erschauerte, im feuchtkalten Inneren dieser uralten Gräber zu schlafen, egal ob allein oder mit jemand anderem.
    »Ich will Ihre Vorbereitungen nicht behindern, Herr General«, sagte Süß, »aber ich sollte mich jetzt auf den Weg machen.«
    »Natürlich! Der Ruhm ist wie Brot, er wird mit der Zeit hart und

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