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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gar keiner Entgegnung für wert befinden. »In jeder Hinsicht, und ich bedaure das nicht im Geringsten.«
    »Ein Fick ist ja auch was Schönes, bestimmt auch dann noch, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat.«
    »Ohne Zweifel. Vor allem, wenn man vorher nicht allzu oft Gelegenheit dazu hatte.«
    »Hat sie aber nicht davon abgehalten, dich über die Klinge springen zu lassen, als ihr das nützlich war.«
    »Hat Tempel dir irgendwas versprochen, bevor er aus deinem Fenster gesprungen ist?«
    Jetzt war es an Scheu, eine Weile zu schweigen. »Nee, nicht unbedingt.«
    »Hm. Ich denk mal, bloß weil man schon mal mit jemandem im Bett war, kann man später trotzdem von ihm gefickt werden.«
    Sie stieß einen langen, kalten, dampfenden Seufzer aus. »Bei einigen von uns erhöht es eher noch die Chancen …«
    Zwischen den Bäumen in der Nähe des Verstecks war nun Süß zu erkennen, der, grotesk ungelenk in seinem dicken Pelz, zwischen den Bäumen hervorwatschelte und zu ihnen herüberwinkte. Hinter ihm erschien Weinender Fels, die sich hinkniete und im Schnee ihre Keule säuberte, die einen schwachen rötlichen Fleck auf dem leeren Weiß hinterließ.
    »Ich denke, das wäre erledigt«, sagte Lamm, der sich mit leicht verkrampften Gesicht aufrappelte und in die Hocke ging.
    »Ich denke auch.« Scheu schlang die Arme um den Körper, aber es war so kalt, dass sie sich selbst dabei kaum fühlte. Sie wandte sich um und sah ihn zum ersten Mal, seit sie ihr Gespräch begonnen hatten, wirklich an. »Kann ich dich was fragen?«
    Seine Kinnmuskeln bewegten sich sichtbar. »Manchmal ist Unwissenheit die süßeste Medizin.« Er warf ihr einen seltsamen, beklommenen, schuldigen Blick zu, wie ein Mann, der des Mordes überführt wurde und weiß, dass sein Spiel aus ist. »Aber ich weiß, dass du dich nicht aufhalten lässt.« Ein ungutes, mulmiges Gefühl breitete sich tief in ihrem Bauch aus, und sie konnte sich kaum überwinden, jetzt wirklich etwas zu sagen, aber Schweigen hielt sie auch nicht länger aus.
    »Wer bist du?«, flüsterte sie. »Ich meine … wer bist du gewesen? Ich meine – scheiße.«
    Im Augenwinkel hatte sie eine Bewegung wahrgenommen. Eine Gestalt eilte zwischen den Bäumen auf Süß und Weinender Fels zu.
    »Scheiße!« Und nun rannte sie, stolperte, brach durchs Unterholz, blieb mit dem tauben Fuß am Rand der Senke hängen und taumelte ins Gesträuch, rappelte sich auf und rannte über den kahlen Abhang, gebremst vom jungfräulichen Schnee, bis es sich so anfühlte, als ob sie zwei riesige Stiefel aus Stein hinter sich herschleppte.
    »Süß!«, keuchte sie. Die Gestalt löste sich von den Bäumen und kam über das unberührte Weiß auf den alten Pfadfinder zu, kurz war ein verzerrtes Gesicht zu sehen und eine Klinge blitzte auf. Scheu konnte ihn unmöglich noch rechtzeitig erreichen. Sie konnte nichts tun.
    »Süß!«, heulte sie noch einmal, und er sah hoch, lächelte, dann wandte er den Kopf, seine Augen weiteten sich plötzlich, und er warf sich zur Seite, als der dunkle Schatten zu ihm hinübersprang. Doch der Angreifer kam noch im Sprung ins Trudeln, stürzte und krümmte sich im Schnee zusammen. Weinender Fels rannte zu ihm hin und schlug ihm die Keule über den Kopf. Es dauerte einen Augenblick, bis das scharfe Knacken Scheu erreichte.
    Savian schob ein paar Zweige aus dem Weg und schlurfte durch den Schnee zu den beiden Pfadfindern hinüber, sah grimmig zu den Bäumen und spannte erneut mit ruhigen Bewegungen seinen Flachbogen.
    »Guter Schuss«, rief Weinender Fels, steckte sich die Keule wieder in den Gürtel und die Pfeife zwischen die Zähne.
    Süß schob den Hut zurück. »Ein guter Schuss, ganz, wie sie sagt! Verdammt noch mal, ich hätte mir fast in die Hosen geschissen!«
    Scheu stand da, die Hände in die Hüften gestützt, und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ihr brannte die Brust von der eiskalten Luft.
    Lamm trat neben sie und schob sein Schwert wieder in die Scheide. »Sieht so aus, als wären sie manchmal auch zu dritt.«

UNTER BARBAREN
    S ie sehen gar nicht wie Dämonen aus.« Cosca tippte mit der Fußspitze gegen die Wange der Drachenfrau und beobachtete, wie ihr kahl rasierter Kopf zurückfiel. »Keine Schuppen. Keine gespaltene Zunge. Kein sengender Atem. Ich bin ein bisschen enttäuscht.«
    »Einfach nur Barbaren«, knurrte Jubair.
    »Wie die draußen auf der Großen Ebene.« Brachio nahm einen Schluck Wein und beäugte kritisch sein Glas. »Eine Stufe über den Tieren, aber

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