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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Verkaufsstand errichtet und rief seine Angebote für Gürtel und Stiefelwichse in die achtlose Nacht hinaus. Das Geschäft schläft nie.
    Tempel hörte Inquisitor Lorsens schnarrende Stimme aus einer halb offenen Blockhaustür: »… Glauben Sie wirklich, dass es in diesen Bergen Rebellen gibt, Dimbik?«
    »Glaube ist ein Luxus, den ich mir schon seit einiger Zeit nicht mehr leisten kann, Herr Inquisitor. Ich tue schlicht das, was man mir sagt.«
    »Aber wer ist es denn, der Ihnen etwas sagt, Herr Hauptmann? Das ist doch die Frage. Ich habe immerhin das Ohr von Superior Pike, und der Superior hat das Ohr des Herrn Erzlektors höchstpersönlich, und eine Empfehlung vom Erzlektor …« Seine Intrigen verloren sich im allgemeinen Gerede.
    In der Dunkelheit am Rand des Lagers saßen Tempels frühere Gefährten bereits auf. Es hatte wieder zu schneien begonnen, weiße Flecken legten sich sanft auf die Mähnen der Pferde, auf das graue Haar von Weinender Fels und auf die alte Flagge, mit dem es zusammengebunden war, auf Scheus Schultern, die sie leicht hängen ließ, während sie sich standhaft weigerte, zu ihm hinüberzusehen, und auf das Gepäck, das Lamm auf sein Pferd lud.
    »Kommen Sie mit uns?«, rief Savian, als er Tempel näher kommen sah.
    »Mein Herz ist willig, aber der Rest hat genug Verstand, um höflich abzulehnen.«
    »Weinender Fels!« Sworbreck zog mit großer Geste sein Notizbuch hervor. »Das ist ein sehr faszinierender Name!«
    Sie sah zu ihm hinunter. »Ja.«
    »Da vermute ich doch sicherlich richtig, dass eine ebenso faszinierende Geschichte dahintersteckt?«
    »Ja.«
    »Würden Sie diese Geschichte vielleicht mit mir teilen wollen?«
    Weinender Fels ritt langsam in die Dunkelheit.
    »Ich denke, das heißt Nein«, bemerkte Scheu.
    Sworbreck seufzte. »Ein Schriftsteller muss lernen, aus Verachtung seine Kraft zu ziehen. Es gibt keinen Absatz, keinen Satz oder auch nur ein Wort, das jedem Leser gefallen würde. Meister Lamm, haben Sie jemals einem Mitglied der schreibenden Zunft Rede und Antwort gestanden?«
    »Wir haben schon die verschiedensten Lügner kennengelernt«, sagte Scheu.
    Der Biograf ließ sich nicht abschütteln. »Ich habe erzählen hören, dass Sie mehr Erfahrung in Duellen auf Leben und Tod haben als jeder andere Mann.«
    Lamm zog den letzten Riemen straff. »Glauben Sie alles, was Sie hören?«
    »Bestreiten Sie es also?«
    Lamm sagte nichts.
    »Gibt es vielleicht Erkenntnisse aus diesem tödlichen Geschäft für meine Leser?«
    »Hände weg davon.«
    Sworbreck trat näher. »Aber stimmt es, was General Cosca mir erzählt hat?«
    »Nach dem, was ich gesehen habe, würde ich ihn nicht gerade als vertrauenswürdige Quelle einstufen.«
    »Er hat gesagt, Sie waren einst ein König.«
    Tempel hob die Augenbrauen. Süß räusperte sich. Scheu brach in Gelächter aus, aber als sie sah, dass Lamm nicht einstimmte, verstummte sie.
    »Er hat mir gesagt, Sie waren einmal der Kämpe des Königs der Nordmänner«, fuhr Sworbreck fort, »und Sie gewannen in seinem Namen zehn Wettkämpfe im Schildkreis. Dann betrog er Sie, aber Sie überlebten, töteten ihn schließlich und nahmen seinen Platz ein.«
    Lamm zog sich langsam in den Sattel und sah mit grimmiger Miene in die Nacht. »Man hat mir eine Weile eine goldene Kette umgehängt und vor mir gekniet, weil es den Leuten gerade in den Kram passte. In Zeiten der Gewalt knien die Menschen gern vor gewalttätigen Männern. In friedlichen Zeiten erinnern sie sich dann daran, dass sie lieber stehen.«
    »Machen Sie ihnen das zum Vorwurf?«
    »Irgendwelche Vorwürfe habe ich längst hinter mir gelassen. Die Menschen sind einfach so.« Lamm sah zu Tempel hinüber. »Können wir uns auf deinen Cosca verlassen, was meinst du?«
    »Absolut nicht«, sagte Tempel.
    »Hatte schon befürchtet, dass du so was sagen würdest.« Damit trieb Lamm sein Pferd den Berg hinauf in die Dunkelheit.
    »Und da sagen die Leute, ich hätte Geschichten zu erzählen«, brummte Süß, als er sich ihm anschloss.
    Sworbreck sah ihnen kurz nach, dann zog er seinen Bleistift hervor und kritzelte hektisch etwas in sein Buch.
    Tempel fing Scheus Blick, als sie ihr Pferd umwandte. »Ich hoffe, dass du sie findest!«, brach es aus ihm heraus. »Die Kinder.«
    »Das werden wir. Hoffe, dass du findest … was immer du suchst.«
    »Ich glaube, das hatte ich schon«, sagte er leise. »Aber ich habe es … weggeworfen.«
    Sie hielt inne, als ob sie nachdächte, was sie darauf sagen sollte,

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