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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schwitzte so sehr, dass sie ihren Mantel ausziehen und über ihren Rucksack binden musste. Die anderen taten dasselbe. Sie kniete sich hin und legte die Handfläche auf die Erde, und da war eine seltsame Wärme, als fasse man an die Mauer einer Bäckerei, dort, wo sich auf der anderen Seite der Ofen befand.
    »Da drunter ist Feuer«, sagte Weinender Fels.
    »Echt?« Scheu riss ihre Hand zurück, als ob jeden Augenblick Flammen aus der Erde züngeln konnten. »Ist nicht gerade eine Vorstellung, die eine Frau mit Optimismus erfüllt.«
    »Besser, als wenn einem die Scheiße im Arsch einfriert, oder nicht?«, sagte Süß, der sich ein Hemd auszog, unter dem nun ein weiteres zum Vorschein kam. Scheu fragte sich, wie viele Schichten er tragen mochte. Und ob er, wenn er sie alle ablegte, ganz und gar verschwinden würde.
    »Ist das der Grund, weswegen das Drachenvolk hier oben lebt?« Savian legte nun auch die Hand auf den Boden. »Wegen des Feuers?«
    »Vielleicht ist das Feuer auch hier, weil sie hier leben.« Weinender Fels sah den Hang hinauf, der aus kahlem Gestein und Geröll bestand, hier und da mit gelben Schwefelflecken überzogen; darüber ragte eine enorm hohe, kantige Felswand auf. »Auf diesem Weg könnten Augen sein.«
    »Das sind sie bestimmt«, sagte Jubair. »Gott sieht alles.«
    »Es ist aber nicht Gott, der Ihnen einen Pfeil in den Arsch schießen wird, falls wir hier weitergehen«, bemerkte Süß.
    Jubair zuckte die Achseln. »Gott sorgt dafür, dass alle Dinge dort hinkommen, wo sie sein müssen.«
    »Was tun wir jetzt also?«, fragte Savian.
    Weinender Fels entrollte bereits ein Seil, das sie aus ihrem Rucksack gezogen hatte. »Jetzt klettern wir.«
    Scheu massierte sich die Schläfen. »Irgendwie hatte ich schon geahnt, dass sie so was Hässliches sagen würde.«
    Sie wollte verdammt sein, wenn das Klettern nicht noch mehr Kraft kostete als das Wandern und außerdem noch wesentlich beängstigender war. Weinender Fels krabbelte die Wand wie eine Spinne hinauf, und Lamm war nicht viel langsamer; er schien hier in den Bergen ganz zuhause zu sein. Oben angekommen, ließen die beiden Seile für die anderen hinab. Scheu bildete zusammen mit Savian das Schlusslicht; sie suchte fluchend Halt am glitschigen Gestein, während ihre Arme vor Anstrengung schmerzten und das Hanfseil an ihren Händen brannte.
    »Hatte noch keine Gelegenheit, mich zu bedanken«, sagte sie, als sie kurz auf einem Gesteinssims verharrten.
    Er gab keinen Laut von sich außer dem Zischen des Seils, das durch seine knorrigen Hände glitt, als er es hinter ihnen hochzog.
    »Für das, was du in Knick getan hast.« Schweigen. »Mir ist bis jetzt nicht so oft das Leben gerettet worden, dass ich so was übersehen würde.« Schweigen. »Weißt du noch?«
    Sie glaubte, den Hauch eines Achselzuckens bemerkt zu haben.
    »Hatte das Gefühl, dass du vermieden hast, es zu erwähnen.«
    Schweigen. Wenn möglich, vermied er es, überhaupt etwas zu erwähnen.
    »Wahrscheinlich bist du nicht der Typ, der gut Dank annehmen kann.«
    Mehr Schweigen.
    »Wahrscheinlich bin ich auch nicht unbedingt jemand, der so was gut ausdrücken kann.«
    »Du hast dir jedenfalls damit Zeit gelassen.«
    »Also, vielen Dank. Ich denke, ich wäre ziemlich sicher tot, wenn du nicht gewesen wärst.«
    Savian presste seine dünnen Lippen noch mehr zusammen und stieß ein kehliges Knurren aus. »Du oder dein Vater, ihr hättet wahrscheinlich für mich dasselbe getan.«
    »Er ist nicht mein Vater.«
    »Das geht nur euch beide was an. Aber wenn du mich fragst, du hättest dir einen schlechteren aussuchen können.«
    Scheu schnaubte. »Hab ich auch mal gedacht.«
    »Das hier hat er nicht gewollt, weißt du. Und auch nicht so.«
    »Auch das hab ich mal gedacht. Bin mir jetzt aber nicht mehr so sicher. Familie, was?«
    »Familie.«
    »Wo ist Corlin eigentlich?«
    »Die kann auf sich selbst aufpassen.«
    »Oh, bestimmt.« Scheu senkte die Stimme. »Hör mal, Savian, ich weiß, was du bist.«
    Er sah sie scharf an. »Tatsächlich?«
    »Ich weiß, was du da drunter hast.« Mit den Augen deutete sie auf seine Unterarme, deren blaue Tätowierungen unter dem Mantel versteckt waren.
    »Keine Ahnung, was du meinst.« Aber gleichzeitig zog er sich einen Ärmel weiter herunter.
    Sie beugte sich zu ihm rüber und flüsterte: »Dann tu einfach so, als wüsstest du’s. Als Cosca anfing, von den Rebellen zu erzählen, na ja, da ist mal wieder meine große Klappe mit mir durchgegangen, wie immer.

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