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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zustand. Der Schnee auf den Dächern schmolz von der Wärme in den Häusern. Auf allen Dächern.
    Zu viele Spuren für zwanzig Männer. Viel zu viele, selbst wenn man davon ausging, dass es sich um achtlose Draußenmenschen handelte. Hier stimmte etwas nicht. Sie hob die Hand und bedeutete den anderen anzuhalten, beobachtete weiter, sah genau hin.
    Dann spürte sie, dass Scarlaer sich neben ihr rührte, und als sie sich umwandte, glitt er bereits durchs Gebüsch ohne einen Befehl.
    »Warte!«, zischte sie ihm zu.
    Er sah sie abfällig an. »Die Versammlung hat entschieden.«
    »Und sie hat beschlossen, dass ich die Anführerin bin! Ich habe gesagt, warte!«
    Er schnaubte verächtlich und lief weiter auf die Ansiedlung zu. Sie sprang ihm nach.
    Uto versuchte, ihn festzuhalten, aber sie war schwach und langsam, und Scarlaer streifte ihre tastende Hand einfach ab. Vielleicht war sie zu ihrer Zeit einmal bedeutend gewesen, aber diese Zeit war lange schon vorbei, und jetzt war seine angebrochen. Er rannte den Abhang hinunter, schnell und leise, und er hinterließ kaum Spuren im Schnee, bis er die nächstgelegene Hütte erreichte.
    Er spürte die Kraft seines Körpers, die Kraft seines schlagenden Herzens, die Kraft der Klinge in seiner Hand. Sie hätten ihn nach Norden schicken sollen, um gegen die Schanka zu kämpfen. Er war bereit. Und das würde er beweisen, egal, was Uto sagen mochte, die vertrocknete alte Hexe. Er würde es mit dem Blut der Draußenmenschen schreiben und diese Wilden dafür büßen lassen, dass sie den heiligen Boden betreten hatten. Sie würden es bereuen, in dem Augenblick, bevor sie starben.
    Aus der Hütte war kein Laut zu vernehmen. Sie war so schlecht aus gespaltenen Kiefernstämmen und bröckelndem Lehm gebaut, dass ihn der Anblick dieser miserablen Handwerksarbeit beinahe schmerzte. Er duckte sich neben die Hauswand unter den tropfenden Dachüberstand und schlich bis zur Ecke, wo er wieder auf die Straße blickte. Eine dünne Decke neuen Schnees, ein paar neue Stiefelspuren und viele, viele ältere. Beim Atem des Schöpfers, die waren aber auch achtlos und dreckig, diese Draußenmenschen, überall ließen sie ihren Dung zurück. So viel Dung, bei so wenigen Tieren. Er fragte sich, ob vielleicht auch die Männer auf die Straße kackten.
    »Wilde«, flüsterte er und rümpfte die Nase über den Geruch ihrer Feuer, ihres angebrannten Essens und ihrer ungewaschenen Körper. Aber von den Menschen war nichts zu sehen, wahrscheinlich lagen sie irgendwo in betrunkenem Schlaf, unvorbereitet in ihrem Hochmut, die Fensterläden und Türen fest verschlossen. Licht fiel aus den Ritzen hinaus in die blaue Dämmerung.
    »Du verdammter Narr!« Uto tauchte plötzlich neben ihm auf, sie keuchte noch vom schnellen Lauf, und der Atem dampfte vor ihrem Gesicht. Aber Scarlaers Blut war zu heiß, um auf ihr Genörgel zu achten. »Warte!« Dieses Mal stieß er ihre Hand weg und war schon über die Straße im Schatten der nächsten Hütte. Er warf einen Blick über die Schulter, sah Uto winken und die anderen folgen, die sich nun wie stille Schatten in der Siedlung verteilten.
    Scarlaer lächelte und brannte heiß vor Aufregung. Sie würden die Draußenmenschen bezahlen lassen.
    »Das ist kein Spiel!«, fauchte Uto, und er lächelte nur wieder, rannte zur eisenbeschlagenen Tür des größten Gebäudes, fühlte, wie das Volk hinter ihm zusammenkam, stark an der Zahl und stark in seiner Entschlossenheit …
    Die Tür öffnete sich, und ganz kurz erstarrte Scarlaer im Lampenschein, der nach draußen drang.
    »Morgen!« Ein alter Mann mit schütterem Haar lehnte im Türrahmen. Er trug einen ausgefransten Pelz und einen goldenen Brustpanzer, der etliche Rostflecken zeigte. Zwar war da ein Säbel an seinem Gürtel, aber in der Hand hatte er nur eine Flasche. Die hob er nun und prostete ihnen zu, dass die Flüssigkeit bei der Bewegung darin herumschwappte. »Willkommen in Leuchtberg!«
    Scarlaer hob seine Klinge und öffnete den Mund, um lautes Kampfgeheul auszustoßen, und dann gab es einen Blitz oben auf dem Turm, ein Plopp in seinen Ohren, er bekam einen harten Stoß gegen die Brust und musste feststellen, dass er plötzlich auf dem Rücken lag.
    Er stöhnte, hörte aber nichts. Dann setzte er sich auf, sein Kopf brummte, und er starrte in öligen Rauch.
    Isarult half beim Kochen an der heißen Platte und lächelte ihn an, wenn er blutige Beute nach Hause brachte, und manchmal, wenn er gute Laune hatte, lächelte er

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