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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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kreischte Cosca und nahm wieder einen Schluck aus der Flasche. Inzwischen hatte er die kleine Taschenflasche als unzureichend ausgemustert, und zweifelsohne würde er demnächst der Einfachheit halber gleich aus dem Fass saufen. »Dimbik? Da sind Sie ja! Ziehen Sie los und löschen Sie all die Kreaturen aus, die noch im Wald herumlungern mögen. Brachio, machen Sie Ihre Männer zum Losreiten bereit! Meister Süß wird uns den Weg zeigen! Jubair und die anderen warten darauf, uns die Tore zu öffnen! Da oben gibt’s jede Menge Gold, Jungs, wir haben keine Zeit zu verlieren! Und Rebellen!«, fügte er hastig hinzu »Rebellen gibt’s da natürlich auch. Tempel, zu mir, ich möchte ganz sichergehen, was der Vertrag bezüglich der Kriegsbeute sagt. Sworbreck, für Sie ist es vielleicht besser, wenn Sie hierbleiben. Wenn Sie dafür nicht die Nerven haben, nun denn …«
    »Natürlich«, sagte Sworbreck. Er fühlte sich so müde. So weit weg von zu Hause. Von seinem schönen Büro in Adua, mit den sauberen Wänden und der neuen Rimaldi-Druckpresse, auf die er ganz besonders stolz gewesen war. Alles so weit weg, auf der anderen Seite einer unüberwindlichen Kluft aus Zeit, Raum und Gedanken. Ein Ort, wo es wichtig erschien, den Kragen geradezurücken, und eine schlechte Kritik eine Katastrophe darstellte. Wie konnte ein derart fantastisches Reich Teil derselben Welt sein, zu der dieses Schlachthaus gehörte? Er starrte auf seine Hände: schwielig, blutgetränkt, dreckverschmiert. Konnten dies dieselben Hände sein, die mit leichten Tintenspuren an den Fingerspitzen hübsch die einzelnen Lettern gesetzt hatten? Würden sie das je wieder tun können?
    Er ließ die Hände sinken, zum Reiten zu müde, zum Schreiben sowieso. Die Leute erkannten nicht, welch große Anstrengung die Kreativität bedeutete. Wie schmerzvoll es war, einem gemarterten Geist Worte zu entringen. Wer las hier draußen überhaupt Bücher? Vielleicht sollte er sich besser hinlegen. Er stolperte zum Fort hinüber.
    »Passen Sie auf sich auf, Schriftsteller«, sagte Tempel, der grimmig vom Pferderücken zu ihm herunterlächelte.
    »Sie auch auf sich, Rechtskundiger«, gab Sworbreck zurück und klopfte ihm aufs Bein, als er vorüberritt.

DIE HÖHLE DES DRACHEN
    W ann schlagen wir los?«, fragte Scheu.
    »Wenn Savian uns das Zeichen gibt«, hörte sie Lamms Stimme. Er war so nahe, dass sie beinahe seinen Atem fühlen konnte, aber in der Dunkelheit des Tunnels ließ sich nicht mehr erkennen als ein ganz schwacher Umriss seines rasierten Schädels. »Sobald er sieht, dass Süß Coscas Männer das Tal hinaufführt.«
    »Werden diese Drachenärsche sie nicht auch sehen?«
    »Wahrscheinlich schon.«
    Sie wischte sich zum hundertsten Mal über die Stirn, rieb die Feuchtigkeit aus ihren Augenbrauen. Verdammt, es war aber auch heiß hier, als ob man in einem Ofen hockte. Der rinnende Schweiß kitzelte sie, ihre Hand lag glitschig nass auf dem Holz ihres Bogens, und ihr Mund war klebrig und trocken vor Hitze und Besorgnis.
    »Geduld. Die Berge überquert man nicht an einem Tag.«
    »Du hast leicht reden«, zischte sie zurück. Wie lange waren sie überhaupt schon hier? Vielleicht eine Stunde, vielleicht eine Woche. Schon zweimal hatten sie sich in die tiefere Schwärze zurückziehen müssen, als Drachenleute zu nahe an ihr Versteck herangekommen waren. Dort hatten sie sich in backofenheißer Panik zusammengedrängt, und ihr Herz hatte so heftig geklopft, dass ihre Zähne klapperten. Es gab so viele Hunderttausend Dinge, die schiefgehen konnten, dass sie unter ihrem Gewicht fast nicht mehr atmen konnte.
    »Was machen wir, wenn Savian das Zeichen gibt?«, fragte sie.
    »Dann machen wir das Tor auf. Und halten es.«
    »Und danach?« Vorausgesetzt, dass sie danach noch am Leben waren, worauf sie kein gutes Geld hätte verwetten wollen.
    »Danach suchen wir die Kinder«, sagte Lamm.
    Eine lange Pause. »Sieht immer weniger nach einem echten Plan aus, oder?«
    »Dann mach das Beste aus dem, was wir haben, würde ich sagen.«
    Sie blies die Backen auf. »Kommt mir bekannt vor.«
    Sie wartete auf eine Entgegnung, aber es kam keine. Bei Gefahr fingen wohl manche Leute an zu quatschen, andere verstummten. Leider gehörte sie zur ersten Sorte und war dabei umgeben von Leuten, mit denen es sich genau andersherum verhielt. Sie kroch auf allen vieren voran, fühlte den heißen Steinboden unter den Händen, bis zu Weinender Fels, wobei sie sich aufs Neue fragte, welches Interesse

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