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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gespannter Bögen, ausgestreckter Hellebarden umgab plötzlich Lamm, Süß, Scheu und Savian. Leise zog Majud die Kinder näher zu sich.
    »Meister Savian!«, rief Cosca. »Mit großem Bedauern muss ich Sie auffordern, Ihre Waffen niederzulegen. Und zwar alle, wenn Sie so freundlich wären.«
    Savian zeigte keinerlei Regung, als er langsam die Schnalle an dem Gurt löste, der quer über seine Brust ging, und Flachbogen und Bolzen auf den Boden rutschen ließ. Lamm sah ihm zu und biss gelassen in ein Hühnerbein. Das war ganz klar der einfache Weg, dastehen und zugucken. Gott war sein Zeuge, Tempel hatte diesen Weg schon oft genug beschritten. Zu oft vielleicht …
    Er kletterte auf den Wagen zu Cosca hinauf und zischte dem ins Ohr: »Das müssen Sie nicht tun!«
    »Müssen? Nein.«
    »Bitte! Was hilft es Ihnen denn?«
    » Mir ?« Der Alte hob eine Augenbraue, während Savian den Mantel aufknöpfte und seine anderen Waffen eine nach der anderen ablegte. »Mir hilft das überhaupt nicht. Das ist alles reine Selbstlosigkeit und Nächstenliebe.«
    Tempel stand fassungslos da und blinzelte nur.
    »Haben Sie mir nicht immer gesagt, ich solle das Rechte tun?«, fragte Cosca. »Haben wir nicht einen Vertrag unterschrieben? Haben wir nicht Inquisitor Lorsens noble Sache zu unserer erklärt? Haben wir ihn nicht quer durch dieses ganze gottverlassene Land gezerrt? Bitte schweigen Sie, Tempel. Ich habe nie geglaubt, dass ich das einmal sagen würde, aber Sie stehen meiner moralischen Entwicklung im Weg.« Er wandte sich ab und brüllte: »Wären Sie wohl so freundlich, Ihre Ärmel aufzurollen, Meister Savian?«
    Savian räusperte sich, und metallenes Rasseln war zu hören, als die Söldner nervös von einem Fuß auf den anderen traten. Er öffnete den obersten Knopf seines Hemds, dann den nächsten und dann noch einen, und die Kämpfer und Händler und Huren sahen nun dem tragischen Fortgang der Dinge schweigend zu. Auch Häcke, wobei sich über dessen Gesicht seltsamerweise eine fiebrige, diebische Freude gelegt hatte. Savian ließ das Hemd von seinen Schultern gleiten und stand nun mit nacktem Oberkörper da, und sein ganzer Körper, vom blassen Hals bis zu seinen blassen Händen, war mit Buchstaben bedeckt, mit großen und kleinen, die Parolen in einem Dutzend Sprachen zeigten: Tod der Union, Tod dem König. Nur ein toter Midderländer ist ein guter Midderländer. Wir beugen nicht das Knie, wir geben niemals auf. Keine Gnade. Kein Frieden. Freiheit. Gerechtigkeit. Blut. Er war geradezu blau vor Schriftzeichen.
    »Ich hatte nur um die Ärmel gebeten«, sagte Cosca. »Aber ich habe das Gefühl, der Beweis ist erbracht.«
    Savian lächelte ganz leicht. »Und was, wenn ich sagte, dass ich gar nicht Conthus bin?«
    »Ich bezweifle, dass wir Ihnen glauben würden.« Der Alte sah zu Lorsen hinüber, der Savian mit einem brennenden, hungrigen Blick betrachtete. »Das bezweifle ich sogar sehr. Haben Sie irgendwelche Einwände, Meister Süß?«
    Süß blinzelte zu den scharfen Metallspitzen, die auf ihn zeigten, und entschied sich für den einfachen Weg. »Ich nicht. Ich bin schockiert von dieser überraschenden Wendung der Ereignisse.«
    »Es muss doch sehr unangenehm sein, plötzlich herauszufinden, dass man die ganze Zeit mit einem Massenmörder unterwegs war.« Cosca grinste. »Oder vielmehr mit zwei, nicht wahr, Meister Lamm?« Der Nordmann nagte noch immer an seiner Hühnerkeule, als ob keinerlei Klingen auf ihn gerichtet waren. »Haben Sie etwas zur Verteidigung Ihres Freundes vorzubringen?«
    »Die meisten meiner Freunde habe ich umgebracht«, erklärte Lamm mit vollem Mund. »Ich bin wegen der Kinder gekommen. Alles andere ist Schlamm.«
    Cosca legte sich in bedauernder Geste eine Hand auf den Brustpanzer. »Mir ist es so ergangen, wie es Ihnen jetzt geht, Meister Savian, und Sie haben mein vollstes Mitgefühl. Am Ende stehen wir alle allein.«
    »Es ist eine beschissen harte Welt«, sagte Savian, der weder nach links noch nach rechts sah.
    »Ergreift ihn«, knurrte Lorsen, und seine Praktikale stürzten sich auf ihn wie Hunde, die man von der Kette gelassen hat. Ganz kurz sah es so aus, als ob Scheus Hand nach ihrem Messer tastete, aber Lamm hielt ihren Arm mit seiner freien Hand fest, die Augen auf den Boden gerichtet, während die Praktikale Savian zum Fort führten. Inquisitor Lorsen folgte ihnen ins Innere des Hauses, ließ den Blick auf der Schwelle noch einmal über die Ansiedlung schweifen, lächelte grimmig und warf

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