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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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grauen Augenbrauen hochgezogen. »Sie sagten irgendwas von einem Anteil, wenn ich das richtig gehört habe?«
    Der alte Pfadfinder betrachtete Cantliss, wie er hin und her schwang, lockerte sich mit gekrümmtem Finger sanft seinen Kragen und ging wieder den einfachen Weg. »Da hab ich wohl was falsch in Erinnerung gehabt. Ich denk mal, wir reiten jetzt einfach los nach Knick, wenn das mit Ihnen so in Ordnung geht.«
    »Wie Sie wünschen.« Unter ihnen kippte gerade der erste Söldner in der Reihe seinen Rucksack aus, und Gold und Silber ergoss sich in einem großen, glitzernden Haufen quer über den Tisch. Der Generalhauptmann schob sich den Hut wieder auf den Kopf und schnippte gegen die Feder. »Gute Reise!«

DER WEG ZURÜCK
    D ieser verdammte alte Scheißwichser!«, fauchte Süß, schlug mit einem Stock nach einem Ast, der über den Weg hing, und löste damit eine kleine Schneelawine aus, die auf ihn herunterkrachte. »Fickomo Scheißkotzka! Dieser widerliche Drecksack von einem alten Arschloch!«
    »Arschloch hattest du schon, glaub ich«, brummte Scheu.
    »Er sagte, widerliches Arschloch von einem alten Drecksack«, korrigierte Weinender Fels.
    »Oh, dann habe ich mich geirrt«, räumte Scheu ein. »Das ist natürlich ganz was anderes.«
    »Du bist ja wohl nicht etwa anderer Meinung, verdammte Scheiße, oder was?«, schnauzte Süß.
    »Nein, bin ich nicht«, sagte Scheu. »Er ist ein echt widerlicher Drecksack, das steht mal fest.«
    »Scheiße … Drecksack … Scheiße … Drecksack …« Süß trat nach seinem Pferd und schlug nun im Vorbeireiten auch auf die Baumstämme ein. »Dem zahl ich’s noch mal heim, diesem madenzerfressenen Wichser, das sag ich euch!«
    »Lass gut sein«, knurrte Lamm. »Manche Dinge kann man nicht ändern. Da muss man realistisch sein.«
    »Das war meine ganze Altersversicherung, um die er mich da gebracht hat!«
    »Du atmest ja wohl noch, oder nicht?«
    »Du hast gut reden! Du hast ja nicht gerade ein Vermögen verloren!«
    Lamm warf ihm einen Blick zu. »Ich habe eine ganze Menge verloren.«
    Süß nagte kurz an seiner Unterlippe, dann brüllte er noch ein letztes Mal »Scheiße!« und warf seinen Stock zwischen die Bäume.
    Danach herrschte kaltes, schweres Schweigen. Die eisernen Radreifen von Majuds Wagen drehten sich geräuschvoll, irgendein loses Teil von Curnsbicks Apparat, der auf der Ladefläche verstaut war, klapperte unter der Segeltuchplane, und die Pferdehufe knirschten auf der dick verschneiten Straße, die von dem vielen Verkehr, der von Knick heraufkam, schon ganz ausgefahren war. Pit und Ro lagen hinten unter einer Decke, die Gesichter aneinandergekuschelt, und schliefen friedlich. Scheu beobachtete, wie sie von den rumpelnden Achsen leise hin und her gewiegt wurden.
    »Ich denke, wir haben es geschafft«, sagte sie.
    »Joh«, sagte Lamm, der allerdings überhaupt nicht so aussah, als ob es irgendwas zu feiern gäbe. »Denk ich auch.«
    Wieder kam eine lange Kurve, die Straße wand sich hier ein letztes Mal beim Abstieg von den Bergen, der Bach daneben war halb gefroren, und weißes Eis kroch gezackt von beiden Ufern zur Mitte, traf sich dort schon beinahe.
    Scheu hatte eigentlich gar nichts sagen wollen. Aber wenn ihr einmal ein Gedanke in den Kopf kam, dann hatte sie es nie so richtig verstanden, ihn dort zu behalten, und dieser eine Gedanke trieb sie schon um, seit sie Leuchtberg verlassen hatten. »Sie werden ihm heftig zusetzen, oder? Und Fragen stellen.«
    »Savian?«
    »Wem denn sonst?«
    Die vernarbte Seite von Lamms Gesicht zuckte leicht. »Das ist mal Tatsache.«
    »Keine schöne.«
    »Das sind Tatsachen selten.«
    »Er hat mich gerettet.«
    »Joh.«
    »Und dich auch.«
    »Stimmt.«
    »Wollen wir ihn verdammt noch mal denn einfach so im Stich lassen?«
    Lamms Gesicht zuckte wieder, die Kinnmuskeln arbeiteten, und er blickte mit düsterem Gesicht über das Land, das sich vor ihnen ausbreitete. Der Wald wurde lichter, da sie nun allmählich die Berge verließen, der Mond stand rund und voll an einem klaren, sternenbestäubten Himmel und übergoss die Hochebene mit seinem Licht. Ein weiter, flacher Landstrich aus trockener Erde und dornigem Gebüsch, der so aussah, als ob er niemals irgendwelches Leben hätte beherbergen können, war nun halb mit funkelndem Schnee bedeckt. Durch die Mitte, gerade wie ein Schwertstreich, zog sich der weiße Streifen der alten Kaiserstraße wie eine Narbe durch das Land, bis hin nach Knick, das irgendwo in der schwarzen

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