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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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machst du ständig.«
    »Ein bisschen Solidarität, mehr verlange ich ja gar nicht. Wir sitzen doch alle im selben leckgeschlagenen Boot.«
    »Bediene mal lieber und hör mit diesem verdammten Genörgel auf.« Pauth kratzte sich nun auch ausgiebig unter seiner Maske. »Seit wir unterwegs sind, maulst du die ganze Zeit nur rum. Über das Essen. Die Kälte. Die Druckstellen von der Maske. Deine Süße. Mein Schnarchen. Bolders Angewohnheiten. Lorsens schlechte Laune. Das kann einen ganz schön nerven.«
    »Und zwar selbst dann, wenn das Leben an sich nicht schon nervig genug wäre«, warf Ferring ein, der aus dem Spiel raus war und schon seit fast einer Stunde mit den Füßen auf dem Tisch einfach nur bei ihnen saß. Ferring hatte ein geradezu unnatürliches Talent dafür, nichts zu tun.
    Pauth warf ihm einen Blick zu. »Deine Stiefel sind auch ziemlich nervig.«
    Ferring erwiderte den Blick, mit seinen scharfen, blauen Augen. »Stiefel sind nun mal Stiefel.«
    »Stiefel sind Stiefel? Was soll das denn heißen? Stiefel sind Stiefel?«
    »Wenn euch nichts Sinnvolles einfällt, dann solltet ihr zwei vielleicht einfach mal die Klappe halten.« Bolder nickte mit seinem Quadratschädel zu dem Gefangenen. »Nehmt euch mal ein Beispiel an dem.« Der alte Mann hatte mit keinem Wort auf Lorsens Fragen reagiert. Hatte gerade mal ein bisschen gestöhnt, als sie ihn angeschmort hatten. Hatte einfach nur zugeguckt, mit zusammengekniffenen Augen, wie das rohe Fleisch inmitten seiner Tätowierungen schimmerte.
    Ferrings Augen glitten zu Wile hinüber. »Meinst du, du würdest Verbrennungen auch so gut aushalten?«
    Wile antwortete nicht. Er dachte nicht gern darüber nach, wie gut man Verbrennungen aushielt. Es gefiel ihm auch nicht besonders, sie anderen zuzufügen, egal, welche Eide er geschworen hatte, oder für welche Verrätereien, Morde oder Massaker der Mann verantwortlich sein mochte. Es war eine Sache, Tausende von Meilen entfernt nach Gerechtigkeit zu rufen. Und eine andere, heißes Metall auf lebendiges Fleisch pressen zu müssen. Er wollte eigentlich überhaupt nicht darüber nachdenken.
    Das ist ein sicherer Arbeitsplatz bei der Inquisition , hatte sein Vater ihm gesagt. Ist doch besser, Fragen zu stellen, als sie beantworten zu müssen! Und dann hatten sie zusammen darüber gelacht, obwohl Wile das gar nicht lustig fand. Er hatte über viele der gar nicht lustigen Dinge gelacht, die sein Vater sagte. Jetzt hätte er nicht mehr gelacht. Oder vielleicht glaubte er das auch nur und machte sich besser, als er war. Das war eine schlechte Angewohnheit von ihm.
    Manchmal fragte sich Wile, ob eine Sache wirklich richtig sein konnte, wenn deswegen Menschen verbrannt, aufgeschlitzt oder anderweitig verstümmelt werden mussten. Das konnte, wenn man das mal mit ein wenig Abstand betrachtete, doch wohl kaum die Vorgehensweise der Gerechten sein? Außerdem schien dabei auch nicht besonders viel wirklich Nützliches herauszukommen. Es sei denn, dass man es von vornherein auf Schmerz, Angst, Hass und Verstümmelung anlegte. Und vielleicht war das ja auch so.
    Manchmal fragte Wile sich, ob die Folter genau jenen Verrat heraufbeschwor, den die Inquisition so unbedingt ausmerzen wollte, aber diese Überlegung behielt er lieber für sich. Man braucht Mut, um einen Angriff zu führen, aber da hat man wenigstens Leute hinter sich. Man braucht noch eine ganz andere, seltene Art von Mut, um ganz allein aufzustehen und zu sagen: »Es gefällt mir nicht, was wir hier machen.« Vor allem, wenn man dabei ein paar Folterknechten gegenüber steht. Wile fehlten beide Arten von Mut. Also tat er, was man ihn hieß, und versuchte, nicht darüber nachzudenken, und manchmal fragte er sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn man eine Arbeit machte, von der man wirklich überzeugt war.
    Ferring hatte dieses Problem nicht. Er mochte seine Arbeit. Das konnte man in diesen blauen Augen lesen. Jetzt grinste er zu dem tätowierten Mann hinüber und sagte: »Ich glaub nicht, dass er die Verbrennungen noch so gut wegsteckt, wenn er erst mal wieder in Starikland ist.« Der Gefangene saß da und sah sie an, und die blau bemalten Rippen hoben und senkten sich mit jedem rasselnden Atemzug. »Sind ja eine Menge Nächte von hier bis dort. Da kann es noch jede Menge Verbrennungen geben. Ja, so wird’s wohl kommen, jaja. Ich denk’ mal, er wird ganz artig sein und reden wollen, wenn wir …«
    »Ich hatte schon mal angeregt, dass du die Klappe hältst«, sagte

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