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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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große Feuer verlieh der ganzen Szenerie einen noch grelleren Anschein. Wile glitt im Matsch aus, rappelte sich wieder auf, zerrte sich die Maske vom Gesicht, damit er noch lauter schreien konnte.
    »Hilfe! Der Nordmann! Der Gefangene!«
    Ein Mann zeigte auf ihn und lachte, und ein anderer brüllte, er sollte das Maul halten, während noch ein anderer die Seitenwand eines Zelts vollkotzte, und Wile sah sich mit wildem Blick nach irgendjemandem um, der dieses ganze Durcheinander vielleicht doch unter Kontrolle haben mochte, bis er plötzlich fühlte, dass jemand ihn am Arm packte.
    »Was faseln Sie denn da, Mann?« General Cosca persönlich. Seine feuchten Augen schimmerten im Feuerschein, und weißes Damenpuder hatte ein paar Spuren auf einer seiner hohlen, vom Ausschlag geröteten Wangen hinterlassen.
    »Dieser Nordmann!«, kreischte Wile, der den Generalhauptmann bei seinem fleckigen Hemd packte. »Lamm! Er hat Bolder getötet! Und Ferring!« Mit zitterndem Finger deutete er zum Fort. »Da drin!«
    Eins musste man Cosca lassen, er brauchte nicht lange, um die Lage zu erfassen. »Feinde im Lager!«, brüllte er und warf seine leere Flasche weg. »Umstellt die Siedlung! Sie da, an die Tür mit Ihnen, und passen Sie auf, dass niemand herauskommt! Dimbik, schicken Sie ein paar Männer an die Rückseite des Gebäudes! Und Sie, setzen Sie die Frau ab! Bewaffnet euch, ihr Elenden!«
    Ein paar gehorchten sofort. Zwei fanden Flachbögen und richteten sie unsicher auf die Tür. Einer schoss unabsichtlich einen Pfeil ins Feuer. Andere guckten nur verblüfft aus der Wäsche, feierten weiter oder standen grinsend da, als ob das alles ein besonders ausgefallener Witz sei.
    »Was zur Hölle ist passiert?« Das war Lorsen, dessen schwarzer Mantel über seinem Nachthemd flatterte und dem das Haar wüst zu Berge stand.
    »Es scheint, als habe unser Freund Lamm versucht, Ihren Gefangenen zu befreien«, sagte Cosca. »Weg da von der Tür, ihr Idioten – glaubt ihr, das ist ein Witz?«
    »Befreien?«, raunte Sworbreck mit erhobenen Augenbrauen und schief auf der Nase sitzenden Augengläsern. Offenbar war er gerade erst aus dem Bett gekommen.
    »Befreien?«, fauchte Lorsen und packte Wile am Kragen.
    »Pauth hat den Gefangenen … gefangen genommen. Er bekommt das schon hin …«
    Eine Gestalt taumelte aus der offenen Tür des Forts, machte ein paar träge Schritte, die Augen über der Maske weit aufgerissen, die Hände gegen die Brust gepresst. Pauth. Er fiel vornüber, und Blut färbte den Schnee um ihn herum rot.
    »Was sagten Sie gerade?«, schnauzte Cosca. Eine Frau kreischte, schlug sich die Hand vor den Mund und stolperte rückwärts. Männer schleppten sich allmählich aus Zelten und Hütten, zogen sich mit verquollenen Augen Kleider und Rüstungen an, fummelten mit Waffen herum, und bliesen rauchigen Atem in die kalte Luft.
    »Wir brauchen hier mehr Bögen!«, donnerte Cosca, der sich heftig an seinem Ausschlag am Hals kratzte. »Alles, was sich zeigt, soll gefälligst in ein Nadelkissen verwandelt werden! Schafft die verdammten Zivilisten aus dem Weg!«
    Lorsen zischte an Wile: »Ist Conthus noch am Leben?«
    »Ich glaube ja … er war es jedenfalls, als ich … als ich …«
    »Als Sie feige geflohen sind? Ziehen Sie sich ihre Maske wieder hoch, verdammt, Sie sind eine Schande für unsere Zunft!«
    Wahrscheinlich hatte der Inquisitor recht und Wile war ein schändlicher Praktikal. Diese Vorstellung machte ihn seltsam stolz.
    »Hören Sie mich, Meister Lamm?«, rief Cosca, während ihm Feldwebel Freundlich half, den vergoldeten, rostigen Brustpanzer anzulegen, der mit seiner Mischung aus Pomp und Verfall ein perfektes Spiegelbild seines Besitzers abgab.
    »Joh«, drang die Stimme des Nordmanns aus der schwarzen Türöffnung des Forts. Es wurde so still im Lager, wie es das seit der Ankunft der triumphierenden Söldner am Tag zuvor nicht mehr gewesen war.
    »Es freut mich sehr, dass Sie uns wieder mit Ihrer Gesellschaft beehren!« Der Generalhauptmann winkte die halb bekleideten Bogenschützen in die Schatten zwischen den Hütten. »Ich wünschte mir allerdings, Sie hätten uns wissen lassen, dass Sie kommen, damit wir Ihnen einen angemesseneren Empfang hätten bereiten können!«
    »Ich wollte euch überraschen.«
    »Das wissen wir zu schätzen! Aber ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich hier draußen einhundertfünfzig Kämpfer habe!« Cosca betrachtete die wackelnden Bögen, die verschleierten Augen und die vor

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