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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ich etwas. Scheiße!« Dimbik winselte und erwartete sein Ende. Dann war ein Klappern zu hören, die Gabel fiel aus den ungeschickten Fingern des Nordmanns auf den Tisch. Ei kleckerte auf den Fußboden.
    »Das fällt mit beiden Händen vielleicht ein bisschen leichter.« Cosca gab den Söldnern, die den Tisch umstanden, einen Wink. »Meine Herren, Waffen weg. Espe ist ein alter Freund, ihm darf nichts geschehen.« Die Bögen, Klingen und Keulen verabschiedeten sich nach und nach von ihrer Habachtstellung. »Meinst du, du könntest Hauptmann Dimbik jetzt loslassen? Wenn einer stirbt, werden alle anderen nervös. Das ist wie bei Entenküken.«
    »Entenküken haben mehr Mumm als diese ganze Truppe«, sagte Espe.
    »Das sind Söldner. Kämpfen ist das Letzte, was ihnen vorschwebt. Wieso stößt du nicht zu uns? Das wäre ganz wie in alten Zeiten. Kameradschaft, Spaß und Abenteuer!«
    »Und Gift, Verrat und Gier? Ich habe festgestellt, dass ich lieber allein arbeite.« Der Druck auf Dimbiks Hals ließ unvermittelt nach. Er wollte gerade tief aufseufzend Luft holen, als er am Kragen gepackt und durch den Raum geschleudert wurde. Seine Beine zuckten hilflos, als er gegen einen seiner Kollegen prallte, die beiden sich in einem Tisch verfingen und zu Boden gingen.
    »Ich sag dir Bescheid, wenn ich irgendwelche neunfingrigen Kerle sehe«, sagte Cosca, stützte die Hände auf die Knie, zeigte die gelben Zähne und erhob sich mühsam.
    »Mach das.« Espe benutzte das Messer, das soeben beinahe Dimbiks Leben beendet hätte, um nun in aller Ruhe sein Fleisch zu schneiden. »Und mach die Tür zu, wenn du rausgehst.«
    Dimbik stand langsam und schwer atmend auf, fühlte mit einer Hand nach dem Kratzer an seiner Kehle und warf Espe einen wütenden Blick zu. Er hätte dieses Tier zu gern umgebracht. Oder zumindest seinen Tod befohlen. Aber Cosca hatte gesagt, dass ihm nichts geschehen durfte, und Cosca war nun einmal, ob ihm das passte oder nicht, sein befehlshabender Offizier. Meistens passte ihm das nicht. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen in dieser heruntergekommenen Truppe war Dimbik Soldat. Er nahm Dinge wie Respekt, Gehorsam und Befehle ernst. Auch wenn das sonst niemand tat. Gerade weil das sonst niemand tat, war ihm das so wichtig. Er schob die zerknitterte Schärpe wieder an Ort und Stelle und stellte verärgert fest, dass die Seide Eierflecken abbekommen hatte. Was war das einmal für eine schöne Schärpe gewesen. Es ließ sich jetzt kaum noch erahnen. Wie er das Heer vermisste. Das echte Heer, nicht diese lächerliche Verhöhnung des Militärdienstes.
    Er war der beste Mann der Kompanie, und er wurde hier derart verächtlich behandelt. Bekam das unbedeutendste Kommando, die übelsten Aufträge, den kleinsten Teil der Beute. Er zupfte sich die fadenscheinige Uniform glatt, zog einen Kamm hervor und richtete sich das Haar, dann schritt er so aufrecht wie möglich vom Ort seiner Erniedrigung und hinaus auf die Straße.
    In einem Irrenhaus, überlegte er, war es vermutlich der geistig Gesunde, der verrückt wirkte.
    Sufeen nahm den Brandgeruch in der Luft wahr, der ihn an andere Schlachten denken ließ, die lange zurücklagen. Schlachten, die man hatte ausfechten müssen. Zumindest stellte es sich aus heutiger Sicht so dar. Er hatte damit angefangen, für sein Land zu kämpfen, dann für seine Freunde, dann um sein Leben, schließlich um Geld zu verdienen und nun um das zu tun … was auch immer er jetzt tat. Die Männer, die versucht hatten, den Wachtturm einzureißen, hatten von ihrem Plan abgelassen, saßen nun schlecht gelaunt um das Bauwerk herum und ließen eine Flasche kreisen. Inquisitor Lorsen stand in ihrer Nähe und war sogar noch schlechter gelaunt.
    »Die Angelegenheit mit dem Kaufmann ist erledigt?«, fragte Cosca, als er die Stufen des Gasthauses hinunterschritt.
    »Das ist sie«, erwiderte Lorsen knapp.
    »Und was hat sich ergeben?«
    »Er ist gestorben.«
    Eine Pause. »Das Leben ist manchmal ein Meer der Tränen.«
    »Manche Männer sind einer strengen Befragung eben nicht gewachsen.«
    »Moralischer Verfall führt oft zu einem schwachen Herzen, würde ich sagen.«
    »Das Ergebnis ist dasselbe«, erklärte der Inquisitor. »Auf der Liste des Superiors stehen als nächste Siedlungen Lobberie und dann Averstock. Sammeln Sie die Männer, Herr General.«
    Cosca runzelte die Stirn. Er zeigte mehr Besorgnis, als Sufeen den ganzen Tag bei ihm gesehen hatte. »Können wir die Männer nicht wenigstens über

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