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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Sworbreck fiel auf, dass da hinter dem strähnigen Haar etwas glänzte. Ihn durchfuhr ein lähmender Schock. Das linke Auge des Mannes war aus Metall, schimmerte in der Düsternis des wundervollen Gasthauses, und sein Gesicht war von einer riesigen Narbe entstellt. Das andere Auge zeigte lediglich eine schreckliche Bereitschaft. Als ob er sich kaum davor zurückhalten konnte, Dimbik die Kehle durchzuschneiden, nur um herauszufinden, was dann passieren würde.
    »Na, ist denn das zu glauben!« Cosca riss die Arme hoch. »Feldwebel Freundlich, es ist unser alter Waffenbruder!«
    »Caul Espe«, sagte Freundlich ruhig und ließ den Nordmann nicht aus den Augen. Sworbreck war sich einigermaßen sicher, dass Blicke nicht töten konnten, aber er war trotzdem sehr glücklich darüber, dass er nicht zwischen beiden stand.
    Ohne die Klinge von Dimbiks Kehle zu nehmen, schob Espe ungeschickt ein bisschen Ei auf die Gabel, kaute, als ob keiner der Anwesenden etwas Besseres zu tun hatte, und schluckte dann. »Der Arsch hat versucht, mir meine Eier wegzunehmen«, stieß er in einem rauen Flüstern hervor.
    »Sie unmanierlicher Barbar, Dimbik!« Cosca hob einen der Stühle auf und stellte ihn Espe gegenüber wieder hin, dann bewegte er den Zeigefinger vor dem rot angelaufenen Gesicht seines Hauptmanns hin und her. »Ich hoffe, das wird Ihnen eine Lehre sein. Versuchen Sie niemals, einem Mann mit einem Metallauge seine Eier wegzunehmen.«
    Sworbreck schrieb das auf, obwohl er vermutete, dass dies ein Sinnspruch war, der nur begrenzt zur Anwendung kommen würde. Dimbik versuchte etwas zu sagen, wollte vielleicht genau darauf hinweisen, woraufhin Espe ihm die Knöchel und die Klinge noch ein wenig fester auf die Kehle drückte und seine Worte mit einem Gurgeln abschnitt.
    »Ist das ein Freund von dir?«, knurrte der Nordmann und sah grimmig auf seine Geisel hinab.
    Cosca zuckte dramatisch die Achseln. »Dimbik? Er ist durchaus ganz nützlich, aber ich würde nicht sagen, er sei der beste Mann in der Kompanie.«
    Es war nicht ganz einfach für Hauptmann Dimbik, sein mangelndes Einverständnis deutlich zu machen, während die Faust des Nordmanns sich so hart in seine Kehle bohrte, dass er kaum Luft bekam, aber er war nicht einverstanden, überhaupt nicht. Er war der einzige Mann in der Kompanie, der überhaupt etwas auf Disziplin hielt, auf Würde und Anstand, und jetzt konnte man mal sehen, wohin das einen brachte. In eine Fressbude in der Wildnis, wo man von einem Barbaren gewürgt wurde.
    Um das Ganze noch schlimmer zu machen, oder jedenfalls nicht besser, schien sein befehlshabender Offizier große Lust zu haben, sich mit seinem Angreifer höchst gemütlich zu unterhalten. »Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit«, fragte Cosca gerade, »dass wir uns nach all den Jahren wiedertreffen, so viele Meilen von dort entfernt, wo wir uns einst kennenlernten? Wie viele Meilen sind das wohl, Freundlich, was meinst du?«
    Freundlich zuckte die Achseln. »Würde ich nicht raten wollen.«
    »Ich dachte, du wärst in den Norden zurückgekehrt?«
    »Ich ging auch zurück. Dann kam ich hierher.« Offenbar war Espe nicht der Typ für großartige Ausschmückungen.
    »Weshalb?«
    »Um einen Mann mit neun Fingern zu suchen.«
    Cosca zuckte die Achseln. »Du könntest Dimbik einen abschneiden, dann brauchst du dich nicht mehr umzusehen.«
    Dimbik spuckte und zappelte, verfing sich in seiner Schärpe, bis Espe ihm die Spitze des Messers in den Hals bohrte und ihn zwang, wieder still und hilflos auf der Tischplatte liegen zu bleiben.
    »Es ist ein ganz besonderer Mann mit neun Fingern, den ich suche«, ertönte seine heisere, raue Stimme, die auch nicht nur das kleinste bisschen Aufregung über die Lage verriet. »Hab ein Gerücht gehört, dass er sich vielleicht hier herumtreibt. Der Schwarze Calder hat mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen. Und ich auch.«
    »Hast du in Styrien nicht oft genug mit angesehen, wie da Rechnungen beglichen wurden? Rache ist schlecht fürs Geschäft. Und auch für die Seele, was, Tempel?«
    »Habe ich jedenfalls gehört«, sagte der Rechtskundige, den Dimbik gerade eben noch aus dem Augenwinkel erspähen konnte. Wie Dimbik diesen Mann hasste, der immer nur zustimmte, immer allen recht gab, immer so aussah, als ob er alles besser wüsste, aber nie damit herausrückte, was das sein könnte.
    »Die Seele überlasse ich den Priestern«, ertönte Espes Stimme, »und das Geschäft den Händlern. Rechnungen, davon verstehe

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