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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schwarzspitz, der hat einen alten Mann mit Pfeilen erschossen. Die haben drüber gelacht.«
    »Seh ich vielleicht aus, als ob ich lache?«, fragte Lamm und verpasste ihm noch einen Schlag.
    Der Rotschopf streckte eine nutzlose, zitternde Hand aus. »Ich hab auch nicht gelacht! Wir wollten mit den ganzen Morden nichts zu tun haben, deswegen sind wir weg! Wir dachten ja erst, das werden nur ein paar Raubzüge, so hatte Cantliss uns das auch gesagt, aber dann kam das mit den Kindern, die wir verschleppten, und …«
    Lamm unterbrach ihn mit einer neuerlichen Ohrfeige. »Wieso hat er die Kinder genommen?« Mit dem nächsten Schlag brachte er ihn wieder zum Reden. Das sommersprossige Gesicht des Jungen war an einer Seite aufgesprungen und angeschwollen; Blut lief ihm aus der Nase.
    »Er hat gesagt, dass er einen Käufer für sie hätte, dass wir alle reich werden würden, wenn wir sie dorthin bringen könnten. Hat immer gesagt, ihnen dürfte nichts passieren, kein Haar durfte ihnen gekrümmt werden. Er wollte, dass sie für die Reise in bester Verfassung sind.«
    Lamm verpasste ihm noch einen Klaps, der ihm eine weitere Platzwunde beibrachte. »Eine Reise wohin?«
    »Nach Knick, hat er gesagt, jedenfalls zunächst mal.«
    »Das ist oben an den Quellen des Sokwaya«, sagte Scheu. »Einmal quer durch Fernland.«
    »Cantliss hat ein Schiff, das auf ihn wartet. Damit will er flussaufwärts … flussaufwärts …«
    »Nach Knick und wohin dann?«
    Der Rothaarige war halb ohnmächtig zusammengesunken; seine Augenlider flatterten. Lamm ohrfeigte ihn wieder, dieses Mal links und rechts, und schüttelte ihn an seinem Hemd hin und her. »Nach Knick und wohin dann?«
    »Hat er nicht gesagt. Mir jedenfalls nicht. Vielleicht Taverner.« Damit sah er zu dem Mann hinüber, den Lamm an den Tresen genagelt hatte und aus dessen Rücken noch der Messergriff ragte. Scheu vermutete, dass der nicht mehr allzu viel erzählen würde.
    »Wer kauft die Kinder?«, fragte Lamm.
    Rotschopf schüttelte wie betrunken den geschwollenen Kopf. Lamm schlug ihn wieder und wieder und wieder. Eine der Händlerinnen barg ihr Gesicht in den Händen. Die andere starrte wie festgewachsen zu ihnen herüber. Der Mann neben ihr zog sie wieder auf ihren Stuhl.
    »Wer kauft sie?«
    »Weissichnich.« Die Worte waren kaum zu verstehen.
    »Beweg dich nicht vom Fleck!« Lamm ließ den Burschen los und ging zu dem mit dem Hut herüber, dessen Stiefel in einer blutigen Pfütze lagen, dann griff er um ihn herum, löste seinen Säbel und zog ein Messer aus seinem Mantel. Dann rollte er den Hübschen mit einem Fußtritt auf den Rücken, so dass er schielend zur Decke guckte; so, mit dem Innersten nach außen, sah er auch nicht mehr ganz so hübsch aus. Lamm nahm das blutige Seil aus seinem Gürtel, dann ging er zu dem Rothaarigen und band ihm ein Ende um den Hals, während Scheu einfach nur zusah, betäubt und mit weichen Knien. Es waren nicht gerade die schönsten Knoten, die er da knüpfte, aber sie reichten aus, und dann riss er den Jungen zur Tür hinüber. Er folgte Lamm ohne Einwände wie ein geprügelter Hund.
    Dann blieben sie stehen. Der Wirt war hinter dem Tresen hervorgekommen und stand in der Tür. Was wieder einmal bewies, dass man nie vorhersagen konnte, was ein Mann tun würde, oder wann. Er hielt sich an seinem Wischlappen fest, als ob ihn das Tuch gegen das Böse beschützen könnte. Scheu nahm an, dass dieser Schutz sich als nicht besonders wirksam herausstellen mochte, aber sie hatte großen Respekt vor seinem Mut. Nur hoffte sie, dass Lamm ihn nicht ebenso ausweiden würde wie den Hübschen, dessen Eingeweide blutig auf den Dielen lagen.
    »Das ist nicht richtig«, sagte der Wirt.
    »Und wird das vielleicht richtiger, wenn du auch noch tot bist?« Lamms Stimme kam so flach und ruhig, dass es nicht nach einer Drohung klang, sondern nur nach einer ganz einfachen Frage. Er musste sie nicht herausschreien. Das erledigten die beiden Toten hinter ihm.
    Die Augen des Wirts glitten hastig hin und her, aber keine Helden sprangen ihm zur Seite. Alle starrten Lamm an, als sei der Tod persönlich unter sie getreten. Außer der alten Geisterfrau, die gerade aufgerichtet auf ihrem Stuhl saß und ungerührt zusah, und ihr Begleiter in dem Pelz, der noch immer seine Stiefel überschlagen hatte und sich, hastige Bewegungen vermeidend, noch etwas zu trinken einschenkte.
    »Das ist nicht richtig.« Aber die Stimme des Wirts klang schwach wie gepanschtes Bier.
    »Richtiger

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