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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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was zuerst entdeckt hat?«
    »Aber hast du diesen großen Rotbären oben an den Quellen des Sokwaya wirklich mit deinen bloßen Händen getötet?«, fragte Lief, der Scheu die Flasche zurückgab.
    »Ich war schon oft genug an den Quellen des Sokwaya, das stimmt wohl, aber diese Geschichte ärgert mich wirklich ein wenig.« Süß grinste, und freundliche Falten zogen sich über sein wettergegerbtes Gesicht. »Selbst auch nur einen kleinen Bären mit den Händen anzugreifen – nein, Leute, das ist nicht besonders schlau. Mit Bären halte ich es am liebsten so wie mit den meisten anderen Gefahren – am liebsten bin ich da, wo sie nicht sind. Aber über die Jahre ist viel seltsames Wasser den Fluss hinuntergeflossen, und mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es einmal war, das muss ich euch gestehen.«
    »Vielleicht hast du dich auch nicht mehr richtig an deinen Namen erinnert«, sagte Scheu und nahm noch einen Zug. Sie spürte einen verdammt großen Durst in sich.
    »Frau, das würde ich durchaus für möglich halten, wenn ich ihn nicht hier vor mir auf meinem Sattel eingestanzt sehen würde.« Er klopfte leise auf das abgewetzte Leder. »Dab Süß.«
    »Nach dem, was ich gehört habe, hätte ich wetten mögen, du wärst größer.«
    »Nach dem, was ich gehört habe, müsste ich eine halbe Meile lang sein. Die Leute reden eben gern. Und wenn sie das tun, dann kann ich schlecht beeinflussen, wie groß ich in den Geschichten werde, oder?«
    »Was hast du mit dieser alten Geisterfrau zu tun?«, fragte Scheu.
    So langsam und feierlich, als hielte sie die Grabrede bei einer Beerdigung, erklärte die Genannte: »Er ist meine Frau.«
    Süß brach wieder in sein knirschendes Gelächter aus. »Manchmal fühlt es sich tatsächlich so an, das muss ich zugeben. Diese Geisterfrau dort ist Weinender Fels. Wir sind durch ganz Fernland und ganz Naheland und durch jede Menge andere Länder gewandert, die keine Namen haben. Im Augenblick haben wir uns als Kundschafter, Jäger und Wegkundige anheuern lassen, um eine Gruppe von Goldsuchern über die Große Ebene nach Knick zu führen.«
    Scheu hob zweifelnd die Augenbrauen. »Tatsächlich?«
    »Nach dem, was ich vorhin hörte, wollt ihr denselben Weg einschlagen. Ihr werdet kein eigenes Kielboot finden, jedenfalls keins, das euch mitnehmen will, und das heißt, dass ihr allein unterwegs sein werdet, auf Hufen, Rädern oder euren Füßen. Nun, da die Geister auf dem Kriegspfad sind, werdet ihr Gesellschaft brauchen.«
    »Eure, meint ihr wohl.«
    »Ich werde auf dem Weg vielleicht keine Bären erwürgen, aber ich kenne das Fernland. Kaum einer, der es besser kennt als ich. Wenn euch jemand nach Knick bringen kann, ohne dass ihr eure Ohren verliert, dann ich.«
    Weinender Fels räusperte sich und schob die erloschene Pfeife mit der Zunge von einem Mundwinkel in den anderen.
    »Also, ich und Weinender Fels.«
    »Und welcher Teufel reitet euch, uns so einen Gefallen tun zu wollen?«, fragte Scheu. Vor allem angesichts dessen, was es gerade zu sehen gegeben hatte.
    Süß kratzte sich den stoppligen Bart. »Diese Expedition wurde geplant, bevor der ganze Ärger auf der Großen Ebene losging, und zu unserem Trupp gehören die verschiedensten Mitreisenden. Ein paar von ihnen haben schon Stahl in sich, aber nicht genug Erfahrung und zu viel Gepäck.« Er warf Lamm einen abschätzenden Blick zu. Wie Clay vielleicht eine Ladung Korn begutachten mochte. »Jetzt, da es in Fernland so viel Ärger gibt, könnten wir einen Mann gebrauchen, dem beim Anblick von Blut nicht übel wird.« Seine Augen glitten zu Scheu hinüber. »Und ich habe das Gefühl, dass du eine ruhige Klinge führst, wenn es drauf ankommt.«
    Sie wog das Schwert in der Hand. »Ich schaffe es, sie nicht fallen zu lassen. Was ist euer Angebot?«
    »Normalerweise bringen die Leute ihre Fähigkeiten in den Trupp mit ein und bezahlen auf diese Weise ihre Fahrt. Dann teilen alle die Nahrungsmittel und helfen sich, so gut sie können. Der große Kerl …«
    »Lamm.«
    Süß hob die Augenbrauen. »Wirklich?«
    »Ein Name ist so gut wie der andere«, sagte Lamm.
    »Das will ich nicht leugnen. Du kannst umsonst mitkommen. Dass du nützlich bist, habe ich gesehen. Du kannst den halben Anteil zahlen, Frau, und einen vollen für den Jungen, das wären dann …« Süß runzelte die Stirn und rechnete im Geiste nach.
    »Wir reisen alle umsonst.«
    »Was?«
    »Lief ist der verdammt beste Schütze, den ihr je gesehen habt. Er ist ein

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