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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gewinn.«
    Süß sah nicht besonders überzeugt aus. »Tatsächlich?«
    »Bin ich das?«, raunte Lief.
    »Wir reisen alle umsonst.« Scheu nahm wieder einen Schluck und warf die Flasche zurück. »Es geht so oder gar nicht.«
    Süß kniff die Augen zusammen, während er nun selbst lange und langsam trank, dann sah er wieder Lamm an, saß still in der Dunkelheit, so dass sich nur das Glänzen der Fackeln in seinen Augenwinkeln spiegelte, und seufzte. »Du feilschst gern, was?«
    »Ich halte es mit schlechten Vereinbarungen gerne so, dass ich am liebsten da bin, wo sie nicht sind.«
    Süß lachte wieder leise, und er trieb sein Pferd an, klemmte sich die Flasche in die Armbeuge, zog sich den Handschuh mit den Zähnen aus und schlug ein. »Abgemacht. Ich glaube, du wirst mir gefallen, Mädchen. Wie heißt du?«
    »Scheu Süd.«
    Wieder hob Süß die Brauen. »Scheu?«
    »Das ist ein Name, Alter, keine Eigenschaft. Und jetzt gib mir die Flasche wieder.«
    Und so ritten sie in die Nacht. Dab Süß erzählte mit seiner knarrenden Bassstimme Geschichten, redete viel und sagte nichts und lachte auch ein bisschen – so, als sei diese Sache mit den zwei Toten keine Stunde zuvor nie passiert. Er ließ die Flasche kreisen, bis sie leer war, und Scheu warf sie weg ins Dunkel mit einem warmen Gefühl im Bauch. Als Averstock nur noch aus ein paar hellen Lichtern bestand, zügelte sie ihr Pferd, bis es im Schritt ging, und ließ sich neben den Mann zurückfallen, der für sie am ehesten ein Vater gewesen war.
    »Dein Name war nicht immer Lamm, nicht wahr?«
    Er sah sie an, dann guckte er weg. Sank noch mehr in sich zusammen. Zog den Mantel enger um sich. Immer wieder glitt der Daumen zwischen seinen Fingern hervor und rieb den Stummel des Mittelfingers. Der fehlte. »Wir alle haben eine Vergangenheit«, sagte er.
    Und damit hatte er verdammt recht.

DIE GERAUBTEN
    D ie Kinder hockten schweigend eng beieinander, wenn Cantliss wieder loszog, um noch mehr von ihnen zusammenzutreiben. Zusammentreiben, so nannte er das, als wären sie Vieh, das niemandem gehörte und für das man nicht töten musste. Als ob sie nicht taten, was auf dem Hof geschehen war. Als ob sie hinterher nicht darüber gelacht hätten, wenn sie noch mehr Kinder brachten, die ausdruckslos vor sich hinstarrten. Schwarzspitz lachte immer ein schiefes Lachen, bei dem man sah, dass ihm zwei Vorderzähne fehlten. Als ob er noch nie etwas so lustig gefunden hätte wie Mord und Totschlag.
    Zuerst hatte Ro noch zu raten versucht, wo sie waren. Um vielleicht ein Zeichen für jene zurückzulassen, die nach ihnen suchen mochten. Aber die Wälder und Felder wichen struppiger Leere, in der selbst ein kleiner Busch schon eine Markierung darstellte.
    Es ging nach Westen, so viel hatte sie herausgefunden, aber mehr auch nicht. Sie musste sich um Pit kümmern und um die anderen Kinder, und sie versuchte so gut es ging dafür zu sorgen, dass sie genug zu essen hatten und sauber waren und sich ruhig verhielten.
    Die Kinder waren völlig verschieden, aber keines älter als zehn. Sie waren einundzwanzig gewesen, bis der eine Junge, Care, einen Fluchtversuch unternommen hatte. Schwarzspitz hatte ihm nachgesetzt und war blutverschmiert zurückgekommen. Jetzt waren sie also nur noch zwanzig, und niemand versuchte mehr abzuhauen.
    Es war eine Frau in der Gruppe, die Biene hieß, und sie war ganz in Ordnung, auch wenn ihre Arme voller Narben waren, weil sie die Pocken überlebt hatte. Sie nahm die Kinder manchmal in den Arm. Ro nicht, weil sie keine Umarmungen brauchte, und Pit auch nicht, weil der Ro hatte, die ihn in den Arm nahm, aber ein paar der jüngeren, und sie flüsterte ihnen zu, still zu sein, wenn sie weinten, weil sie eine Scheißangst vor Cantliss hatte. Er schlug sie öfters mal, und wenn sie sich danach das Blut von der Nase wischte, dann suchte sie immer nach Entschuldigungen. Sie sagte, dass er ein schweres Leben gehabt habe und von seinen Leuten im Stich gelassen worden sei, dass man ihn als Kind geschlagen hatte und so. Für Ro klang das eher danach, dass man andere noch viel weniger schlagen sollte, wenn man so etwas selbst erlebt hatte, aber vermutlich, dachte sie, gab es für alles Entschuldigungen. Auch dann, wenn sie ziemlich schwach waren.
    So, wie es sich für Ro darstellte, hatte Cantliss es überhaupt nicht verdient, dass irgendjemand für ihn nach Entschuldigungen suchte. Er ritt stets ganz vorn in seinen aufwendig geschneiderten Kleidern, als sei er ein

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