Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Sufeen ist tot.« Das war vielleicht eine Gerechtigkeit.
    Zwei der Nordmänner hatten eine Kommode aufgebrochen und stritten sich über die Kleidung, die sie darin fanden, verteilten zerrissenes Tuch über die schlammige Straße. Der Tätowierte hatte unter dem Kopf des Hundes einen Stock quer über den Speer gebunden und dekorierte dieses Gebilde nun sorgfältig und mit künstlerisch entrückter Miene mit einem schönen, mit Rüschen besetzten Hemd.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, rief Bermi, der noch immer mitten auf der müllübersäten Straße stand, ihm nach.
    »Mir ging’s nie besser.«
    Tempel führte das Pferd aus der Stadt hinaus, dann folgte er dem Weg oder vielmehr den zwei tiefen Wagenspuren, die als solcher durchgingen. Der Lärm gebrüllter Befehle, brennender Gebäude und der Männer, die sich allmählich auf den Abmarsch vorbereiteten, verblasste allmählich und wich schließlich glucksendem Wasserplätschern. Er folgte dem Fluss stromaufwärts, bis er einen einigermaßen schönen Platz zwischen zwei Bäumen entdeckte, deren herabhängende Zweige das Wasser berührten. Er ließ Sufeens Körper auf den Boden gleiten und rollte ihn auf den Rücken.
    »Tut mir leid«, sagte er und warf die Schaufel in den Fluss. Dann zog er sich selbst in den Sattel.
    Sufeen wäre es egal gewesen, ob er – wo auch immer – ordentlich begraben wurde. Wenn es einen Gott gab, dann war sein Freund vermutlich bei ihm und verlangte zu wissen, wieso die Himmelsmacht so klar versagt hatte, während er versucht hatte, die Welt wieder ins rechte Lot zu bringen. Nach Nordosten, hatte Cosca gesagt. Tempel trieb sein Pferd nach Westen, gab dem Tier seine Hacken zu spüren und galoppierte davon, weg von der öligen Rauchwolke, die über den Ruinen Averstocks aufstieg.
    Weg von der Kompanie der Gütigen Hand. Weg von Dimbik und Brachio und Jubair. Weg von Inquisitor Lorsen und seiner rechtschaffenen Mission.
    Er hatte kein Ziel vor Augen. Irgendwohin, wo Nicomo Cosca nicht war.

EIN NEUES LEBEN
    U nd da ist der Trupp«, sagte Süß, der die Zügel locker in der Hand hielt, während seine Unterarme auf dem Sattelhorn ruhten.
    Die Wagen verteilten sich auf der Strecke von etwa einer Meile am Grund des Tals. Dreißig oder vielleicht noch mehr. Einige waren mit fleckigem Segeltuch bespannt, manche leuchtend bunt bemalt, orangefarbene, purpurne oder goldblitzende Flecken inmitten der staubig braunen Landschaft. Daneben waren Fußgänger zu sehen, winzig kleine Pünktchen, und etwas weiter oben Reiter. Dahinter befand sich das Vieh – Pferde, überzählige Ochsen, eine Herde Kühe von ordentlicher Größe –, und all dem folgte eine immer größer werdenden Staubwolke, die von der Brise aufgegriffen und in den blauen Himmel geblasen wurde, wie um die Ankunft des Trupps in die Welt hinauszuposaunen.
    »Nun guckt euch das an!« Lief trieb sein Pferd mit einem Tritt voran und stellte sich über das ganze Gesicht grinsend in den Steigbügeln auf. »Seht ihr das?« Scheu hatte ihn noch nie zuvor lächeln sehen. Er sah plötzlich jung aus. Mehr wie ein Junge als ein Mann. Wie das ja vermutlich auch stimmte. Darüber musste sie selbst lächeln.
    »Seh ich«, sagte sie.
    »Da ist eine ganze Stadt unterwegs!«
    »Wahrlich, es ist ein schöner Querschnitt durch die gesamte Gesellschaft«, bestätigte Süß, der seinen alten Hintern im Sattel zurechtrückte. »Ein paar ehrliche Leute, ein paar durchtriebene, ein paar reiche, ein paar arme, ein paar schlaue und ein paar, die nicht so schlau sind. Jede Menge Goldsucher. Eine Reihe Viehhirten und Bauern, ein paar wenige Kaufleute. Alle darauf erpicht, dort hinter dem Horizont ein neues Leben anzufangen. Wir haben sogar den Ersten der Magi dabei.«
    Lamms Kopf fuhr herum. »Was?«
    »Ein berühmter Schauspieler. Iosiv Lestek. Hat als Bayaz angeblich das Publikum von Adua begeistert.« Süß kicherte auf seine knirschende Weise. »Vor etwa hundert Jahren. Er hofft wohl, das Theater nach Fernland zu bringen, hab ich gehört, aber unter uns gesagt, und unter der halben Union – seine Fähigkeiten haben ziemlich nachgelassen.«
    »Überzeugt wohl nicht mehr so als Bayaz, was?«, meinte Scheu.
    »Mich überzeugt der kaum noch als Iosiv Lestek.« Süß zuckte die Achseln. »Aber was weiß ich schon über Schauspielerei?«
    »Du spielst selbst den Dab Süß nur einigermaßen passabel.«
    »Lasst uns hinunterreiten«, rief Lief, »und uns alles genauer ansehen!«
    Von Nahem betrachtet hatte die ganze

Weitere Kostenlose Bücher