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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Abmachung getroffen, dass sie alle drei umsonst mitkommen.«
    Majuds Augen wanderten nun zu ihr, und in seinem Blick lag etwas, das man als widerwilligen Respekt hätte deuten können. »Offenbar hat sie bei dieser Vereinbarung den besseren Handel gemacht.«
    »Ich bin Pfadfinder, kein Händler.«
    »Vielleicht sollten Sie das Handeln dann jenen überlassen, die sich damit auskennen.«
    »Ich bin im Handeln um einiges besser als Sie in der Pfadfinderei, allem Anschein nach.«
    Majud schüttelte den schön geformten Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wie ich das meinem Partner Curnsbick begreiflich machen soll.« Er spazierte davon und wedelte dabei mit dem Zeigefinger. »Curnsbick versteht keinen Spaß, wenn es um die Kosten geht!«
    »Bei den Toten«, grollte Süß, »habt ihr schon jemals so ein Gejammer gehört? Man sollte glauben, wir hätten bei einem Trupp Weiber angeheuert.«
    »So sieht’s auch aus«, sagte Scheu. Einer der buntesten Wagen – scharlachrot und mit vergoldeten Verzierungen – ratterte gerade mit zwei Frauen auf dem Bock vorbei. Eine hatte sich nach bester Hurenmanier aufgedonnert und hielt sich den Hut mit einer Hand so krampfhaft fest, wie sie ihr Lächeln auf dem bemalten Gesicht zu bewahren versuchte. Vermutlich wollte sie auf ihre Verfügbarkeit hinweisen, auch wenn der Treck gerade in Bewegung war. Die andere Frau trug zweckmäßigere Reisekleidung und hielt die Zügel so ruhig wie ein Kutscher. Zwischen ihnen saß ein Mann, dessen Jacke zum Wagen passte, mit Bart und harten Augen. Scheu hielt ihn für den Luden. Jedenfalls hatte er etwas Ludenhaftes an sich. Sie beugte sich vor und spuckte durch ihre Zahnlücke.
    Die Vorstellung, in einem ruckelnden Wagen zwischen klappernden Töpfen und Pfannen einen Kerl ranzulassen, noch dazu, während direkt daneben noch ein anderes Paar zur Sache ging, war wenig dazu angetan, in Scheu das Feuer der Leidenschaft zu wecken. Aber andererseits war diese Glut in ihr schon seit so langer Zeit heruntergebrannt, dass sie fast glaubte, sie sei komplett erloschen. Einen Hof mit zwei Kindern und zwei alten Männern zu bestellen, das konnte einem die Romantik schon ziemlich austreiben.
    Süß winkte den Damen zu und schob sich die Hutkrempe mit den knorrigen Knöcheln ein wenig hoch. Gedämpft sagte er: »Verdammt noch eins, es ist doch wirklich nichts mehr so, wie’s früher mal war. Frauen und Stutzerkleidung und Pflüge und transportable Schmieden, wer weiß, was für Scheußlichkeiten noch kommen? Es war mal eine Zeit, da gab es hier draußen nichts außer Erde und Himmel und Tiere und Geister und viel Wildnis, in der man noch atmen konnte. Manchmal habe ich zwölf Monate lang nur mein Pferd als Gesellschaft gehabt.«
    Scheu spuckte noch einmal aus. »Noch nie hat mir ein Pferd so leidgetan. Ich glaub, ich reite mal ein bisschen herum und begrüße die Leute. Hör mich mal ein bisschen um, ob jemand was von irgendwelchen Kindern gehört hat.«
    »Oder von Grega Cantliss.« Lamm machte ein finsteres Gesicht, als er den Namen aussprach.
    »In Ordnung, sagte Süß. »Sei aber vorsichtig, hörst du?«
    »Ich kann gut auf mich aufpassen«, sagte Scheu.
    Das Gesicht des alten Pfadfinders hellte sich auf, als er lächelte. »Ich sorge mich mehr um die anderen.«
    Der Wagen, der ihnen am nächsten war, gehörte einem Mann namens Gentili, einem uralten Styrer mit vier Vettern, die er die Jungs nannte, obwohl sie kaum jünger waren als er und kein Wort der gemeinsamen Sprache verstanden. Er war fest entschlossen, sich in den Bergen ein neues Leben aus den Bächen herauszuwaschen – ganz offensichtlich war er ein echter Optimist, denn er konnte auf dem Trockenen kaum gerade stehen, in hüfthohem, eiskaltem Wasser mit harter Strömung vermutlich schon gar nicht. Er hatte nichts von geraubten Kindern gehört. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er ihre Frage mitbekommen hatte. Zum Abschied fragte er Scheu, ob sie sich vorstellen könnte, sein neues Leben als seine fünfte Frau zu teilen. Sie lehnte höflich ab.
    Lord Ingelstad hatte offenbar in letzter Zeit ein wenig Pech gehabt. Als er Scheu davon berichtete, bedachte ihn Lady Ingelstad – eine Frau, die nicht für die Härten des Lebens geboren war, sich aber entschlossen hatte, sie allesamt unter ihren Füßen zu zertreten – mit einem finsteren Blick, dem zu entnehmen war, dass sie ihrer Überzeugung nach neben all seinem Pech auch noch unter eigenem Unglück litt, das unmittelbar mit der Wahl ihres Gatten in

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