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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Unternehmung etwas weniger Romantisches. Aber ist das nicht bei jeder Unternehmung so? Die vielen warmen Körper, Menschen wie Tiere, produzierten eine nicht unerhebliche Menge an Ausscheidungen, wie sich am Geruch unschwer zeigte. Die kleineren und weniger anmutigen Tiere – Hunde und Fliegen zumeist, aber sicherlich auch jede Menge Läuse – waren aus der Ferne gar nicht so zu erkennen gewesen, machten sich aber doppelt bemerkbar, wenn man sich mittendrin befand. Scheu fragte sich unwillkürlich, ob es sich bei dem Trupp um einen mutigen, aber törichten Versuch handeln mochte, die schlimmsten Geißeln des städtischen Lebens in die unverdorbene Wildnis zu transportieren.
    Einige der wichtigeren Köpfe waren offenbar zu einem ähnlichen Schluss gelangt und hatten sich daher gut fünfzig Schritt vom dichtesten Gewühl entfernt, um über die Route zu diskutieren, was so viel hieß, dass viel gestritten und viel getrunken wurde, während man sich am Kopf kratzte und über einer großen Landkarte brütete.
    »Hände weg von der Karte, bevor es noch Verletzte gibt!«, rief Süß, als sie nun auf diese Gruppe zuhielten. »Ich bin zurück, und Sie befinden sich drei Täler weiter südlich, als unser Kurs eigentlich vorsah.«
    »Nur drei? Das ist ja besser, als ich zu hoffen wagte.« Ein großer, sehniger Kanteser mit schön geformtem Kopf, der kahl war wie ein Ei, trat zu ihnen und unterzog Scheu, Lamm und Lief dabei einer gründlichen Musterung. »Sie haben Freunde mitgebracht.«
    »Das hier sind Lamm und seine Tochter Scheu.« Sie verzichtete darauf, die kleine Unstimmigkeit zu korrigieren. »Der Name des Jungen, das muss ich zugeben, ist mir gerade entfallen …«
    »Lief.«
    »Das war’s, genau! Und hier ist mein … Auftraggeber.« Süß sprach das Wort so aus, als ob schon allein die Anerkennung seiner Existenz seine Freiheit einschränkte. »Ein unverbesserlicher Verbrecher namens Abram Majud.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Majud zeigte neben seiner guten Laune auch noch einen vergoldeten Vorderzahn, als er sich vor jedem von ihnen verbeugte. »Und ich versichere Ihnen, ich habe jeden Tag Buße getan, seit ich diesen Trupp ins Leben rief.« Seine dunklen Augen schienen in die Ferne zu blicken, als ob er die vielen Meilen zurückverfolgte, die hinter ihnen lagen. »Damals in Keln, mit meinem Partner Curnsbick. Ein harter Mann, aber schlau. Er hat neben vielen anderen Dingen auch eine transportable Schmiede erfunden. Die bringe ich nun nach Knick, und dort werde ich eine Metallhütte gründen. Wir wollen uns vielleicht auch ein paar Schürfrechte in den Bergen sichern.«
    »Gold?«, fragte Scheu.
    »Eisen und Kupfer.« Majud beugte sich zu ihr hinüber, um ganz leise hinzuzufügen: »Meiner bescheidenen Meinung nach glauben nur Narren, dass das Gold im Golde liegt. Haben Sie drei die Absicht, dem Trupp beizutreten?«
    »Das wollen wir«, sagte Scheu. »Wir haben selbst auch einiges in Knick zu erledigen.«
    »Alle sind willkommen! Die Rate, um sich einzukaufen, liegt bei …«
    »Lamm ist ein ernst zu nehmender Kämpfer«, unterbrach ihn Süß.
    Majud hielt inne und kniff abschätzend die Lippen zusammen. »Ohne Ihnen zu nahetreten zu wollen … er sieht ein wenig … alt aus.«
    »Da würde Ihnen wohl niemand widersprechen«, sagte Lamm.
    »Ich stehe auch nicht mehr voll im Saft«, bemerkte Süß. »Und Sie selbst sind wohl ebenfalls kein Wickelkind mehr. Wenn Sie auf die Jugend versessen sind, dann passt der Junge, der bei ihm ist, wohl besser.«
    Majud schien von Lief noch weniger beeindruckt. »Mir wäre etwas zwischendrin am liebsten.«
    Süß schnaubte. »Von der Sorte werden Sie hier draußen nicht allzu viele finden. Wir haben nicht genug Kämpfer. Und jetzt, da die Geister Blut sehen wollen, wäre es unklug, am falschen Ende zu sparen. Glauben Sie mir, der alte Sangied wird sich nicht die Mühe machen, mit Ihnen zuerst übers Geld zu feilschen. Lamm ist dabei, sonst bin ich draußen, und Sie können sich Ihren Weg selbst suchen und im Kreis fahren, bis die Wagen auseinanderfallen.«
    Majud sah Lamm an, und Lamm erwiderte seinen Blick still und standhaft. Irgendwie hatte er diese verhuschte Art, immer gleich die Augen abzuwenden, in Handelsguth gelassen. Nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens hatte Majud genug gesehen. »Dann ist Meister Lamm umsonst mit an Bord. Zwei Anteile, das beläuft sich auf …«
    Süß kratzte sich verlegen im Nacken. »Ich habe mit Scheu die

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