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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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herum, zeigte ihm für einen winzigen Augenblick den Himmel. Seine Glieder waren jetzt so schwer, eine überwältigende Versuchung, einfach aufzugeben. Tempel war noch nie ein großer Kämpfer gewesen.
    Ein Stück Treibholz kam ganz kurz in seinen Blick, ausgetrocknet und von der Sonne und dem Wasser knochenweiß gebleicht. Er packte es, seine Lungen barsten beinahe, er krallte sich daran fest und konnte sich schließlich seitlich festhalten. Es war ein Stück Baum. Ein ganzer Stamm, mit blattlosen Ästen daran. Es gelang ihm, sich mit der Brust hinaufzuziehen, hustend, spuckend. Sein Gesicht schabte gegen fauliges Holz.
    Er holte Luft. Ein paar Atemzüge. Eine Stunde. Hundert Jahre.
    Wasser klatschte gegen ihn, kitzelte ihn. Er hob den Kopf, um den Himmel zu schauen. Eine enorme Kraftanstrengung. Wolken zogen über das tiefe, sorglose Blau.
    »Ist das deine beschissene Vorstellung von einem Witz?«, krächzte er, bevor eine Welle über seinem Kopf zusammenschlug und ihn Wasser schlucken ließ. Also kein Witz. Er lag still. Zu müde und zu zerschlagen für alles andere. Das Wasser hatte sich zumindest beruhigt. Der Fluss war breiter, floss langsamer, die Ufer waren flacher, und das lange Gras wuchs bis ans kiesige Ufer.
    Er ließ alles vorübergleiten. Er hatte sich Gott anvertraut, da sonst niemand da war. Er setzte alle Hoffnungen auf den Himmel.
    Aber er machte sich auch bereit für die Alternative.

TREIBHOLZ
    H o!«, rief Scheu. »Ho!«
    Vielleicht lag es am Rauschen des Flusses, oder vielleicht spürten die Ochsen einfach, dass sie in ihrem Leben schon ein paar ziemlich beschämende Dinge getan hatte – jedenfalls kümmerten sich die Tiere wie immer nicht im Geringsten um sie und hielten weiter auf das tiefe Wasser zu. Blöde, sture Viecher. Wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatten, dann ließen sie sich auch nicht davon abbringen, so sehr man sie auch in eine andere Richtung bewegen wollte. Vielleicht hielt die Natur ihr einen Spiegel vor. Die Natur konnte manchmal so gehässig sein!
    »Ho, hab ich gesagt, ihr Drecksviecher!« Sie klammerte sich mit den durchweichten Beinen am durchweichten Sattel fest, wickelte sich das Seil ein paar Mal um den rechten Unterarm und zog fest daran. Das andere Ende war fest am Joch des Leittiers festgemacht, und der Strang straffte sich und ließ Wasser aufspritzen. Gleichzeitig trieb Lief sein Pony von der flussabwärts gelegenen Seite herauf und versetzte einem anderen Tier einen kleinen Schlag mit seinem Treiberstock. Er hatte sich inzwischen als recht talentierter Viehtreiber erwiesen. Einer der beiden vorderen Ochsen schnaufte wütend, aber seine stumpfe Schnauze drehte sich nach links, zurück zum ursprünglich anvisierten Kurs, und er hielt wieder auf das von Räderspuren durchzogene Kiesufer zu, wo sich bereits eine Hälfte des Trupps versammelt hatte.
    Dazu gehörte unter anderem Aschjid, der Priester, der die Arme zum Himmel gehoben hatte, als vollführte er die wichtigste Aufgabe von allen, indem er versuchte, die Wogen zu glätten. Scheu konnte nicht feststellen, dass sich da irgendetwas beruhigte. Nicht das Wasser jedenfalls, und sie selbst ganz bestimmt auch nicht.
    »Halte sie auf Linie!«, grollte Süß, der sein tropfnasses Pferd auf eine Sandbank getrieben hatte und es dort so offensichtlich gemütlich hatte, dass es geradezu provozierend wirkte.
    »Halte sie auf Linie!«, echote Majud von weiter hinten und krallte sich so fest an den Bock seines Wagens, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis die Bretter abrissen. Wasser war ihm nicht geheuer, was für einen Siedler ein ziemliches Problem darstellte.
    »Was meint ihr, was ich hier versuche, ihr faulen alten Säcke!«, zischte Scheu, die ihr Pferd nach links trieb und wieder an dem Seil zerrte. »Glaubt ihr, ich arbeite darauf hin, dass wir alle ins Meer gespült werden?«
    Diese Vorstellung war jetzt gar nicht mal so unwahrscheinlich. Sie hatten die Ochsen zusammengespannt, zu sechst oder acht oder sogar zu einem Dutzend, um die schwersten Lasten zu ziehen, aber es war trotzdem alles andere als einfach. Wenn die Wagen nicht ins tiefe Wasser rutschten und wegzutreiben drohten, dann taten sie das Gegenteil und fuhren sich im flachen Sand fest.
    Einer von Buckhorms Wagen war gestrandet, und Lamm stand bis zur Hüfte im Wasser und stemmte sich gegen die Hinterachse, während Savian sich von seinem Pferd herüberlehnte, um dem Leitochsen eins aufs Fell zu geben. Er schlug so hart zu,

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