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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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überrascht.« Süß ging an Lamm und Savian vorbei und klopfte beiden auf die Schulter. »Gute Arbeit dort am Fluss. Ich hoffe, ich werde mich auch noch so nützlich machen können, wenn ich erst einmal in eurem Alter bin.« Er gab auch Scheu einen kurzen Klaps. »Und du warst ebenfalls richtig gut, Mädchen. Aber nächstes Mal lässt du das Seil dann doch vielleicht los, was?« Erst jetzt fiel Tempel auf, dass sie einen Verband um ihren kraftlos herunterhängenden Arm hatte. Er war nie besonders aufmerksam gewesen, was Verletzungen anderer betraf.
    Majud zeigte beim Lächeln einen goldenen Vorderzahn. »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie dankbar wären, wenn Sie sich unserem Trupp anschließen dürften?«
    Tempel bekam vor Erleichterung weiche Knie. »Mehr als dankbar.«
    »Jedes Mitglied hat entweder für die Reise bezahlt oder aber bringt seine Fähigkeiten nutzbringend mit ein.«
    Tempel straffte die Knie wieder. »Ah.«
    »Haben Sie einen Beruf?«
    »Ich hatte schon verschiedene.« Schnell ging er die Liste nach jenen Beschäftigungen durch, die vielleicht am wenigsten dazu angetan sein mochten, dass er wieder zurück ins Wasser befördert wurde. »Priesterschüler, angehender Feldscher …«
    »Einen Arzt haben wir schon«, sagte Savian.
    »Und einen Priester auch, leider«, fügte Scheu hinzu.
    »Metzger …«
    »Wir haben Jäger«, sagte Majud.
    »Zimmermann …«
    »Beim Wagenbau vielleicht?«
    Tempel verzog das Gesicht. »Beim Hausbau.«
    »Hier draußen brauchen wir keine Häuser. Was waren Sie denn zuletzt?«
    Mit einem Beruf wie Söldner konnte man nur die wenigsten für sich einnehmen. »Ich war Rechtskundiger«, sagte er, bevor ihm klar wurde, dass man sich damit noch weniger Freunde machte.
    Bei Savian kam das jedenfalls nicht gut an. »Hier draußen gibt es keine Gesetze außer denen, welche die Menschen selbst mitbringen.«
    »Haben Sie mal Ochsen getrieben?«, fragte Majud.
    »Leider nicht.«
    »Oder Vieh gehütet?«
    »Ich fürchte nein.«
    »Sich um Pferde gekümmert?«
    »Um eins zur Zeit …«
    »Nahkampferfahrung?«
    »Nur wenig, aber davon mehr, als mir lieb war.« Er befürchtete, dass dieses Gespräch nicht gerade seine besten Seiten zum Vorschein brachte, wenn es die denn überhaupt gab. »Aber … ich bin fest entschlossen, neu anzufangen, mir meinen Platz zu verdienen und ebenso hart zu arbeiten wie jeder andere Mann – oder jede Frau –, und ich bin lernbegierig«, schloss er und fragte sich, ob jemals mehr Übertreibungen in einem Satz aneinandergereiht worden waren.
    »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer weiteren Ausbildung«, sagte Majud, »aber Passagiere zahlen hundertfünfzig Mark.«
    Eine kurze Pause folgte, während sie alle, Tempel eingeschlossen, die Wahrscheinlichkeit überdachten, dass er eine solche Summe bei sich trug. Dann klopfte er sich auf die nassen Hosentaschen. »Leider bin ich im Augenblick ein wenig klamm.«
    »Wie klamm?«
    »Sagen wir, mir fehlen an der genannten Summe hundertfünfzig Mark?«
    »Sie haben uns umsonst mit einsteigen lassen, und ich würde mal sagen, das hat sich für Sie schon bezahlt gemacht«, erklärte Scheu.
    »Den Handel hat Süß abgeschlossen.« Majud betrachtete Tempel mit einem abschätzenden Blick, und der versuchte unwillkürlich, den nackten Fuß hinter dem anderen vollständig bekleideten Bein zu verstecken. Ohne Erfolg. »Und Sie hatten wenigstens jeder zwei Stiefel. Der da braucht neue Kleidung und Schuhwerk und ein Reittier. Wir können es uns einfach nicht leisten, jeden Streuner mitzunehmen, der zufällig unseren Weg kreuzt.«
    Tempel blinzelte und fragte sich, was das für ihn bedeutete.
    »Und was bedeutet das für ihn?«, fragte Scheu.
    »Dass er an der Furt warten muss, bis er auf einen Trupp trifft, der andere Anforderungen stellt.«
    »Oder auf eine andere Rotte Geister, was?«
    Majud breitete die Hände aus. »Wenn es an mir wäre, ich würde Ihnen ja gern helfen, aber ich muss auch die Gefühle meines Partners Curnsbick berücksichtigen, und der hat in geschäftlichen Dingen ein Herz aus Eisen. Es tut mir leid.« Er sah kein bisschen so aus, als ob das stimmte. Aber ebenso wenig machte er den Eindruck, als würde er seine Meinung noch ändern.
    Scheu warf Tempel von der Seite einen Blick zu. Er konnte nur versuchen, ihn so ehrlich wie möglich zu erwidern.
    »Scheiße.« Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah kopfschüttelnd kurz zum Himmel, dann zog sie die Oberlippe hoch, offenbarte eine

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