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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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beträchtliche Zahnlücke und spuckte sauber hindurch. »Dann kauf ich ihm seinen Platz.«
    »Wirklich?«, fragte Majud, dessen Brauen in die Höhe zuckten.
    »Wirklich?«, fragte Tempel kaum weniger überrumpelt.
    »Ganz genau«, gab sie kurz angebunden zurück. »Wollen Sie das Geld jetzt gleich?«
    »Oh, mach dir keine Mühe.« Majuds Lippen zeigten den Hauch eines Lächelns. »Ich kenne dein Geschick mit Zahlen.«
    »Mir gefällt das nicht.« Savian stützte seine Handwurzel auf den Griff eines seiner Messer. »Dieser Kerl könnte doch alles Mögliche sein.«
    »Du aber auch«, sagte Scheu. »Ich habe keine Ahnung, was du in den letzten vier Wochen getrieben hast, oder was du als Nächstes anstellen wirst, und es geht mich tatsächlich auch nichts an. Ich zahle, und er bleibt. Wenn dir das nicht gefällt, dann kannst du gern den Fluss stromabwärts treiben, kapiert?« Sie sah Savian geradewegs in sein versteinertes Gesicht, und Tempel stellte fest, dass sie ihm immer besser gefiel.
    Savian schob die Lippen ein winziges Stück vor. »Hast du was dazu zu sagen, Lamm?«
    Der alte Nordmann sah langsam zwischen Tempel und Scheu hin und her. Schnelles Handeln schien es bei ihm nicht zu geben. »Ich denke mal, jeder sollte eine Chance bekommen«, sagte er.
    »Auch solche Leute, die keine verdienen?«
    »Die vielleicht besonders.«
    »Sie können mir vertrauen«, sagte Tempel und schenkte den alten Männern seinen aufrichtigsten Blick. »Ich werde Sie nicht enttäuschen. Das verspreche ich.« Hinter ihm zog sich sowieso schon eine Spur gebrochener Versprechen durch das halbe Weltenrund. Eins mehr oder weniger würde ihm kaum den Weg in den Himmel verstellen.
    »Nur weil du es sagst, muss es ja noch lange nicht stimmen, oder?« Savian beugte sich vor und verengte die Augen noch ein bisschen mehr, auch wenn man das einen Augenblick zuvor gar nicht für machbar gehalten hätte. »Ich behalte dich im Auge, Bursche.«
    »Das ist mir … eine große Beruhigung«, stieß Tempel hervor, als er langsam rückwärtsging und sich dann umwandte. Scheu hatte sich schon auf dem Absatz umgedreht, und er beeilte sich, sie einzuholen.
    »Vielen Dank«, sagte er. »Wirklich. Ich weiß gar nicht, was ich tun kann, um das wiedergutzumachen.«
    »Mir das Geld zurückgeben.«
    Er räusperte sich. »Ja. Natürlich.«
    »Mit einem Viertel Zinsen. Ich bin kein Wohlfahrtsunternehmen.«
    Jetzt gefiel sie ihm schon weniger. »Das merke ich gerade. Die Leihsumme und ein Viertel. Das ist weit mehr als angemessen wäre. Ich bezahle immer meine Schulden.« Außer vielleicht, wenn es um Geld ging.
    »Stimmt es, dass du bereit bist zu lernen?«
    Vergessen wäre ihm lieber gewesen. »Ja, sicher.«
    »Und hier ebenso hart zu arbeiten wie alle anderen?«
    Danach zu urteilen, wie staubbedeckt, verschwitzt, sonnenverbrannt und abgerissen die meisten Leute hier aussahen, erschien ihm seine Behauptung von vorhin inzwischen recht voreilig gewesen zu sein. »Ja.«
    »Das ist gut, denn ich werde dich arbeiten lassen, darüber mach dir mal keine Sorgen.«
    Er machte sich tatsächlich über verschiedene Dinge Sorgen, allerdings nicht unbedingt über einen Mangel an harter Arbeit. »Ich kann es kaum erwarten … damit anzufangen.« Inzwischen beschlich ihn das unheimliche Gefühl, als habe er den Hals aus einer Schlinge gezogen, um gleich eine neue umgelegt zu bekommen. Sein Leben, das er in den jeweiligen Momenten meist für eine Abfolge genialer Fluchten gehalten hatte, erschien ihm nun rückblickend betrachtet eher als eine Reihe von Schlingen, die er zum größten Teil auch noch selbst geknüpft hatte.
    Scheu war damit beschäftigt, ihren verletzten Arm zu massieren und eine Strategie zu planen. »Vielleicht hat Häcke ein paar Sachen, die dir passen könnten. Gentili besitzt noch einen alten Sattel, der tut’s noch, und Buckhorm hat ein Maultier, das er verkaufen würde, glaub ich.«
    »Ein Maultier?«
    »Wenn dir das nicht vornehm genug ist, dann kannst du immer noch zu Fuß nach Knick laufen.«
    Tempel hielt es für unwahrscheinlich, dass er zu Fuß so weit kommen würde wie ein Maultier, und daher lächelte er trotz seiner Schmerzen und tröstete sich mit dem Gedanken, dass er es ihr nicht zurück-, sondern vielmehr heimzahlen würde. Die Erniedrigung, nicht unbedingt das Geld.
    »Ich werde jeden Augenblick dankbar sein, den ich auf dem Rücken dieses edlen Tiers verbringen werde«, brachte er heraus.
    »Du solltest auch dankbar sein«, fuhr sie ihn

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