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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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und keine verdammte Stunde reicher, so sieht es aus. Die Jungs hier haben genug von Fernland. Wir kehren nach Starikland zurück. Und wenn ihr unseren Rat hören wollt, dann tut ihr das auch.«
    »Kein Gold da oben?«, fragte Scheu.
    »Vielleicht gibt’s da welches, Mädchen, aber falls ja, dann bin ich nicht bereit, dafür zu sterben.«
    »Niemand hat was zu verschenken«, sagte Süß. »Gefahren gibt’s immer.«
    Der Mann schnaubte. »Ich habe über die Gefahren gelacht, als ich letztes Jahr hier hoch kam. Seht ihr mich jetzt vielleicht lachen?« Scheu nicht, jedenfalls nicht sehr. »In Knick herrscht Krieg, da werden jede Nacht Leute umgebracht, und jeden Tag strömen neue Leute in die Stadt. Die machen sich da nicht mal mehr die Mühe, die Leichen zu begraben.«
    »In den Bergen wurde schon immer lieber gegraben als zugeschüttet, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Süß.
    »Damit ist es noch schlimmer geworden. Wir haben uns nach Leuchtberg durchgeschlagen, in die Berge, um eine Schürfstelle zu finden. Da wimmelte es aber schon vor Menschen, die genau dasselbe hofften.«
    »In Leuchtberg?« Süß schnaubte. »Als ich zum letzten Mal dort war, standen da vielleicht drei Zelte.«
    »Tja, jetzt gibt’s da eine ganze Stadt. Oder vielmehr, gab es.«
    »Wie, es gab sie?«
    »Wir haben dort ein oder zwei Nächte verbracht, dann sind wir in die Wildnis. Als wir dort aber ein paar Bäche untersucht und dort nichts als kalten Schlamm gefunden hatten, sind wir wieder zurück in die Stadt und …« Er hatte keine Worte mehr und starrte nur ins Nichts. Einer seiner Gefährten nahm den Hut ab, dessen Krempe halb abgerissen war, und blickte ins Innere. Es war ein seltsamer Anblick, aber die Augen in diesem grob geschnitzten Gesicht glitzerten vor Tränen.
    »Und?«, fragte Süß.
    »Alle waren weg. In dem Lager waren zweihundert Menschen gewesen, vielleicht sogar mehr. Die waren einfach weg, versteht ihr?«
    »Wohin denn?«
    »In die verdammte Hölle, wenn man mich fragt, und wir hatten keine Lust, ihnen dort Gesellschaft zu leisten. Der ganze Ort war leer, wisst ihr. Da stand noch das Essen auf dem Tisch, und die Wäsche hing an der Leine. Und auf den Marktplatz war ein Drachenkreis von zehn Metern Durchmesser gemalt worden.« Der Mann erschauerte. »Verdammte Scheiße, jetzt ist Schluss, hab ich gesagt.«
    »Verdammt noch mal, ja«, pflichtete ihm sein Nachbar bei, der den ramponierten Hut wieder auf seinen Kopf schob.
    »Man hat seit Jahren kein Drachenvolk mehr gesehen«, sagte Süß, der allerdings doch ein wenig beunruhigt aussah. Das tat er sonst nie.
    »Drachenvolk?«, fragte Scheu. »Was sind das für Leute? Ähnlich wie die Geister?«
    »So ähnlich«, brummte Weinender Fels.
    »Sie leben im Norden«, erklärte Süß. »Hoch oben in den Bergen. Mit ihnen legt man sich besser nicht an.«
    »Eher würde ich mich mit Glustrod selbst anlegen«, sagte der Mann mit dem Unionistenmantel. »Im Krieg habe ich gegen die Nordmänner gekämpft, hier in der Großen Ebene gegen die Geister und in Knick gegen die Männer von Papa Ring, und allen habe ich nichts geschenkt, so viel steht fest.« Er schüttelte den Kopf. »Aber gegen diese Drachenärsche kämpfe ich nicht. Da könnten die Berge aus reinem Gold sein. Das sind Hexenmeister, jawohl. Zauberer und Teufel und was weiß ich. Damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Wir wissen die Warnung zu schätzen«, sagte Süß, »aber jetzt sind wir so weit gekommen, jetzt ziehen wir wohl auch weiter.«
    »Auf dass ihr alle so reich werdet wie Valint und Balk zusammen, aber ohne mich.« Er gab seinen schlurfenden Gefährten das Zeichen zum Weiterziehen. »Auf geht’s!«
    Lamm griff nach seinem Arm, als er sich gerade umdrehen wollte. »Habt ihr von Grega Cantliss gehört?«
    Der Mann riss sich los. »Der arbeitet für Papa Ring, und du wirst in ganz Fernland keinen schwärzeren Dreckskerl finden. Ein Trupp von dreißig Leuten wurde im letzten Sommer in den Bergen bei Knick getötet und ausgeraubt, man hatte ihnen die Ohren abgeschnitten und sie gehäutet und sonst so allerlei mit ihnen getrieben. Papa Ring hat behauptet, die Geister hätten das getan, und niemand konnte etwas anderes beweisen. Aber ich habe erzählen hören, dass Cantliss das getan hat.«
    »Wir haben etwas mit ihm zu klären«, sagte Scheu.
    Der Mann sah sie aus seinen tief liegenden Augen an. »Dann tut es mir leid für dich, aber ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen, und ich hoffe auch, dieser Drecksack

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