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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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musste sich eingestehen, dass er durch diese kleine Geste ein gewaltiges Stück in ihrer Hochachtung stieg.

TRÄUME
    H äcke hasste diesen Trupp. Den stinkenden, dunkelhäutigen Drecksack Majud und den stammelnden Arsch Buckhorm und den alten Heuchler Süß und ihre kleingeistigen Regeln. Alles war geregelt – wann man essen durfte, wann man anhalten durfte und was man essen und wo man hinkacken und wie groß der Hund sein durfte, den man mitnahm. Es war schlimmer als in der verdammten Armee. Das war sowieso irgendwie komisch: Als er noch Soldat war, hatte er es gar nicht erwarten können, entlassen zu werden, aber als er nicht mehr dazugehörte, vermisste er den Laden.
    Er verzog das Gesicht, während er sich das Bein rieb, versuchte, den Schmerz wegzumassieren, aber der blieb störrisch an Ort und Stelle und lachte ihn aus. Verdammt, er hatte es so satt, ständig ausgelacht zu werden. Wenn er gewusst hätte, dass sich die Wunde entzünden würde, nie im Leben hätte er sie sich dann selbst zugefügt. Aber er hatte gedacht, ganz besonders schlau zu sein, als er zusah, wie der Rest des Bataillons hinter dem Arschloch Tunny dem Feind entgegenstürmte. Ein kleiner Stich ins Bein war besser als ein großer Stich ins Herz, oder nicht? Nur war es dann leider so, dass der Feind die Mauer schon in der Nacht zuvor geräumt hatte und dass überhaupt kein Kampf mehr stattfand. Die Schlacht ging vorüber, und er war das einzige Opfer, das daraufhin prompt entlassen wurde, mit nur noch einem gesunden Bein und ohne Zukunft. Pech. Immer zog er das Pech magisch an. Na ja.
    Im Trupp gab es aber auch ein paar Leute, die in Ordnung waren. Er wandte sich auf dem abgewetzten Sattel halb um und sah zu Scheu Süd herüber, die in der Nähe der Viehherde ritt. Sie war nicht unbedingt eine Schönheit, aber sie hatte trotzdem etwas Faszinierendes in ihrer Unbekümmertheit, das Hemd ganz dunkel vor Schweiß, so dass man ihre Körperformen erahnen konnte – und mit denen war, soweit er das sagen konnte, alles in bester Ordnung. Er hatte schon immer etwas für starke Frauen übriggehabt. Sie war außerdem nicht faul, sondern ständig mit etwas beschäftigt. Keine Ahnung, wieso sie jetzt mit diesem Tempel lachte, mit diesem Arschloch von einem Gewürzfresser, diesem nutzlosen dunkelhäutigen Wichser. Sie hätte mal lieber zu ihm rüberkommen sollen, er hätte ihr was ganz anderes gezeigt, worüber sie hätte lächeln können.
    Häcke rieb sich wieder das Bein und rutschte im Sattel hin und her, dann spuckte er aus. Sie war in Ordnung, aber die meisten anderen waren blöde Säcke. Seine Augen glitten zu Savian, der auf seinem Kutschbock neben dieser abfällig guckenden blöden Kuh saß, die ihr spitzes Kinn schon wieder so in die Höhe reckte, als sei sie etwas Besseres als alle anderen und besser als Häcke sowieso. Er spuckte noch mal. Spucke war umsonst, also konnte er ruhig verschwenderisch damit umgehen.
    Die Leute redeten über ihn, guckten durch ihn hindurch, und wenn einmal eine Flasche herumging, dann gelangte sie nie bis zu ihm. Aber er hatte Augen, er hatte Ohren, und er hatte mitbekommen, wie Savian in Rostod nach dem Massaker Befehle gab, als ob er die ganz große Nummer sei, und diese grimmige, blöde Ziege, seine Nichte, war da auch herumgelaufen, und er hatte den Namen Conthus gehört. Ganz sanft war der immer wieder ausgesprochen worden, und die Rebellen hatten sich daraufhin die Nase auf den blutgetränkten Boden gedrückt, als sei er der verdammte Euz höchstpersönlich. Er hatte gesehen, was er gesehen hatte, und er hatte gehört, was er gehört hatte, und dieser alte Sack war nicht einfach nur einer von vielen, die vom Glück beim Goldsuchen träumten. Seine Träume waren viel blutiger. Er war der schlimmste der Rebellen, und nichts deutete darauf hin, dass einer der anderen etwas davon ahnte. Da hockte er und sah aus, als hätte er immer recht, doch das letzte Wort, das würde Häcke haben. Er hatte Pech gehabt, klar, aber er erkannte eine gute Gelegenheit, wenn sie sich ihm bot. Er musste nur den richtigen Moment abwarten, um sein Geheimnis zu Gold zu machen.
    Aber bis dahin würde er abwarten und lächeln und darüber nachdenken, wie sehr er diesen stammelnden Arsch Buckhorm hasste.
    Er wusste, dass er damit Kraft verschwendete, die er gar nicht hatte, aber manchmal hasste Raynault Buckhorm sein Pferd. Er hasste sein Pferd, und er hasste seinen Sattel und seine Wasserflasche und seine Stiefel und seinen Hut und sein

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