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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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auch nassen Menschen eine helfende Hand hinstrecken.«
    »Und das haben Sie nicht getan«, ergänzte Scheu.
    Majud schüttelte den Kopf. »Sie könnten einem Blinden eine Brille verkaufen.«
    »Die nicht weniger nützlich wäre als ein Gebet für einen Schurken«, kommentierte Tempel das mit frommem Augenaufschlag.
    Der Kaufmann rieb sich den kahlen Schädel. »Nun gut. Aber ich kaufe nicht die Katze im Sack. Sprechen Sie ein Gebet, und wenn mich Ihre Worte überzeugen, dann werde ich an diesem Morgen einen fairen Preis bezahlen und an den folgenden Tagen auch. Ich werde versuchen, diesen Posten als nicht näher bezeichnete Aufwendungen zu verbuchen.«
    »Also Aufwendungen.« Scheu beugte sich zu Tempel. »Du wolltest doch eine Pause von der Treiberei. Das hier würde dir ein stetiges Einkommen sichern. Zeig dich mal ein bisschen gläubig, Rechtskundiger.«
    »In Ordnung«, flüsterte Tempel zurück. »Aber wenn ich der neue Priester werden soll, dann will ich die Stiefel des alten.« Er kletterte auf einen der Wagen, und die spontan zusammengekommene Gemeinde bildete einen ungleichen Halbkreis. Zu Scheus Überraschung erschien fast der halbe Trupp. Nichts treibt die Menschen so zum Gebet wie der Tod, dachte sie, und die Demonstration göttlichen Zorns der letzten Nacht sorgte sicher auch für verstärkte Anwesenheit. Die Suljukisen waren vollzählig erschienen. Lady Ingelstad stand hoch aufgerichtet und neugierig da. Ebenso Gentili mit seiner angejahrten Verwandtschaft. Buckhorm mit seiner jungen Familie. Die meisten Huren und auch ihr Lude, obwohl Scheu den Verdacht hatte, dass er vor allem seine Pferdchen im Auge behalten wollte und nicht unbedingt aus Liebe zum Allmächtigen aufkreuzte.
    Es folgte ein kurzer Augenblick der Stille, die lediglich von dem Kratzen von Häckes Messer unterbrochen wurde, der Fleischstücke aus einer toten Kuh schnitt, und vom Kratzen von Savians Schaufel, der die sterbliche Hülle des ehemaligen Geistlichen des Trupps zur Ruhe bettete. Ohne Stiefel. Tempel umfasste mit der rechten Hand seine Linke und wandte sein Gesicht demütig zum Himmel. Der sich nun hoch und klar über ihnen erstreckte, ohne eine Spur göttlichen Zorns.
    »Gott …«, begann er.
    »So ähnlich, aber nicht ganz!«, rief jemand laut. Der alte Dab Süß kam angeritten, die Zügel locker zwischen zwei Fingern. »Guten Morgen, meine tapferen Gefährten!«
    »Wo zur Hölle haben Sie sich herumgetrieben!«, rief Majud.
    »Ich war auf Kundschafterritt. Dafür bezahlen Sie mich doch, oder nicht?«
    »Aber auch dafür, dass Sie uns bei Stürmen zur Seite stehen!«
    »Auf dem Weg durch Fernland kann ich Ihnen nicht auf jeder Meile das Händchen halten. Wir waren im Norden.« Damit deutete er mit dem Daumen über die Schulter.
    »Im Norden«, echote Weinender Fels, der es irgendwie gelungen war, sich dem Trupp völlig lautlos aus der entgegengesetzten Richtung zu nähern.
    »Wir haben ein paar Geisterspuren verfolgt, um euch vor unliebsamen Überraschungen zu bewahren.«
    »Geisterspuren?«, wiederholte Tempel, der aussah, als würde ihm schlecht.
    Süß hob beruhigend die Hand. »Noch muss sich hier niemand in die Hosen machen. Hier draußen in Fernland sind immer irgendwo ein paar Geister unterwegs. Die Frage ist nur, welche und wie viele. Wir befürchteten, dass die Spuren auf Sangieds Leute hinweisen würden.«
    »Und?«, fragte Corlin.
    »Bevor wir sie aufspüren konnten, brach dieser Sturm los. Da konnten wir nichts anderes tun, als hinter einem Felsen Schutz zu suchen und ihn vorüberziehen zu lassen.«
    »Hm, hm«, brummte Weinender Fels vermutlich zustimmend.
    »Ihr Platz wäre hier bei uns gewesen«, knurrte Lord Ingelstad.
    »Selbst ich kann nicht überall sein, Euer Lordschaft. Aber beschweren Sie sich ruhig. Verachtung ist das Brot des Kundschafters. Jeder weiß so lange einen besseren Weg zur Erledigung der Dinge, bis er tatsächlich schildern soll, wie er es machen würde. Wir vermuteten, dass es im Trupp genug Leute mit mutigem Herzen und klarem Verstand geben würde, um diese Situation zu meistern – nicht dass ich Eure Lordschaft zu einer dieser beiden Parteien zählen würde –, und was ist geschehen?« Süß schob die Unterlippe vor und nickte inmitten des tropfnassen Lagers und der mitgenommenen Bewohner in die Runde. »Na gut, ein paar Kühe sind verschwunden, aber das war auch wirklich ein ganz schöner Sturm letzte Nacht. Hätte viel schlimmer kommen können.«
    »Soll ich runterkommen?«, fragte

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