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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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mit weißer Stickerei Aschjids Gewand erkannt. Sie nahm ihren Hut ab. Das erforderte der Respekt irgendwie. »Ist nicht mehr viel von ihm übrig.«
    »So sieht’s wohl aus, wenn ein paar hundert Kühe über einen Menschen hinwegtrampeln.«
    »Hoffentlich finde ich das nie selbst heraus.« Scheu erhob sich und schob sich den Hut wieder auf den Kopf. »Wir sagen es wohl am besten den anderen.«
    Im Lager herrschte überall Betriebsamkeit. Die Leute richteten, was der Sturm ruiniert hatte, und sammelten ein, was vom Wind weggeweht worden war. Einige Tiere waren vermutlich meilenweit weggelaufen, und Lief und ein paar andere machten sich daran, sie aufzuspüren und zusammenzutreiben. Lamm, Savian, Majud und Tempel waren damit beschäftigt, einen Wagen zu reparieren, den der Wind umgerissen und in einen Graben gestürzt hatte. Oder zumindest hoben Lamm und Savian den Wagen an, und Majud machte sich mit Zwinge und Hammer an der Achse zu schaffen, während Tempel die Nägel hielt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er, als sie näher kamen.
    »Aschjid ist tot«, antwortete Scheu.
    »Tot?«, schnaufte Lamm, ließ den Wagen wieder auf den Boden sinken und massierte seine Hände.
    »Ziemlich sicher«, sagte Corlin. »Die Herde ist über ihn hinweggetrampelt.«
    »Ich hatte ihm gesagt, er solle bleiben, wo er war«, knurrte Savian. Der Mann war enorm feinfühlig.
    »Wer wird nun für uns beten?« Majud sah tatsächlich besorgt aus.
    »Muss man denn für Sie beten?«, fragte Scheu. »Hätte gar nicht gedacht, dass Sie so eine fromme Eule sind.«
    Der Kaufmann strich sich über das spitze Kinn. »Zwar findet sich der Himmel am Grund einer gefüllten Börse, aber … ich habe mich an das morgendliche Gebet gewöhnt.«
    »Ich mich auch«, sagte Buckhorm, der mit einigen seiner zahlreichen Söhne zu ihnen getreten war, um sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
    »Wer hätte das gedacht«, brummte Tempel. »Dann hat er ja doch ein paar Leute bekehrt.«
    »Hör mal, du Rechtskundiger!«, wandte sich Scheu an ihn. »Hast du nicht gesagt, dass du früher auch mal Priester warst?«
    Tempel verzog das Gesicht und raunte ihr leise zu: »Ja. Aber von den vielen peinlichen Episoden in meiner Vergangenheit ist das vielleicht diejenige, für die ich mich am meisten schäme.«
    Scheu zuckte die Achseln. »Es gibt natürlich immer einen Platz für dich als Treiber hinter der Herde, wenn dir das besser passt.«
    Tempel dachte kurz nach. »Mehrere Jahre lang wurde ich von Kahdia, dem Hohen Haddisch des Großen Tempels von Dagoska und weltbekannten Redner und Theologen, persönlich unterwiesen.«
    »Also …« Buckhorm schob sich den Hut mit ausgestrecktem Finger leicht nach hinten. »Kö… können Sie nun ein Gebet sprechen oder nicht?«
    Tempel seufzte. »Ja. Ja, das kann ich.« Nur für Scheu hörbar fügte er hinzu: »Das Gebet eines ungläubigen Priesters vor einer ungläubigen Gemeinde verschiedenster Nationalitäten, deren Unglaube sich auf die unterschiedlichsten Dinge richtet.«
    Scheu tat das mit einem Achselzucken ab. »Wir sind jetzt in Fernland. Da brauchen die Leute wahrscheinlich was Neues, woran sie zweifeln können.« Zu den anderen sagte sie: »Er wird das verdammt beste Gebet sprechen, das ihr je gehört habt! Schließlich heißt er nicht umsonst Tempel! Religiöser geht’s doch gar nicht!«
    Majud und Buckhorm tauschten einen skeptischen Blick. »Wenn ein Prophet vom Himmel fallen kann, dann ist es wohl ebenso gut möglich, dass er von einem Fluss angespült wird.«
    »Und so viel Auswahl … haben wir ja auch gerade nicht.«
    »Dafür ist letzte Nacht ungefähr alles andere vom Himmel gefallen«, sagte Lamm und sah den letzten Regenwolken nach.
    »Und was bekomme ich dafür als Honorar?«, fragte Tempel.
    Majud runzelte die Stirn. »Aschjid haben wir nicht bezahlt.«
    »Für Aschjid zählte nichts außer Gott. Ich muss auch an mich denken.«
    »Und an deine Schulden«, erinnerte Scheu.
    »Und an meine Schulden.« Tempel warf Majud einen mahnenden Blick zu. »Wie viel wohltätiger Geist in Ihnen steckt, das haben Sie schließlich deutlich gezeigt, als Sie sich weigerten, einem Ertrinkenden zu helfen.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass mir die Wohltätigkeit so wichtig ist wie allen Menschen, aber ich muss auf meinen Partner Curnsbick Rücksicht nehmen, der Rechenschaft über die kleinste Summe fordert.«
    »Wie Sie uns ja oft genug erklären.«
    »Außerdem waren Sie damals nicht am Ertrinken, Sie waren nur nass.«
    »Man kann

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