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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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feucht schimmerten und sich darunter beinahe etwas andeutete wie …
    »Ich hab gefragt, wo ist die Herde?«, brüllte sie ihm ins Gesicht.
    »Äh …« Tempel deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Vielleicht eine Meile hinter uns!«
    »Der Sturm hat die Viecher unruhig gemacht.« Lief hatte die Augen ein wenig zusammengekniffen, ob wegen des scharfen Winds oder vielleicht auch wegen Tempel war schwer zu sagen.
    »Buckhorm hat Angst, dass die Herde auseinanderrennt. Deswegen sollten wir rund ums Lager Feuer anzünden.« Tempel deutete auf den Halbkreis aus neun oder zehn Feuern, die sie noch zustande gebracht hatten, bevor der Regen einsetzte. »Damit wir die Herde vielleicht in eine andere Richtung lenken können, falls die Tiere in Panik geraten!« Allerdings sahen ihre rauchenden kleinen Brände nicht so aus, als ob sich auch nur eine Herde Lämmer davon beeindrucken lassen würde. Der Wind blies heftig, riss den Rauch von den Feuern und trug ihn hinaus in die Große Ebene, fuhr mächtig in das hohe Gras, zerrte in Wellen und Spiralen an den Samenständen der Halme. »Wo ist Süß?«
    »Keine Ahnung. Wir müssen uns hier jetzt allein durchbeißen.« Sie zog ihn an seinem nassen Mantel in die Höhe. »Hier bekommst du kein Feuer mehr angezündet! Wir müssen zurück zu den Wagen!«
    Die drei kämpften sich durch den inzwischen wild peitschenden Regen, der von Windböen getrieben wurde. Scheu führte ihr nervöses Pferd am Zaum. Eine seltsame Düsternis hatte sich über der Ebene ausgebreitet, und sie konnten die Wagen erst sehen, als sie schon fast drauffielen. Die Leute zerrten verzweifelt an ihren Ochsen, versuchten, ausschlagende Pferde anzuhobbeln, banden schnappendes und beißendes Kleinvieh an oder kämpften mit ihren eigenen Mänteln oder mit ihrem Ölzeug, das der Wind in wild um sich schlagende Gegner verwandelte.
    Inmitten all dessen stand Aschjid mit vor Eifer vorquellenden Augen, die sehnigen Arme zum Himmel emporgestreckt, und der Idiot des Trupps kniete zu seinen Füßen; gemeinsam wirkten sie wie das Standbild eines zum Märtyrer gewordenen Propheten. »Dem Himmel kann man nicht entfliehen!«, kreischte Aschjid mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Vor Gott kann man sich nicht verstecken! Gott sieht immer zu!«
    Er war ein Priester der gefährlichsten Sorte, dachte Tempel – einer von denen, die wirklich an ihre Religion glaubten. »Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Gott zwar gerne zusieht«, rief er ihm zu, »aber nichts davon hält, sich mal die Ärmel hochzukrempeln und mit anzufassen?«
    »Wir haben andere Sorgen als diesen Blödmann und seinen Narren«, zischte Scheu. »Wir müssen die Wagen näher zusammenbringen – wenn die Herde hier durchbricht, dann kann wer weiß was passieren!«
    Der Regen fiel jetzt in Strömen, und Tempel war so nass, als hätte man ihn in einer Wanne untergetaucht. Sein erstes Bad seit Monaten, wenn man mal darüber nachdachte. Er sah Corlin, die mit zusammengebissenen Zähnen und an den Kopf geklatschtem Haar mit ein paar Stricken kämpfte, um ein Stück flatternde Plane festzuzurren. Ganz in ihrer Nähe hatte Lamm seine Schulter gegen einen Wagen gedrückt und schob, als könnte er ihn ganz allein bewegen. Es gelang ihm auch, zumindest ein bisschen. Dann sprangen ein paar durchnässte Suljukisen zu ihm hin, stemmten sich ebenfalls gegen die Planken und bekamen die Räder frei. Luline Buckhorm hob ihre Kinder auf einen Wagen, Tempel trat zu ihr, um ihr zu helfen, und schob sich wieder das Haar aus der Stirn.
    »Bereuet!«, kreischte Aschjid. »Dies ist kein Sturm, es ist der Zorn Gottes!«
    Savian zog den Prediger an seinem zerlumpten Gewand zu sich heran. »Das ist ein Sturm. Wenn du so weiter quatschst, dann zeige ich dir den Zorn Gottes!« Damit schleuderte er den Alten zu Boden.
    »Wir müssen …« Scheus Mund bewegte sich weiter, aber der Wind raubte ihr die Worte. Sie zog an Tempel, und er stolperte hinter ihr her, nur ein paar Schritte zwar, aber sie fühlten sich an wie Meilen. Es war finster wie in schwärzester Nacht, ihm lief das Wasser übers Gesicht, und er zitterte vor Kälte und Angst und ließ die Hände hilflos hängen. Als er sich umwandte, war es, als ob das Lager plötzlich verschwunden war, und Panik ergriff ihn.
    In welcher Richtung befanden sich die Wagen? Wo war Scheu?
    Eines seiner Feuer qualmte in der Nähe, die Funken stoben in die Dunkelheit, und er stolperte darauf zu. Der Wind kam ihm entgegen wie eine zuschlagende Tür, und

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