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Blutkrieg

Blutkrieg

Titel: Blutkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verbarg, die das Zuhause eines
Menschen war – oder was immer Fjalar in Wahrheit auch sein
mochte. Automatisch hielt Andrej nach dem Besitzer dieses
kümmerlichen Erdlochs Ausschau, konnte aber weder ihn noch
seine Spuren irgendwo erkennen. Hätte nicht Gryla Fjalars
Fähigkeiten gerühmt, seine Spuren zu verwischen, hätte ihn der
Anblick wohl beruhigt.
    Obwohl Andrej sich beeilte, gelang es ihm nicht, Gryla
einzuholen, bevor sie die Höhle erreichte und darin verschwand.
Geduckt, um sich nicht – wie die ersten beiden Male – den Kopf
an der niedrigen Decke zu stoßen, die wie alles hier aus
stahlhartem Eis bestand, folgte er ihr. Für einen Moment schien
sie mit dem lautlos wirbelnden grauen Dampf, der Fjalars
unterirdisches Reich erfüllte wie der Qualm eines schlecht
geschürten Herdfeuers, zu verschmelzen und wurde vor seinen
Augen zu einem Schatten im wogenden Grau. Andrejs Gesicht
und Hände begannen zu prickeln, und für einen kurzen Moment
genoss er das wohltuende Gefühl von Wärme, die ihn ganz
umhüllte.
    Ebenso wie in Grylas Felsenburg gab es auch hier keinen
Kamin und keine Feuerstelle. Die Wärme stammte aus heißen
Quellen, die sich hinter dem dichten Dampf verbargen. Für
jeden, der unvorsichtig genug war, die Höhle zu stürmen,
konnten sie zu einer wirklich unangenehmen Überraschung
werden, denn das Wasser in den kleinen Kesseln war nicht
warm, es kochte. Als Andrej seinen kranken Freund hier
heruntergebracht hatte, hatte er den heißen Dampf genossen,
doch spätestens als er zusammen mit dem Gnom aufgebrochen
war, hatte er begriffen, welch bitteren Preis er für die feuchte
Wärme bezahlen musste. Der Dampf hatte seine Kleider
durchtränkt, und kaum dass sie die Höhle verlassen hatten,
waren sie nach wenigen Schritten nass und schwer geworden.
Auch Grylas seltsamer weißer Mantel schimmerte feucht, als sie
ein paar Schritte tief in die Eishöhle eingedrungen waren.
    »Abu Dun ist dort.« Andrej deutete auf einen niedrigen
Durchgang in der gegenüberliegenden Wand, hinter dem sich
eine kleinere, ebenfalls von einer heißen Quelle erwärmte Höhle
befand. Dort hatte er Abu Dun auf Fjalars Geheiß hin abgeladen,
denn der Zwerg hatte behauptet, es wäre der wärmste und
sicherste Teil seiner Behausung. Wenn das stimmte, wollte
Andrej den Rest gar nicht erst kennenlernen.
    Gryla eilte voraus und kniete bereits neben Abu Dun, als
Andrej sie abermals einholte. Der Nubier lag in derselben
Haltung da, in der Andrej ihn zurückgelassen hatte: Auf der
Seite zusammengerollt, wie ein absurd großer Fötus. Er trug
seinen schweren schwarzen Mantel, und Fjalar hatte alle Decken
zusammengesucht, die er besaß, um Abu Dun zu wärmen.
Trotzdem zitterte er so heftig, dass man das Klappern seiner
Zähne hören konnte. Der Anblick tat ihm weh, und Angst
schloss ihre unbarmherzige eisige Faust um Andrejs Herz. Es
war das allererste Mal in Jahrhunderten, dass er den Nubier krank sah. Männer wie sie konnten nicht krank werden. Vielleicht sind wir tot, und das hier ist die Hölle.
    »Das ist erstaunlich«, sagte Gryla. Sie hatte sich auf die Knie
sinken lassen und sah verwirrt auf Abu Duns Gesicht hinab, das
ebenso schwarz war wie sein Mantel und der mächtige Turban,
den er trug. Bisher hatte sie ihn nicht einmal berührt.
    »Ich sagte dir, er ist ein außergewöhnlicher Mann«, entgegnete
Andrej, doch Gryla schüttelte hastig den Kopf, ohne den Blick
von Abu Duns Gesicht zu wenden. Es glänzte nass, und Andrej
vermochte nicht zu sagen, ob es der niedergeschlagene Dampf
aus der heißen Quelle oder Schweiß war. Vermutlich beides.
    »Nein, das meine ich nicht«, sagte sie. »Dein Freund.
Er müsste tot sein.«
»Wenn du nicht bald etwas tust, wird er sterben«, gab Andrej
scharf zurück, vielleicht schärfer als beabsichtigt.
    Gryla schien ihm diese kleine Entgleisung jedoch nicht
übelzunehmen. Vielleicht spürte sie, dass es nur die Sorge um
Abu Dun war, die ihn dazu getrieben hatte. Einen Moment lang
sah sie noch mit unübersehbarer Sorge auf Abu Dun hinunter,
dann schüttelte sie abermals den Kopf, seufzte leise und griff
unter ihren Mantel.
»Was tust du?«, erkundigte sich Andrej misstrauisch. Seine
    Hand glitt gegen seinen Willen zum Schwertgriff.
»Worum du mich gebeten hast«, erwiderte Gryla. Ihr leicht
vorwurfsvoller Blick tastete über seine rechte Hand und den
Griff der Waffe. Hastig zog Andrej die Hand zurück. »Ich kann
ihm helfen. Noch ist es nicht

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