Blutkult (German Edition)
mit der Zeit immer mächtiger werden.
Gemeinsam hießen sie Patryous willkommen.
Bei näherer Untersuchung der gefallenen Strygarer wurde den Unsterblichen klar, aus wie vielen Völkern der Fürst von Nemar seine Untergebenen rekrutiert hatte. Sie stammten aus dem Norden, und dem Osten, dem Süden und dem Westen.
„ Der Schöpfer all dieser Wesen hier“, sagte Ayrus, „verfügt über eine Art von Magie, die uns völlig fremd ist. Seht euch die von ihm erschaffenen Fußsoldaten gut an, die bleiche Haut, die spitzen Eckzähne. Und erinnert euch, wie sie erschraken, als das Licht der Sonne die Wolken durchbrach. Diese Kreaturen sind nicht nur das Ergebnis des Trinkens von Götterblut. Die Macht, die hierbei in all ihrer Verdorbenheit einen Beitrag leistete, ist in ihrer Größe nur zu erahnen. Doch zusammen mit Larkyens Bericht über die sichere Fähigkeit des Fürsten, dem Feuer zu gebieten, sowie über seinen Brunnen des Lebens, drängt sich mir der Verdacht auf, dass der Fürst ein Gegner ist, der im Gegensatz zu seinen Truppen nicht einfach nur mit Waffen und Körperkraft bekämpft werden kann.“
„ Der schwarze Stahl, der überall auf diesem Schlachtfeld verstreut liegt, versunken in einem Brei aus Eingeweiden und Blut“, sagte Patryous, „Nur allzu deutlich strahlt die Magie der Runen aus ihm. Lange ist es her, dass ich über ein solches Schlachtfeld trat.“
Logrey nahm eines der Schwerter aus der Hand eines gefallenen Strygarers. Sorgsam musterte er die schwarze Klinge und sprach: „Ein Zeugnis von niederer menschlicher Schmiedekunst, gepaart mit der altehrwürdigen Magie des Nordens. Die Strygarer rechneten nicht damit, hier in Wehrheim auf uns Unsterbliche zu treffen, dennoch besaß ein jeder von ihnen eine Waffe aus schwarzem Stahl. Der Fürst rüstet seine Truppen gut aus, er scheint nichts dem Zufall zu überlassen und versucht jedem Feind gewachsen zu sein. Diese Streitmacht der Strygarer war auf einem Feldzug. Wehrheim wäre nur der Anfang gewesen, sie hätten sogar bis nach Kanochien und weiter vordringen können.“
Logrey spuckte auf die Überreste eines Strygarers. Feindselig blitzten seine Raubtieraugen unter den roten Brauen auf.
„ Ein Hauch Erinnerung an die Tage des Sonnensturms erfüllt mich.“
„ Ja“, seufzte Ayrus mit einem Blick zu Larkyen. „Einst brachte der Krieg unter uns Unsterblichen, der in Kyaslan der Sonnensturm genannt wird, viele solcher Schlachtfelder hervor. Der schwarze Stahl ruhte in toten Händen, doch die Magie der Runen, die ihm innewohnt, erfüllte jene Orte mit einer Aura der Macht.“
Die Unsterblichen begannen den schwarzen Stahl ihrer Feinde vom Schlachtfeld zu bergen. Sie alle wussten um die Gefahr, die eine solche Waffe in den falschen Händen für sie bedeuten konnte. Neue Streitkräfte würden sich erheben und, unterstützt durch Runenmagie, gegen die Kinder der schwarzen Sonne zu Felde ziehen. Niemals durfte das geschehen.
Draußen vor der Stadtpforte hoben die Unsterblichen mit Spaten und Schaufeln eine tiefe Grube aus. Aufgrund ihrer übermenschlichen Leibeskraft hatten sie in kürzester Zeit Unmengen an Erde bewegt und ernteten die neugierigen und ungläubigen Blicke vieler schaulustiger Wehrheimer. Sie vergruben die Waffen ihrer Feinde und stellten einen Felsen, von der Größe zweier ausgewachsener Männer, auf die lockere Erde. Als letzte Hinterlassenschaft kratzte Ayrus mit einem Messer in zackiger Runenschrift einen Vers ins Gestein, der lautete: „Von verfluchter Feindeshand geschmiedet und in Schmach geführt, ruht hier der schwarze Stahl aus der Schlacht von Wehrheim, der dennoch in nordischem Glanz erstrahlt.“
Kapitel 10 – Das Haus der Heilung
Das Haus der Heilung war ein Steingebäude mit flachem Strohdach, das einst um den breiten Stamm einer Esche herum errichtet worden war. Aus den offenen Türen und Fenstern drangen die Schreie von Verwundeten. Der Heiler Sigurian tat für sie, was in seiner Macht stand, um ihnen Hilfe zu leisten, oftmals vergebens. Seiner Bitte um Unterstützung waren nur wenige der Überlebenden nachgekommen. Einer davon jedoch war Ayrus. Die Heilkunst des Kyaslaners umfasste auch die Versorgung von Sterblichen und war den Kenntnissen Sigurians um Jahrhunderte voraus. Viele Sterbliche vermochte Ayrus vor dem Tod zu bewahren.
Larkyen hatte den Kyaslaner begleitet und trat nun auf der Suche nach Etain zwischen den vielen Reihen von Strohbetten hindurch. Die Verletzungen der
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