Blutkult (German Edition)
auf einen Sieg.
Längst hatte sich Larkyen zu seinen unsterblichen Gefährten durchgeschlagen.
„ Seht!“, rief Ayrus plötzlich und deutete zum Himmel.
Die dichte Wolkendecke, die wie ein schwarzes Tuch jegliches Licht verdeckt hatte, brach auf. Mit grellen weißen Strahlen benetzte Sonnenlicht die Dächer der Häuser.
Die Strygarer stießen Schreie des Entsetzens aus. Sie wandten sich vom Licht ab, bedeckten ihre Augen und suchten vergebens Zuflucht in den Nebelschwaden.
„ Diese Brut fürchtet das Licht der Sonne!“, rief Ayrus.
„ Keine Gnade!“, befahl Logrey mit schmetternder Stimme, und nur zu gern ließen die Verteidiger diesen Worten Taten folgen.
Und noch während die gespenstische Finsternis einem sonnigen Tag wich, errang das aus einer gemeinsamen Not entstandene Bündnis aus Sterblichen und Unsterblichen den Sieg.
Als ob der Morgen graute, begann im Tal die Natur zu erwachen, Vögel zwitscherten, Grillen zirpten im Gras, und die Knospen der Blumen öffneten sich. Sieg!
Kapitel 9 – Nach der Schlacht
Der Freudentaumel der Sterblichen über ihren Triumph verebbte schnell. Jetzt erst wurde ihnen das verheerende Ausmaß dieser Schlacht bewusst. Der hölzerne Wall war gebrochen, eine der Häuserreihen vollständig eingestürzt. Neun weitere Häuser standen in Flammen, und nur mit knapper Not, konnten die Wehrheimer das Feuer unter Kontrolle bringen.
Die Erde hatte viel Blut getrunken, und die Straßen Wehrheims waren übersät mit den Leibern der Gefallenen. Menschen suchten unter den Gefallenen nach ihren Angehörigen, und das Wehklagen derer, die fündig wurden, hallte noch lange in den Straßen wider.
Das Ende einer Schlacht, so wusste Larkyen aus Erfahrung, war keinesfalls von der Art Harmonie und Glückseeligkeit geprägt wie die alten Heldengeschichten es den Menschen immer glauben machen wollten. Hier triumphierte der Tod.
Behäbig trotte der Gebirgsbär zwischen den Überresten der gefallenen Strygarer hin und her. Seine tobende Urgewalt war einer entspannten Ruhe gewichen. Er schnüffelte an den Überresten und schüttelte sich. Der Gestank, der von den Strygarern ausging, erinnerte in seiner Fäulnis an den Sumpf, aus dem sie aufgebrochen waren.
An der Seite des Gebirgsbären befand sich eine Frau mit rötlicher Haut und langem schwarzen Haar. Neben diesem Berg aus Fell und Muskeln erschien ihre Statur winzig. Die Frau trug erdfarbene Kleidung aus gegerbtem Leder, und ein mit Pelz besetzter Umhang fiel ihr über die Schultern. Bernsteinfarbene Raubtieraugen funkelten in ihrem Gesicht und wiesen sie als eine Tochter der schwarzen Sonne aus.
Mit Freude in der Stimme rief Tarynaar ihren Namen aus: „Patryous!“
Tarynaar und Patryous tauschten einen Blick, der ihre innige Liebe offenbarte. Obwohl Larkyen ihnen schon früher begegnet war, so hatte er über ihre Beziehung bisher nur spekulieren können.
Larkyen war sich gewiss, dass die Unterstützung des Gebirgsbären keinesfalls ein Zufall gewesen war. Nun wurde ihm klar, dass jenes Tier Patryous` Einfluss unterstand.
Die Unsterbliche begann zu dem Gebirgsbären zu sprechen: „Mein Dank für das Bündnis. Ich ehre und respektiere deine Stärke und Furchtlosigkeit. In Frieden sollst du zurückkehren in die Wildnis der Berge.“
Bedächtig trottete der Gebirgsbär von dannen und kehrte Wehrheim den Rücken. In der ehrfurchtsvollen Stille dieses Moments vibrierte der Erdboden unter den Schritten seiner baumstammbreiten Tatzen.
Das besondere Verhältnis von Kindern der schwarzen Sonne zu den Tieren der Wildnis, hatte sich Larkyen niemals so ganz erklären können. Er hatte immer nur vermutet, dass es an den vielen Eigenschaften lag, die sie gemeinsam hatten, und mehr denn je wurden ihm der Wert und die Reinheit seiner eigenen Art bewusst.– Sie waren allesamt Raubtiere, Jäger, und sie strebten nach stetiger Weiterentwicklung und Anpassung, deren einziges Gesetz das Überleben bedeutete.
Tarynaar war Larkyens Bewunderung nicht entgangen, und er sprach zu ihm: „Schon bald wirst auch du lernen, wie du jedes Tier in der Natur zu deinem Verbündeten machen kannst.“
Früher oder später würde Tarynaar auch sein Mentor sein, das wusste Larkyen. Viele Kinder der schwarzen Sonne hatte Tarynaar in die Geheimnisse und Künste der Unsterblichen eingeweiht. Über die Ewigkeit hinweg gab es noch so vieles zu lernen, und Larkyen war wissbegierig. Nicht grundlos hieß es, die Söhne und Töchter der schwarzen Sonne würden
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