Blutkult (German Edition)
sich um ihn und die Kinder der anderen. Ich bin Teil dieser Gemeinschaft und fähig zu kämpfen, daher ist es meine Pflicht, hier zu sein. Schon einmal wurde mir mit Gewalt genommen, was Teil meines Lebens war, und das soll sich niemals wiederholen.“
Etain war nun kaum mehr fähig, sich auf den Beinen zu halten. Während sie sich mit letzter Kraft auf den Langbogen stützte, fegte der Schwertstreich eines Strygarers auf sie zu. Noch ehe der schwarze Stahl der jungen Mutter zum Verhängnis werden konnte, zog Larkyen sie in Sicherheit. Etain war kaum mehr bei Bewusstsein, und bevor sich ihre Augen schlossen, flüsterte er ihr zu: „Du hast für heute genug gekämpft, dein Sohn kann stolz auf seine Mutter sein.“
Larkyen trug sie rasch aus dem Schlachtengetümmel hinaus in die hinteren Reihen. Immer wieder rief er Sigurians Namen, und der Heiler eilte herbei, so schnell ihn seine alten Beine trugen.
„ Kümmere dich um sie“, bat Larkyen.
„ Sie muss sofort in das Haus der Heilung!“ rief Sigurian.
Hastig nickend, winkte Sigurian einen seiner Helfer zu sich. Ein Knabe, lediglich an der Grenze zum Mannesalter, nahm Larkyen die Frau aus den Armen.
In den Augen des Helfers stand all das Grauen geschrieben dass er seit Ausbruch der Kampfhandlungen hatte mitansehen müssen.
Bevor Larkyen in die Schlacht zurückkehrte, packte Sigurian ihn am Arm. Der Blick mit dem der Heiler ihn ansah, war diesmal von Dankbarkeit erfüllt.
„ Es ist gut zu wissen, dass du und die deinen unserer Stadt beistehen.“
Der Rückzug der Verteidiger fand auf dem Marktplatz ein Ende, wo Logrey schließlich das Kommando übernahm und somit die Einsicht zeigte, dass man in einer Zeit der Not nur vereint auf einen Sieg hoffen konnte.
Der Kyaslaner hob sich in seiner pechschwarzen Rüstung deutlich von den Sterblichen ab, von denen nur wenige überhaupt für schweres Gefecht gerüstet waren. Der militärischen Autorität des Kyaslaners vermochte sich niemand zu widersetzen. Logrey bellte seine Befehle, und dirigierte die Schwert- und Speerträger ebenso wie die Bogenschützen, um eine strategisch gute Front zu bilden.
Seite an Seite waren die Götter nun mit den Sterblichen zu einem letzten Aufgebot versammelt.
Ein Donnerschlag ließ das Erdreich erbeben, woraufhin sich die Strygarer unverzüglich in die Finsternis zurückzogen.
Durch das offene Stadttor wehte dichter Nebel hinein. Aus den Schwaden traten acht Soldaten in silbernen Rüstungen hervor. Ihnen folgte ein Reiter, der sich nur langsam und beinahe erhaben vorwärts bewegte. Auch er trug eine silberne Rüstung, prunkvoller und ausladender als die seiner Fußsoldaten. Seinen Helm zierten zwei lange Hörner. Der Reiter schob das gelochte Visier nach oben und zeigte sein Gesicht; es war blass, mit blutunterlaufenen Augen. Interessiert musterte er die bewaffneten Wehrheimer.
Triumphierend erhob der Reiter einen langen schwarzen Speer und rief: „Bewohner von Wehrheim, ihr steht der übermächtigen Armee von Strygar, dem Fürst von Nemar gegenüber. Ich bin Beliar, Sohn des Fürsten und Befehlshaber seiner Soldaten. Hier und jetzt beginnt eine neue Ära Laskuns, nicht länger ist unser Land ohne Herrscher, nicht länger sind wir ohne Streitmacht. Erkennt den Machtanspruch von Fürst Strygar auf die Herrschaft über ganz Laskun an, legt eure Waffen ab und kniet nieder.“
Für einen Moment war es still, dann war Widerspruch aus den Reihen Wehrheims zu hören: „Laskun ist frei, eher kämpfen wir, statt uns zu beugen.“
„ Welche Wahl habt ihr denn?“ fragte Beliar. „Was ist ein Mensch im Vergleich zu einem Strygarer? Er kann ein Untertan sein, treu und lebendig, oder einfach nur Beute, zum Tode verurteilt.“
Nun war es Merkor, der seine Stimme erhob: „Ich wäre lieber tot, anstatt mich vor einem Hund in den Schmutz zu werfen. Sieg oder Tod, wir kämpfen.“
Beliars Lippen verzogen sich zu einem hässlichen Grinsen. „Überdenkt eure Entscheidung gut“, sagte er. „Ihr seid unterlegen, und ihr seid nur gewöhnliche Menschen.“
„ Wenn du dich da nicht irrst“, rief Larkyen.
Er trat aus den Reihen der Sterblichen hervor, das Schwert Kaerelys in der Hand und sah grimmig zu Beliar auf.
Beliar von Nemar hätte überraschter nicht sein können. Das Grinsen wich aus seinem bleichen Gesicht, und für einen Moment zuckte der Fürstensohn sogar zusammen.
„ Du solltest doch tot sein“, flüsterte Beliar ungläubig, „mein Speer hat dich
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