Blutkult (German Edition)
viele Gletscher“, erklärte Regar, „die sich über die Jahrtausende der Eiszeit in die Berge hineinfraßen. So entstanden diese Spalten und noch viel mehr Höhlen. Die Fürsten kannten sie nicht, denn sie beschäftigten sich zu sehr mit der Erhaltung ihrer Macht und suhlten sich im angehäuften Reichtum.“
Ihr Weg führte in die mittlere Spalte und neigte sich dann steil abwärts.
Während Larkyen und die anderen vier Unsterblichen die Umgebung bereits vollständig überprüft hatten, entzündeten die Sterblichen ihre Fackeln.
Stalaktiten ragten von einer hohen Decke herab, an den Felswänden glitzerten weiße Kristalle im Fackelschein. Das Geräusch tropfenden Wassers hallte irgendwo zwischen weiteren Felsspalten wider.
„ Ein Fremder würde Gefahr laufen, sich hier in der Unterwelt zu verirren“, sagte Regar. „Es gibt unzählige Wege in den Berg hinein, die nur wieder in andere Höhlen und Gänge münden, aber es gibt nur einen einzigen Weg, der auf der anderen Seite in den Bergen vor Frathar hinausführt. Wir werden nahe der Stadt vorbeiziehen, um nach Nemar zu gelangen, somit besteht für uns die Möglichkeit, unser Anliegen in Frathar vortragen zu können. Vielleicht werden sich uns noch einige der Krieger aus den Handelsgilden anschließen.“
„ Im Verborgenen zu reisen, ist im Verlauf eines Krieges wahrlich eine gute Strategie“, sagte Logrey zu Larkyen. Der Kyaslaner ritt dichter an ihn heran, seine grauen Raubtieraugen funkelten im schwachen Lichtschein.
„ Der Fürst wird einen Angriff von uns bereits erwarten“, sagte Logrey. „Ich kann mir vorstellen, dass er die bekannten Wege nach Nemar überwachen lässt. Vielleicht ist dieses Bündnis mit den Sterblichen nutzvoller als ich zuerst dachte.“
„ Und doch verrät mir mein Gefühl, dass du deine Meinung über sie noch immer nicht ändern wirst.“
Der Kyaslaner nickte und flüsterte, nur für die Ohren eines Unsterblichen hörbar: „Die Weisen von Kyaslan studierten die Sterblichen über viele Jahrhunderte hinweg, ihr Verhalten, ihre Errungenschaften, ihre Kriege … Die Sterblichen glauben, sie könnten die Natur und alle Tiere beherrschen. Aus diesem Glauben wird eines Tages eine Welt entstehen, in der die Sterblichen die Natur zerstören und in Begriff sein werden, ihre Lebewesen auszurotten. Sie werden nach mehr Macht und Reichtum gieren als gut für sie ist. Ihre Kriege werden verheerende Formen annehmen, Waffen werden erschaffen werden, die ein gewaltiges Feuer entfachen können, dem selbst wir nicht gewachsen sind. So stirbt die Welt einen langsamen Tod, das Land wird trostlos und karg sein, die Meere trüb und leer, der Himmel wird dunkel sein und die Luft wie giftiger Dampf. Nun kennst du den Grund für all die Verachtung, die ich gegenüber den Sterblichen hege. Es gab Zeiten, da ersehnte ich die Vernichtung der Sterblichen, wünschte mir ihre Städte in Trümmern und bat Rha-Khun, den Imperator Kyaslans, um einen Feldzug über die Kontinente, um die Zahl der Menschen zu dezimieren. Doch in seiner Weisheit erkannte der Imperator, dass wir Kinder der schwarzen Sonne zu wenige sind, um so etwas zu vollbringen.“
„ Viel Gefahr mag von Einzelnen ausgehen“, sagte Larkyen, „doch dass die Sterblichen solch grauenhafte Taten vollbringen werden, vermag ich mir nicht vorzustellen.“
„ Es wird noch lange Zeit dauern, bis sie soweit sind, um die Welt zu zerstören“, erklärte Logrey. „Noch viele tausend Jahre werden vergehen, die Welt wird sich verändern, und mit ihr die Menschen. Neue Gebirge werden entstehen, Kontinente versinken, und andere Länder und Völker werden geboren. Doch es wird geschehen – die Welt wird sterben. Alles ist unbeständig, außer uns. Die Weisen von Kyaslan haben längst erkannt, dass die Zukunft unserer Art nicht bei den Menschen liegt. Deshalb erschufen sie das Reich der Unsterblichen, wo wir uns einen Teil der Welt erhalten können. Überlege dir gut, ob du wie Tarynaar, Patryous und viele andere Unsterbliche durch die Welt der Menschen wandern willst, oder ob du nach Kyaslan einkehrst.“
„ Meine Entscheidung steht fest“, sagte Larkyen „Es gibt nur eine Welt für mich, und alles was lebt, ganz gleich ob sterblich oder unsterblich, ist ein Teil von ihr. Die Söhne und Töchter der schwarzen Sonne könnten die Zerstörung der Welt verhindern, indem wir gemeinsam mit den Sterblichen für ein und dieselbe Zukunft eintreten. Bereits hier und jetzt, sind wir mit ihnen gegen
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